Gutachten beleuchtet Starkregenproblematik in Abentheuer und listet 44 Maßnahmenvorschläge auf
Gefahr durch Starkregen: Trauntaldorf Abentheuer will Vorsorge treffen
In der Ortsmitte von Abentheuer wurde vor einigen Jahren am Uferrand der Traun ein Freizeitgelände angelegt. In normalen Zeiten bietet sich dort ein idyllisches Bild. Nach Starkregen besteht an dieser Stelle aber die Gefahr, dass es zu Überschwemmungen kommt. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Abentheuer. Die Nationalparkgemeinde Abentheuer mit ihren knapp 440 Einwohnern liegt im Tal. Sie ist von Hängen umgeben, die Traun fließt auf ihrem Weg von der Südflanke des Erbeskopfs bis zur Mündung in die Nahe bei Neubrücke durch Abentheuer. Kleine Zuflüsse speisen sie.

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Die bisherige Erfahrung lehrt aber, dass der Bach im Ort offenbar das kleinere Problem ist, wenn es heftig regnet und Hochwasser droht. „Bei Starkregen kommt das Wasser von allen Seiten die Hänge herunter“, betonte ein Zuhörer in einer Versammlung, die unlängst im Abentheurer-Haus stattfand.

Dort stellte Brita Knappstein vom Wittlicher Ingenieurbüro Reihsner die Ergebnisse des Starkregenvorsorgekonzepts für den Ort am Fuß des Schwarzwälder Hochwalds vor. Seit vorigem Jahr wurde an diesem Gutachten gearbeitet, Bürger wurden eingebunden, es gab Ortsbegehungen, Analysen, Abstimmungsgespräche und nun die Einwohnerversammlung.

Dabei präsentierte Brita Knappstein die Resultate: Speziell für Abentheuer gibt es 44 Maßnahmenvorschläge, wie die Starkregenvorsorge verbessert werden kann. Der 114 Seiten starke Bericht weist bei diesem – wie natürlich vor allem die Flutkatastrophe im Ahrtal gezeigt hat – sehr wichtigen Thema zudem 13 Defizitbereiche im Trauntalort aus.

Das vollständige Konzept soll in den nächsten Wochen fertig sein, die Verbandsgemeindeverwaltung Birkenfeld soll es erhalten und wird es dann auf ihrer Internetseite veröffentlichen. Von dort wird auch ein Link auf die Internetseite der Ortsgemeinde Abentheuer führen, sodass Interessierte es auch dort nachlesen können.

Mehrere Zuflüsse transportieren Wasser in die Traun, aber auch von den Hängen kommt es herunter. Konsequenz: Ellweiler, das letzte Dorf vor der Mündung, bekommt bei Hochwasser die meisten Probleme. Wenn Ellweiler – und den anderen Orten am Bach natürlich ebenso – geholfen werden soll, muss also der komplette Verlauf des Traunbachs in ein Konzept verarbeitet werden.

Konzepte für insgesamt sechs Orte

Deshalb hatte die Verbandsgemeinde Birkenfeld das Büro Reihsner beauftragt, für sechs Trauntalgemeinden jeweils ein eigenes Hochwasser- und Starkregenkonzept zu entwickeln. Neben Abentheuer wurden solche Gutachten auch für die direkten Traunanrainer Brücken und Ellweiler sowie für Dambach, Meckenbach und Achtelsbach erstellt. Die drei letztgenannten Dörfer liegen an Zuflüssen in die Traun.

Das Beispiel Abentheuer zeigt aber vielleicht mehr als andere Orte am Bachlauf, dass die Gefahr im Ernstfall nicht nur über den Traunbach und die Zuflüsse kommt, sondern auch von den Hängen links und rechts am Ortsrand. Und je schneller es fließt, desto schlimmer wird es.

„Am Ende kommt alles unten an. Es ist wichtig, dass es zeitverzögert in den Ort kommt“, betonte Knappstein in der Versammlung. Die Wassermassen sollten also bestenfalls langsamer unten im Dorf anlangen. Deshalb basieren viele Vorschläge des Wittlicher Fachbüros darauf, den direkten Wasserlauf ins Tal aufzuhalten.

Rückhalte- und Sicherungsmulden, in denen sich das Wasser sammelt, sind ein Lösungsvorschlag. Man müsse Querstrukturen zum abwärts führenden Wasser schaffen, meinte sie speziell mit Blick auf die sogennante Hammerwies neben der Mühlenbergstraße. Die Mühlenbergstraße selbst ist steil und lang. Sie führt im Nordosten in Richtung Buhlenberg, wenn es regnet, fließt ordentlich Wasser runter. Einlaufbauwerke könnten dort helfen, schlug Knappstein vor. Und man müsse dafür sorgen, dass Abflusswege frei bleiben.

Auf der von der Mühlenbergstraße aus gesehen gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße (Landesstraße 165) liegt die Waldstraße. Das Wasser kommt vom Hang hinter dem Wald, der in Richtung Neuhütten führt. Knappstein schlug für diesen Bereich vor, dass neben den natürlichen Abflusswegen, die frei gehalten werden müssten, noch ein Notabflussweg angelegt werden sollte. Die Hauptstraße selbst habe zwei Senken, in denen sich das Wasser bei starkem Regen regelmäßig sammele, so der Hinweis einer Zuhörerin.

Dialog mit Nationalparkamt nötig

Probleme könnte es in Abentheuer schließlich auch deshalb geben, weil außerhalb des Orts im zum Nationalpark gehörenden Staatswaldgebiet umgefallene Bäume am Uferrand oder sogar über dem Bach liegen. Bei Starkregen könnte es also vorkommen, dass in Längsrichtung zum Bach liegende Bäume heruntergeschwemmt werden und damit das Dorf gefährden, berichtete Ortsbürgermeisterin Andrea Thiel.

Man müsse noch einmal das Gespräch mit Vertretern des Nationalparks suchen, um das Thema aufs Neue anzusprechen. Hinzu kommt: Im vorigen Winter hatte es in Richtung Hujetsmühle viel Schneebruch gegeben. Dieses nach wie vor herumliegende Geäst könnte bei Starkregen ebenfalls in die Traun geraten, sodass sich der Bach möglicherweise auf diese Weise aufstauen könnte und damit die Hochwassergefahr erhöhen würde.

Von unserem Mitarbeiter

Karl-Heinz Dahmer

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