Zwei Schauspielerinnen, ein Sprechchor, viele Szenen, die mit Humor zum Nachdenken anregen wollen und Handlungsorte zwischen antiker Mythologie und Büroalltag – das sind die Zutaten des Theaterstücks „Furien“, das am Sonntag, 4. Mai, um 15 Uhr in der Jahnturnhalle in Birkenfeld aufgeführt wird.
Doch ob griechische Götterwelt oder Neuzeit, komödiantische oder dramatische Elemente, gesprochen oder gesungen, eins haben allen Szenen des Stücks gemeinsam: das Thema Wut bei Frauen und die Wahrnehmung und teils Ausgrenzung weiblicher Emotionen in unserer Gesellschaft.
Regisseurin: „Ich bin ein sehr wütender Mensch“
Erdacht und mit Amateurschauspielern über Improvisation erarbeitet haben das Stück die Schauspielerinnen Claudia Stump und Anja Balzer, die seit mehr als 15 Jahren gemeinsam auf der Bühne stehen. Der Sprechchor besteht aus sechs Amateurschauspielerinnen. Während Stump und Balzer in vielen Szenen zwei Freundinnen spielen, übernimmt der Sprechchor oft die Rolle der Einordnung. So zum Beispiel, wenn die Freundinnen in Streit geraten über die Rolle der Frau durch Gewöhnung im Hintergrund oder durch Talent im Vordergrund. „Sei hübsch, sei lieb, sei nicht zu laut, sei anständig, nicht kompliziert“, gibt der Chor dann unisono von sich.
Doch wie kam es zu dem Theaterstück über weibliche Wut? „Ich bin ein sehr wütender Mensch“, sagt Stump, Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin von „Furien“. Sie sei schon als Kind oft wütend gewesen, wenn sie Ungerechtigkeiten oder Ohnmacht empfunden hätte, das habe sich als Erwachsene nicht geändert. „Als Kind habe ich die Wut ins Schwimmen gesteckt, habe das Wasser geschlagen, jetzt versuche ich die Wut kreativer, schaffender ins Theater, in die Kunst fließen zu lassen.“

So werde aus erlebten Ungerechtigkeiten Gesellschaftskritik. Zum Beispiel, wenn Wut bei Männern viel akzeptierter ist als bei Frauen. „Es gehört für viele angeblich irgendwie zum Mannsein dazu, seine Wut herauszulassen.“ Bei Frauen sei das anders. „Als Mädchen wirst du sehr früh dazu sozialisiert, anständig zu sein, Wut zu unterdrücken.“ Weibliche Wut werde abgewertet und ausgegrenzt. „Wenn du als Mädchen, als Frau wütend bist, giltst du als hysterisch oder eben als Furie.“ Davon wollen sie und andere Frauen sich befreien, und zwar nicht nur in einer Art „jugendlicher Rebellion“ sondern als „wirkliche Veränderung“. „Furien“ ist bereits zwei Mal in Hoppstädten (Kreis Kusel) aufgeführt worden. „Viele Frauen erkennen sich und ihre Erlebnisse in dem Stück wieder. Ich höre viele ’Jas’ und zustimmende, erkennende ’mhms’, wenn wir unsere Szenen aufführen.“ Dabei ginge es jedoch nicht darum, den Finger zu erheben: Mit Humor werde vieles aufgearbeitet, die Schauspielerinnen nehmen auch sich selbst aufs Korn. „Es ist kein Theaterstück nur für Frauen, auch Männer können einiges mitnehmen“, ist Stump überzeugt.
Aus dem Hintergrund hervortreten
Die Aufführung von „Furien“ in Birkenfeld wird die Letzte des Stücks sein. Mit dabei an ihrem Wohnort ist auch die Birkenfelderin und Trauerrednerin Angela Enz-Warth als Teil des Sprechchores. Auch sie kenne es, wenn ihre Emotionen nicht ernst genommen würden, weil sie eine Frau ist. „Meine Mutter wollte lieber einen Sohn, mein Opa hat immer gesagt ’Mädchen die pfeifen und Hühner die krähen, denen sollte man beizeiten die Hälse umdrehen’“, erzählt sie. Dabei sei sie schon als Kind sehr emphatisch gewesen. „Wenn ich Emotionen gezeigt habe, wurde ich wahlweise als Heulsuse oder Gewitterhexe bezeichnet.“ Dadurch habe Enz-Warth gelernt ihre Emotionen zu unterdrücken, in den Hintergrund zu treten. „Darf ich das sagen, darf ich auch mal verrückt sein“, seien Fragen, die sie sich als Frau heute noch häufig stelle. Stump und Balzer lernt sie beim Improvisationstheater kennen, besuchte häufiger Auftritte des Schauspielduos. „Als ich eine Mail gesehen habe von ihnen, dass sie Laienschauspieler suchen, wollte ich mitmachen, endlich aus dem Hintergrund hervortreten und mich meinen Ängsten stellen“, sagt Enz-Warth. „Durch das Theater bin ich selbstsicherer geworden, daran gewachsen und über mich hinaus gewachsen.“ Mit dem Theaterstück will sie anderen zeigen, es geht auch anders. „Wir Frauen sind auch selbst in der Verantwortung aus dem Hintergrund hervorzutreten, das macht keiner für uns“, sagt die Trauerrednerin.
Gefördert wird die Veranstaltung in Birkenfeld von der Verbandsgemeinde Birkenfeld, der Stadt Birkenfeld, sowie der Birkenfelder Kreissparkasse und dem Willi-Warth-Bestattungshaus.
Wer sich also inspirieren lassen oder auch nur herzlich über humoristisch demontierte Klischees lachen will, der erhält Karten für das Stück Furien, das am 4, Mai ab 15 Uhr in der Birkenfelder Jahnturnhalle aufgeführt wird bei der Lotto & Pressewelt im Wasgau Center an der Hauptstraße 1 in Birkenfeld. Auch eine Abendkasse wird es geben. Die Karten kosten im Vorverkauf 15 Euro und an der Abendkasse 17 Euro.