Birkenfeld
Für ein buntes Birkenfeld: 250 Gegendemonstranten erteilen NPD klare Absage

Vorne Rechtsextreme, hinten Demokraten: Die zahlenmäßige Überlegenheit der Gegendemonstranten war deutlich sichtbar.

Gerhard Ding

Birkenfeld. Ohne Ausschreitungen endete am Samstag nach gut zwei Stunden die Kundgebung der NPD auf dem Mozartplatz in Birkenfeld. 25 Vertretern der rechtsextremen Partei standen dabei mehr als 250 Menschen gegenüber, die dem Aufruf zur Gegendemo gefolgt waren. Die Polizei war mit mehr als 30 Beamten präsent. 

Von unserer Redakteurin Vera Müller

Die frühlingshaften Temperaturen ändern nichts daran: Vielen laufen an diesem November-Samstagnachmittag kalte Schauer über den Rücken. Obwohl die Luft brennt. Während Polizisten Straßen absperren, machen sich Landrat Matthias Schneider und Birkenfelds Stadtbürgermeister Miroslaw Kowalski auf den Weg von der einen Seite des Mozartplatzes auf die andere. Schneider spricht mit NPD-Anhängern – rund 25 kamen – und bittet um ein friedliches Miteinander.

Die NPD-Verantwortliche stimmt zu. Fast wirkt sie ein wenig verlegen. Nach und nach füllt sich die Seite des Platzes, die jene beanspruchen, die klar signalisieren: „Kein Platz für Fremdenhass. Kein Platz für rechte Hetze.“ Rund 250 – einige schwenken Regenbogenfahnen, andere halten selbst gestaltete Plakate „Bunt statt braun“ in die Luft oder machen mit Trillerpfeifen auf sich aufmerksam – bevölkern die Wiese. Ein rot-weißes Absperrband verhindert, dass sich die Demonstranten beider Seiten zu nahe kommen. Sicherheitsabstand macht Sinn.

Militärische Marschmusik erklingt rechts. Eine professionelle Lautsprecheranlage sorgt dafür, dass die Reden der NPD-ler gut zu hören sind. Laut sind sie, manche reden im Stakkato und mit aggressivem Tonfall. Das kennt man aus der braunen Geschichte. Die Demonstranten auf der anderen Seite halten dagegen. Es wird gebuht, gepfiffen: „Nazis raus“ donnert es über den Platz. Vor allem die jungen Demonstranten gegen Rechts haben sichtbar Schwierigkeiten, sich nicht von NPD-Parolen provozieren zu lassen. Ältere bleiben gelassener, wenden der NPD den Rücken zu, hören erst gar nicht zu. Noch ältere stehen stirnrunzelnd und schweigend am Wiesenrand. Christiane Weyand von Bündnis 90/Die Grünen hat Mühe, sich durchs rote Megaphon Gehör zu verschaffen: „Gewalt gegen Ausländer? Das kennen wir hier nur aus dem Fernsehen. Und das soll auch so bleiben. Wir sind die Gegenöffentlichkeit zur NPD auf der anderen Seite. Wir sagen klar ,Nein‘ zu brauner Hetze. Faschistische und rassistische Parolen gehörten nicht nach Birkenfeld.“ MdL Hans Jürgen Noss wirft der NPD „zutiefst zu verachtende Volksverhetzung“ vor. Und: „Birkenfeld ist seit vielen Jahren eine weltoffene Stadt, geprägt vom friedlichen Miteinander verschiedener Nationalitäten. Wir haben aus der Geschichte gelernt. Ein paar rechtsradikale Spinner machen uns das nicht kaputt.“ Der Sozialdemokrat stellt klar: „Die Aufnahme der Flüchtlinge ist eine große und schwierige Herausforderung, Der stellen wir uns, und wir wollen helfen, Menschen aus Kriegsgebieten, aus Gebieten, wo Völkermord in unendlicher Vielzahl Männer, Frauen und Kinder auf grausamste Art trifft, ganze Familien auslöscht, hier Asyl zu bieten. Wir wollen das gemeinsam schaffen.“ Kowalski ergänzt: „Wir sind nicht braun. Setzt euch weiter für Asylsuchende ein, helft mit, dass sie hier eine Heimat finden.“ Tanja Krauth, Die Linke, setzt ihre Stimme mit Nachdruck ein: „Die da drüben können nur laut. Die können nicht diskutieren. Nazis raus…“ An die NPD-Gruppe gerichtet, schreit sie: „Ihr werdet hier keinen Nährboden finden. Ihr nicht!“ Thomas Petry von Bündnis 90/Die Grünen betont: „Wir müssen das beobachten, was hier passiert. Wir sind ein Landkreis der Herzlichkeit und Toleranz.“ VG-Bürgermeister Bernhard Alscher gehört an diesem Nachmittag nicht zu den Rednern.

Drei Flüchtlinge schlendern auf den Mozartplatz zu. Interessiert hören sie einer Frau zu, die ihnen erklärt, was da gerade passiert. Im sicheren Abstand schauen sie zu.

Immer dann, wenn die NPD-Redner zu hören sind, versuchen die 250 Gegendemonstranten, sie zu übertönen. Nicht immer gelingt das. Wie sagt Thomas Petry? „Das muss besser werden.“

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