Kulturreferentin Annette Strohm geht voller Euphorie aus dem dreitägigen Festival heraus
Freude bei Idar-Obersteiner Kulturreferentin: Jazztage-Fazit fällt überaus positiv aus

So voll wie auf diesem Bild war der Schleiferplatz nahezu bei jedem Auftritt an diesem Wochenende. Nur der Sonntag fiel ein wenig ab. 

Hosser

Idar-Oberstein. Vollauf zufrieden ist – „trotz aller Wagnisse“ – Kulturreferentin Annette Strohm mit der 26. Ausgabe der Idar-Obersteiner Jazztage, die am Sonntagabend mit einem fulminanten Auftritt der Monika Roscher Big Band auf der großen Bühne am Marktplatz zu Ende gingen. Das junge Ensemble mit seiner teils experimentellen Musik war einer der Programmpunkte, bei der Strohm im Vorfeld etwas Bauchweh hatte.

So voll wie auf diesem Bild war der Schleiferplatz nahezu bei jedem Auftritt an diesem Wochenende. Nur der Sonntag fiel ein wenig ab. 

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Ob das aufging? Am Pfingstsonntagabend als Höhepunkt des dreitägigen Festivals? Auf der großen Bühne im Herzen Idars? Es ging auf.Zwar war das Konzert nicht so gut besucht wie vor einem Jahr beim Jubiläumsausklang mit Götz Alsmann und seiner Band – aber das war ja zu erwarten. Aber es war voll, die Stimmung gut, und am Ende musste die Nürnberger Bandleaderin mit ihren 16 (!) Musikern auch noch Zugaben geben. Spätestens da war die Erleichterung groß bei der Jazztage-Macherin: „Was man ja auf keinen Fall will, ist, dass die von uns gebuchten Künstler vor leeren Rängen spielen müssen ...“

Die „Wagnisse“, die Strohm anspricht, das ist der alljährliche Drahtseilakt zwischen massenverträglichen Acts (vor allem auf der Partymeile am Eckstein) und gewohnt hochqualitativen Auftritten, die zum Markenzeichen der Jazztage geworden sind. Das funktionierte auch in diesem Jahr wieder hervorragend. Der Auftritt der Elektro-Jazzer von Cats and Breakkies, bei denen Annette Strohm im Vorfeld „ein wenig Angst“ hatte, wurde abgefeiert, am Maler-Wild-Platz mussten Tische und Bänke weggeräumt werden, damit getanzt werden konnte – das gab es dort so auch noch nie.

Die Gefahr leerer Ränge bestand am Wochenende bei Kaiserwetter und toller Stimmung in der Fußgängerzone zu keinem Zeitpunkt. Freitag und Samstag war die Innenstadt pappvoll, auf den vier Bühnen jagte ein Höhepunkt den nächsten. „Was waren ihre persönlichen Highlights?“, wollte die Nahe-Zeitung von der Jazz-Tage-Macherin wissen: „Auf Elena Duni hab ich mich sehr gefreut, aber auch auf Omar Klein und die Mammal Hands. Und natürlich auf Rebekka Bakken.“ Der norwegische Weltstar sei im Umgang übrigens „super-nett und freundlich“, berichtet Strohm. Sie habe es ganz selbstverständlich hingenommen, sich nicht in einer luxuriösen Künstlergarderobe umzuziehen, sondern im Nebenraum des Jugendzentrums am Markt.

Musiker kommen im Linienbus

Auch die Mitglieder der Monika Roscher Big Band legten keine Starallüren an den Tag – und den Weg vom Bahnhof nach Idar mit dem Bus zurück. Viele Besucher aus Trier, Koblenz, Bad Kreuznach, dem Saarland und dem Raum Rhein-Main habe man am Wochenende in Idar begrüßen können. Einige übernachteten sogar, um zwei oder drei Tage Musik erleben zu können – obgleich es gar nicht so einfach war, ein Bett zu ergattern. Die Hotels der Stadt waren schon lange ausgebucht.

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Kulturreferentin Annette Strohm sagte alle Konzerte im Rahmen der Jazz-Tage persönlich an.
HOSSER. Hosser

Dass an vielen Bühnen ausgiebig getanzt wurde, zeigt, dass die Jazz-Tage funktionieren und das Angebot für Jung und Alt gut angenommen wird: „Ich gehe jetzt voller Euphorie aus dem Festival heraus“, sagt Annette Strohm, die ihrem engagierten Team und den vielen ehrenamtlichen Helfern für die drei, mit dem Aufbaufreitag sogar vier arbeitsreichen Tagen dankt. Auch die Bewirtung klappte hervorragend dank einer Mischung aus heimischen Vereinen, Metzgereien und Foodtrucks.

Wie geht es im nächsten Jahr weiter? Viel hängt davon ab, ob das Festivalbudget (100.000 Euro stehen im Haushalt, 25.000 kommen dabei vom Land) weiter zur Verfügung steht. „Ich möchte auf jeden Fall die Bühne auf dem Marktplatz beibehalten“, sagt Strohm und dort am liebsten auch am Sonntagabend zum Finale wieder einen überregional bekannten Namen präsentieren. Vermisst haben viele die Hofbühne. Betreiber Sebastian Stüber hatte dieses Jahr auf eine Beteiligung verzichtet, weil es im Vorjahr zu viel Leerlauf gab- Er will aber versuchen, 2024 mit mehr Programm im lauschigen Innenhof wieder dabei zu sein.

Die monetäre Schlussabrechnung liegt noch nicht vor. Auch ist noch unbekannt, wie viele Jazz-Kronen von den emsigen Gardemädchen verkauft wurden. Dabei scheint sich die Mentalität der Festivalbesucher aber positiv verändert zu haben. Sah man früher, als es noch Verkaufsstände für die Buttons gab, immer wieder Menschen sich dort schnell vorbeimogeln, wurden die Mädels im blauen IKG-Shirt an diesem Wochenende oft herbeigewinkt – jeder wollte den tollen Button als Andenken mit nach Hause nehmen.

Polizei: Alles blieb friedlich

Enttäuscht ist man im Kulturamt allerdings von der Resonanz bei den Idar-Obersteiner Firmen: Dort wurden im Vorfeld deutlich weniger Buttons angefordert als sonst. Im nächsten Jahr könnte sich Annette Strohm vorstellen, dass die Jazz-Kronen an allen Verkaufsständen erhältlich sind. Die Polizei, die an den drei Tagen unaufdringlich Präsenz zeigte, meldet übrigens noch einen weiteren positiven Jazztage-Fakt: Alles blieb friedlich.

Von Stefan Conradt

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