Mehrheitsfindung wird nicht einfach - Bernd Alsfasser ist offen für Gespräche
Freie Wähler triumphieren in der VG Baumholder: VG-Rat mit einigen neuen Gesichtern
An die 200 ehrenamtliche Helfer haben in den 17 Wahllokalen am Sonntag und zum Teil noch am Montag die Ergebnisse ausgezählt. VG-Wahlsachbearbeiter Patrick Lauer dankt allen, die sich hier eingebracht haben. Foto: B. Werle
Benjamin Werle

VG Baumholder. Nachdem die Freie Wählergemeinschaft (FWG) Dr. Nagel an der Seite von VG-Bürgermeister Bernd Alsfasser vor fünf Jahren stärkste Kraft im VG-Rat wurde, sind nun die erstmals als Freien Wähler angetretenen Vertreter der vormaligen FWG Westrich auf Anhieb mit sieben Mandaten in den VG-Rat eingezogen und holen dabei direkt die meisten Sitze.

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Bezieht man die FWG Westrich als Vorgänger mit ein, haben die Freien Wähler ihre Sitze verdoppelt, wird doch durch die Wiederwahl Bernd Alsfassers automatisch Stefan Alsfasser in den VG-Rat nachrücken. Die Freien Wähler haben neben Stimmenkönig Bernd Alsfasser mit 3151 Stimmen Rouven Hebel, der von Listenplatz 24 auf Platz zwei kumuliert und panaschiert wurde und mit 2204 Stimmen VG-weit den drittbesten Zuspruch erfahren hat. Vor fünf Jahren war Jochen Scherne für die FWG Dr. Nagel mit 3432 Stimmen noch der Stimmenkönig gewesen.

„Wir freuen uns natürlich auch über diesen Erfolg im VG-Rat“, sagte VG-Bürgermeister Bernd Alsfasser. Einordnen wollte er dies aber noch nicht. Es habe noch keine Gespräche innerhalb der neuen Fraktion gegeben, wie man sich künftig aufstellen wolle. Da man mit sieben Sitzen keine Mehrheit im 24-köpfigen VG-Rat hat, ist man auf andere Fraktionen angewiesen. Daher betonte Alsfasser, dass er bereit sei, mit jeder Partei zu sprechen.

Nicht Gegensätze fördern, sondern Miteinander stärken

Insgesamt kommen die Freien Wähler auf 29.885 Stimmen und werden somit stärkste Kraft im neuen VG-Rat. Die SPD, die mit Christian Flohr den zweiten Platz in der Wählergunst mit 2595 Stimmen erreichte, kann ihre sechs Sitze behaupten. Sie kommt auf 24.219 Stimmen. Für SPD-Fraktionssprecher Andreas Pees ist es durchaus ein Erfolg, die sechs Mandate gehalten zu haben. „Wir haben in den Dörfern keine große Zustimmung erfahren“, lautete seine Einschätzung. Doch gehe es nicht um Gegensätze zwischen den Gemeinden und der Stadt Baumholder, sondern um ein Miteinander für die Verbandsgemeinde.

Es ist schwierig, daran zu glauben, dass sich an der Arbeitsweise des VG-Bürgermeisters in den nächsten Jahren etwas ändert.

SPD-Fraktionssprecher Andreas Pees

Doch sei die Stimmung im VG-Rat zuletzt nicht gut gewesen – und Pees hat wenig Hoffnung, dass dies besser wird. „Es ist von Bernd Alsfasser viel Porzellan zerbrochen worden“, sagte Pees. Die künstlich herbeigeführte Kluft zwischen den Ortsgemeinden und der Stadt Baumholder ärgere ihn genauso sehr wie das Ergebnis der AfD. „Wir müssen versuchen, dies aus den Köpfen herauszubekommen“, erklärte der SPD-Sprecher. Wie sich seine Fraktion aufstellen werde, könne er aktuell noch nicht sagen. Der eine oder andere Genosse überlege, ob er in dieser Konstellation noch einmal in den Rat einziehen wolle.

Auf Platz drei findet sich die CDU, die ein Mandat einbüßt, aber weiterhin mit vier Sitzen im VG-Rat ein entscheidendes Wort bei der Mitgestaltung der Politik mitreden kann. Die Christdemokraten kamen insgesamt auf 16.969 Stimmen, verloren in ihren Hochburgen auf der Heide allerdings massiv Stimmen an Bernd Alsfassers Freie Wähler. „Es ist schade, dass wir vom allgemeinen Stimmenzuwachs nicht profitieren konnten“, erklärte Ignaz Forster, der stellvertretende Vorsitzende des Gemeindeverbands. Das schlechtere Abschneiden könne auch an den Äußerungen im Vorfeld liegen.

FWG Dr. Nagel verliert zwei von fünf Mandaten

Auch die FWG Dr. Nagel gehört mit Blick auf die Stimmenanteile zu den Verlierern dieser Kommunalwahl. Konnten Bernd Alsfasser und Günther Jung vor fünf Jahren gemeinsam noch acht Mandate erreichen, bleiben nach der Abspaltung und der Umbenennung der FWG Westrich zu den Freien Wählern für die FWG Dr. Nagel noch drei Mandate. Gegenüber der Konstellation zuletzt im VG-Rat ist dies ein Minus von zwei Sitzen.

Insgesamt erreichte die FWG 11.652 Stimmen, wobei man selbst in der Hochburg Baumholder (20,3 Prozent) nach der SPD (31,4) und nur knapp vor der Liste für Baumholder (LfB: 19,7) landete. Lange sah es so aus, als würde es sogar nur für zwei Mandate reichen, doch die Briefwähler in der Brühhalle, die bei der Auszählung zum VG-Rat als letztes Wahllokal erst am Montagmittag vorlagen, drehten die Sitzverteilung noch einmal.

RZ

„Es war klar, dass wir Federn lassen werden“, erläuterte Günther Jung, Vorsitzender der FWG Dr. Nagel. Daher sei er dankbar, dass es dennoch drei Sitze wurden. Durch die Abspaltung der FWG Westrich habe man in den meisten Dörfern deutlich verloren und nur dort punkten können, wo man Vertreter habe wie in Berglangenbach und Mettweiler.

Er bedauert, dass Dieter Rausch nach 50 Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit sein Mandat nicht annehmen werde. „Ich hoffe, wir können den Platz mit einem Vertreter aus den Dörfern nachbesetzen“, erläuterte Jung. Auf VG-Ebene hofft er auf ein kooperatives Modell, in dem die Freien Wähler die SPD mit Christian Flohr und die CDU einbinden und den Parteien den Posten des Ersten und Zweiten Beigeordneten einräumten. „Das wäre ein Signal der Größe und würde die Zusammenarbeit in der VG leichter machen“, befand Jung.

FDP hat keinen Fraktionsstatus mehr

Von den Stimmen aus Baumholder profitierte auch die LfB, die ihre zwei Mandate behaupten konnte. „Wir sind froh, dass wir unsere Stimmenzahl im VG-Rat gehalten haben“, sagte Reimund Conrad, Vorsitzender der LfB. Bei den Liberalen zog in erster Linie die Wahl der Personen, wie Karlheinz Gisch konstatierte. Und so verlor man im VG-Rat einen Sitz und damit den Fraktionsstatus. „Ich freue mich, dass Bernd Alsfasser gewonnen hat“, erklärte der FDP-Vorsitzende. Die Grünen halten ihr eines Mandats und haben mit Susanne Alfs wieder eine Vertreterin im neuen VG-Rat.

Der neue Rat soll sich Anfang Juli konstituieren, erklärte VG-Chef Bernd Alsfasser. Voraussichtlich wolle man die erste Sitzung im neuen Gremium am Donnerstag, 11. Juli, ansetzen, kündigte er an.

Freie Wähler (sieben Sitze): Bernd Alsfasser (3151 Stimmen), Rouven Hebel (2204), Heiko Bier (1570), Alexander Werle (1449), Anett Albrecht (1427), Jürgen Saar (1414), Uwe Nees (1341); für den VG-Bürgermeister wird Stefan Alsfasser (1312) nachrücken. Weitere Ersatzperson wäre Heiko Winter (1288)

SPD (sechs Sitze): Christian Flohr (2595 Stimmen), Andreas Pees (1836), Yannick Simon (1680), Ursula Lambur (1252), Dirk Köbrich (1139), Timo Schahn (1032); Ersatzkandidatin wäre Maren Meschenmoser (994)

CDU (vier Sitze): Lutz Altekrüger (1197), Ignaz Forster (1104), Aljoscha Schmidt (1096), Patric Kloos (1036); Nachrücker wäre Josef Sesterhenn (921)

FWG Dr. Nagel (drei Sitze): Ulrich Jung (1141), Günther Jung (1040), Dieter Rausch (877); Ersatzpersonen sind Oliver Heidenreich (750) und Michael Schug (724)

LfB (zwei Sitze): Reimund Conrad (894), Wolfgang Keller (690); Ersatzkandidatin wäre Marianne Schinkel-Holtmeier (514)

FDP (ein Sitz): Karlheinz Gisch (1002)

Grüne (ein Sitz): Susanne Alfs (529)

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