Im neu gewählten Bundestag ist der Frauenanteil zurückgegangen – auf 32,4 Prozent. Alte Rollenbilder werden wieder propagiert. Die Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung Melanie Becker-Haßdenteufel ist gleichzeitig Leiterin der Kreisvolkshochschule und hat nur beschränkte Möglichkeiten, frauenpolitisch Akzente zu setzen. Vom Gleichstellungsausschuss des Kreises hört und sieht man so gut wie nichts. Wo stehen wir in Sachen Gleichberechtigung im Kreis Birkenfeld, und wo kann man ansetzen, damit Frauenthemen (wieder) mehr Relevanz erhalten?
Ausgehend von dieser Frage bildet sich auf regionaler Ebene zurzeit eine Arbeitsgruppe unter dem Titel Frauenperspektiven, aus der im besten Fall ein umfassendes, frauenpolitisches Netzwerk entstehen soll. Den Ansatz liefern Frauen des Grünen-Kreisverbandes Birkenfeld. Auch anderer Akteurinnen von Parteien und Gruppierungen sowie frauenpolitisch Interessierte sind jederzeit willkommen, wie die Mitinitiatorinnen Sibylle Rückert und Brigitte Blanke im Gespräch mit unserer Zeitung betonen. Es fehle eine Lobby für Frauenthemen – und die seien bekanntlich breit gefächert: von Gewalt gegen Frauen, Probleme von Migrantinnen, Altersarmut bei Frauen, Frauenarbeitslosigkeit, Femizide auch in unserer Region, der noch immer geringe Bekanntheitsgrad von Unterstützungsangeboten für Frauen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie…
Kein Kaffeeklatsch...
Austausch auf Augenhöhe und gegenseitige Unterstützung sollen die persönliche und berufliche Entwicklung stärken und letztlich zu mehr Gleichberechtigung beitragen, wünschen sich die Initiatorinnen. Die Sichtbarkeit von Frauen und ihren Themen in verschiedenen Lebensbereichen soll erhöht werden, natürlich auch über das gezielte Einbringen von Erwartungen und Forderungen in die Arbeit kommunalpolitischer Gremien. Der Arbeitskreis sei nicht als Kaffeeklatsch gedacht, er soll durch seine Arbeit Fraueninteressen benennen und wirksam einbringen.
Der Fokus liegt auf der Gleichberechtigung von Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Veranstaltungen wie Vorträge und Diskussionsrunden hierzu sind eine Option, regelmäßige Treffen der Gruppe sollen an jedem letzten Mittwoch im Monat stattfinden. „Es geht uns auch darum, auf rückwärtsgewandte Rollenbilder und die Auswirkungen des alarmierenden Rechtsrucks auf Frauen gezielt aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren“, betonen Rückert und Blanke.
Orange Day im Blick
Zudem möchte sich die Gruppe an Initiativen wie dem Orange Day im November beteiligen. Eine Mahnwache, eine Musikveranstaltung und andere Aktionen zur Sichtbarkeit und Teilhabe: Noch gibt es dazu keine Planung. Ein erstes Treffen findet am 12. Juni mit der Gleichstellungsbeauftragten statt. Der Orange Day, auch Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen genannt, ist am 25. November. Er ist Teil der Orange Days, einer Kampagne der Vereinten Nationen, die auf die Menschenrechtsverletzungen hinweist, die täglich an Frauen weltweit verübt werden. Die Orange Days beginnen am 25. November und dauern bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte.
Kontakt zur Frauengruppe: E-Mail an a.ruppenthal@ gruene-birkenfeld.de