Seit 60 Jahren bestehende Frauengymnastikgruppe des FC Brücken trainiert nur noch bis zu den Sommerferien
Frauengymnastikgruppe des FC Brücken: Chef der deutschen Sportler würdigte Jubilare
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Bei der Jubiläumsfeier (von links): Sportkreisvorsitzender Bernd Pohl, Übungsleiterin Christel Keuper, Helene Bock, Ehrenmitglied Eckhard Schöpfer, Übungsleiterin Hannelore Roszak, Heidrun Fuchs, Präsident Karl-Otto Engel, Inge Piro, DOSB-Vorstandsvorsitzender Torsten Burmester, Berti Foof, Gerda Sängerlaub, Ehrenmitglied Siegfried Heylmann und Gisela Decker
Karsten Schultheiß

Die seit 60 Jahren bestehende Frauengymnastikgruppe des FC Brücken trainiert nur noch bis zu den Sommerferien. Es fehlt an Neuzugängen. Dabei waren die Frauen Pioniere des Sports in Brücken.

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Ihr 60-jähriges Bestehen feierte die Frauengymnastikgruppe des FC Brücken zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), Torsten Burmester. Nachdem Vereinspräsident Karl-Otto Engel, Vorsitzender Karsten Schultheiß sowie die Ehrenmitglieder Siegfried Heylmann und Eckhard Schöpfer dem prominenten Gast den Verein vorgestellt hatten, drehte sich in den nächsten zwei Stunden alles um die Turngruppe.

40 Prozent Frauen im FC Brücken

„Sie hat in den 60 Jahren einen großen Beitrag zum sportlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben in Brücken geleistet“, lobte Engel. Zugleich erinnerte der Präsident daran, dass der Bau der im Oktober 1963 eingeweihten Volksschule mit Turnhalle die Initialzündung gab. Seit dem 8. Mai 1964 turnen die sportbegeisterten Brückenerinnen dort freitagabends. Vor allem in der Anfangszeit nahm das klassische Geräteturnen noch breiten Raum ein, Spiele wie Völkerball und Volleyball waren immer beliebt. Mit fortschreitendem Alter wandte sich die „Damenriege“ mehr gymnastischen Elementen zu.

In seiner Laudatio verglich Burmester sowohl die Situation des Sports als auch die der Gesellschaft und insbesondere die der Frauen vor 60 Jahren mit der von heute: „Frauen haben die Entwicklung des Sports seither entscheidend mitgeprägt und verändert.“ Mittlerweile ist ihr Anteil an der Gesamtmitgliederzahl der Sportvereine mit 40 Prozent so groß wie nie zuvor. Seit Langem weise die Altersklasse 60 plus die höchsten Steigerungsraten auf.

Doch der Weg der Frauen im Sport war steinig, verdeutlichte der DOSB-Vorstandsvorsitzende. Der Satz „Was braucht ihr Frauen denn eine Turngruppe, die gibt es doch eh nicht lang“, der den Pionierinnen aus Brücken vor 60 Jahren auf ihre Bitte nach Hallenzeiten entgegenschlug, war laut Burmester „in gewisser Weise symptomatisch“. Mit Kreativität, Ausdauer, Kompetenz und der Bereitschaft, Kompromisse einzugehen, hätten die Gymnastinnen „dafür gesorgt, dass der FC Brücken auch ein Verein der Frauen geworden und geblieben ist“, Voraussetzung dafür war nicht zuletzt die erfolgreiche Ausübung des Ehrenamts, betonte der Chef von rund 27 Millionen Sportlern in Deutschland: „Sie hat vielen Mitgliedern und Teilnehmerinnen eine sinnvolle und gesundheitsfördernde Freizeitbeschäftigung ermöglicht.“

Ehrungen für das Ehrenamt

Das Ehrenamt personifizieren in diesem Fall die beiden langjährigen Übungsleiterinnen: Mit der Bronzenen Ehrennadel des Sportbunds Rheinland zeichnete der Sportkreisvorsitzende Bernd Pohl während der Feierstunde Christel Keuper und Hannelore Roszak aus, die die Turnstunden unentgeltlich gestalten. Die ehrenamtliche Tätigkeit der beiden geht über die Frauengymnastikgruppe hinaus: Roszak war früher Kassenwartin der LG Obere Nahe, Keuper initiierte und betreut in ihrem Heimatverein Sportkurse für Senioren und trainiert die Damengymnastikgruppe des TV Birkenfeld.

Eine Urkunde überreichte Karl-Otto Engel dem letzten immer noch aktiven Gründungsmitglied, Gerda Sängerlaub. „Wenigstens zum Spazierengehen und zum Kaffeetrinken werden wir uns sicherlich auch in Zukunft treffen“, glaubt die fitte 79-Jährige, dass der Zusammenhalt die drohende Einstellung des Trainingsbetriebs überdauert. Bereits bei der 50-Jahr-Feier der Abteilung 2014 hatte ihr der FCB die Goldene Ehrennadel für 50-jährige Vereinstreue verliehen.

In geselliger Runde ließen die vollzählig erschienenen Teilnehmerinnen die Höhepunkte Revue passieren, zu denen die Auftritte bei den Jubiläen des FC Brücken und den einstigen Rosenmontagsbällen des Vereins im Saal Bruch gehörten. Ihr Engagement für die Dorfgemeinschaft würdigte Ortsbürgermeister Marc Arend: Bei der Glockenkirmes kümmert sich die Turngruppe alljährlich um Kaffee und Kuchen.

Voraussichtlich bis zu den Sommerferien bieten Hannelore Roszak und Christel Keuper die Gymnastikstunden jeden Freitag um 19.30 Uhr in der Brückener Schulturnhalle an: Ohne Zugänge ist ein Fortbestand der auf acht Frauen geschrumpften Sparte unrealistisch. Mit 70 und 71 Jahren sind die Vorturnerinnen die Jüngsten, ihre Mitstreiterinnen alle zwischen 76 und 82.

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