Land enttäuscht Initiatoren
Fossilienmuseum Bundenbach: Bewegter Stillstand
Die Fossilienvorkommen in Bundenbach gehören nach Meinung von Experten zu den drei oder vier bedeutendsten der Welt - umso enttäuschter sind die Initiatoren der Petition für ein neues Museum auf die Reaktion auf ihr Vorhaben.
Naheland-Touristik GmbH/ soonteam cc, René Nolte

Die Fossilienvorkommen in Bundenbach sind wertvoll. In einer Petition fordern Bürger und Experten ein Museum für die Funde. Doch die Reaktion der Landesregierung hat sie nun enttäuscht.

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Die Fossilienvorkommen in Bundenbach gehören nach Meinung von Experten zu den drei oder vier bedeutendsten der Welt. Umso enttäuschter sind der Diplom-Geologe Christoph Leins und der Diplom-Geograf Wouter Südkamp über die Reaktion der Landesregierung in Mainz auf die von ihnen initiierte Petition für ein neues Fossilienmuseum in dem Hunsrückort.

Bei diesem Projekt herrscht bewegter Stillstand. Denn anders als von ihnen erhofft und erwartet, haben sie keinen Termin bei Ministerpräsident Alexander Schweitzer erhalten, um ihr von 665 Bürgern, darunter 70 führende Paläontologen aus aller Welt, unterschriebenes Schreiben zu übergeben und ihm ihre Vorstellungen zu unterbreiten. Stattdessen hat Jürgen Hardeck, Staatssekretär im Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration, angeboten, die Petition entgegenzunehmen. Darin sehen Südkamp und Leins keinen Sinn.

Weltweit Schutzstatus

Sie weisen darauf hin, dass Fossillagerstätten weltweit besonderen Schutzstatus genießen. In Deutschland gelte das beispielsweise für Solnhofen/Eichstätt in Bayern und Messel bei Darmstadt. In Bundenbach hingegen „scheiterte ein neues Fossilienmuseum bislang an der fehlenden Bereitschaft des Landes, sich an Betriebskosten zu beteiligen – eine bundesweit ungewöhnlich restriktive Haltung“, betonten die beiden Initiatoren, die in den Unterhaltungskosten das größte Hindernis sehen.

Das derzeitige, in einem Hinterzimmer zur Bergmannsschänke untergebrachte Museum könne seiner Aufgabe gemäß Denkmalschutzgesetz, „Ergebnisse der Öffentlichkeit, insbesondere für Zwecke der Bildung und Erziehung, zugänglich zu machen", nicht gerecht werden. „Es wäre wünschenswert, dass dieser Anspruch sich auch im praktischen Handeln der Landesregierung manifestiert.“

Drei Landesministerien zuständig

Erschwerend sei dabei die gleichzeitige Zuständigkeit von drei Ministerien, nämlich das Wirtschafts-, das Innen- und das Bildungsministerium. Aus Sicht der Initiatoren ist es unverständlich, dass der Ministerpräsident ihr Anliegen nicht an eines davon delegiert habe, sondern fachfremd an das Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration. Dieses habe am wenigsten Berührungspunkte mit einem paläontologischen Naturerbe von Weltrang.

Unklarheiten in der Zuständigkeit der Ministerien hätten nicht nur dazu geführt, dass in Bundenbach die weltweit bedeutendste Fundstelle aus der Erdzeit Devon, die Grube Eschenbach, jüngst mit Bauschutt verfüllt und bislang keiner der umliegenden Aufschlüsse unter Schutz gestellt wurde, „sondern auch der Grund, weshalb wir das persönliche Gespräch mit Ihnen gesucht haben - leider vergeblich“.

Staatssekretär: Verantwortung liegt bei Trägern

Staatssekretär Jürgen Hardeck verweist in seinem Schreiben darauf, dass es in Rheinland-Pfalz mit Ausnahme der drei Landesmuseen nur nichtstaatliche Museen gebe, für deren Weiterentwicklung und dauerhafte Unterhaltung „die Verantwortung jeweils vor Ort bei ihren Trägern liegt". Gemeint seien Gemeinden im strukturschwachen Raum mit eklatant defizitären Haushalten, kommentieren das Leins und Südkamp.

Hardeck empfiehlt, dass sich der Landkreis, die Verbandsgemeinde und die Ortsgemeinde gemeinsam auf den Weg begeben, „wenn dies vor Ort in den entsprechenden Gremien politisch gewollt ist". Es klinge leider wie Hohn, dass sich die Landesregierung so ihrer politischen Verantwortung zu entziehen versuche, kritisieren Leins und Südkamp. Ohne die persönliche Intervention des Ministerpräsidenten wird nach ihrer Überzeugung die einmalige Chance vertan, Erkenntnisse der Wissenschaft an dieser „Wiege der Paläontologie" erlebbar zu machen und Bundenbach mit seinen Urkrebsen die gleiche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen wie Solnhofen mit seinem Urvogel und Messel mit dem Urpferdchen.

Lagerstätte nicht unter Schutz gestellt

Eine über die Beratung hinausgehende Unterstützung der beim Innenministerium angesiedelten Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) für ein neues Fossilienmuseum sei bislang an der fehlenden Unterschutzstellung der Fossillagerstätte Bundenbach gescheitert. „Diese ist unabdingbar für jegliche Mittelzuwendung.“ Im Juli vorigen Jahres habe die IUGS (International Union of Geological Sciences) den Deutschen Dachschiefer des Rheinischen- und Thüringisch-Fränkisch-Vogtländischen Schiefergebirges zum Naturstein-Welterbe erklärt. Seine Verwendung im Hunsrück lasse sich bis in die Römerzeit zurückverfolgen.

„Die neuerlichen Bemühungen der GDKE zur Unterschutzstellung der Bundenbacher Fossilienlagerstätte verdienen größtmögliche Unterstützung. Eine Unterschutzstellung und ein attraktives Fossilienmuseum vor Ort sind überfällig“, lautet das Credo der beiden Experten und ihrer Unterstützer. Eine neue Perspektive eröffne dabei auch der neu aufgenommene Schieferabbau „Frühberg“ bei Bundenbach. Christoph Leins und Wouter Südkamp, die ehrenamtlich viel Zeit und Arbeit in das Projekt investiert haben, haben immer noch ein Fünkchen Hoffnung, dass es Uwe Weber, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen, doch noch gelingt, den Ministerpräsidenten, seinen Parteifreund, davon zu überzeugen, sich der Sache anzunehmen und ihrer Initiative so den entscheidenden Schub zu geben.

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