Einsatzzahlen in der VG Birkenfeld steigen weiter - 2022 prägen Brände wegen Hitze das Bild - Neue Investitionen geplant
Feuerwehr stößt 2022 an ihre Belastungsgrenze – Schon 281 Einsätze in der VG Birkenfeld
Hitze und Trockenheit haben im Sommer zu einer Vielzahl an Feuerwehreinsätzen geführt. So musste am 6. Juli ein Großaufgebot von 90 Leuten den Vegetationsbrand löschen, der auf einem Acker bei Achtelsbach ganz in der Nähe der Nationalparkgrenze ausgebrochen war. Foto: VG-Feuerwehr Birkenfeld

Die Anforderungen nehmen für diese essenziell wichtige Freiwilligentruppe immer mehr zu: Obwohl es noch eineinhalb Monate bis Silvester sind, haben die Feuerwehren in der VG Birkenfeld 2022 schon mehr Einsätze gefahren als im Vorjahr. 281-mal sind sie seit dem 1. Januar bisher ausgerückt. Das war schon mehr als in den Gesamtjahr 2021 und 2020, als 280 beziehungsweise 275 Einsätze zu Buche standen.

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Diese aktuelle Zwischenbilanz stellte Wehrleiter Lars Benzel vor wenigen Tagen den Mitgliedern des VG-Feuerwehrausschusses bei deren Sitzung in der Schwollener Gemeindehalle vor. 155-mal bekämpften die Feuerwehrleute in diesem Jahr bereits Brände, 126-mal wurden sie alarmiert, um beispielsweise nach Unfällen oder Starkregen sogenannte technische Hilfe zu leisten.

„Wir stoßen mit dem Ehrenamt immer mehr an die Grenzen. Die Belastung unserer Leute ist sehr hoch“, konstatierte Benzel. In den vergangenen Jahren trieben vor allem Unwetterereignisse die Einsatzzahlen hoch. „Es gab Tage, da waren wir an 30 Stellen gleichzeitig im Einsatz“, sagt Benzel rückblickend.

31 Vegetationsbrände gelöscht

2021 leisteten auch Feuerwehrleute aus dem Birkenfelder Land wichtige Hilfe nach der Flutkatastrophe im Ahrtal. In diesem Jahr wiederum lösten nicht immense Wassermassen, sondern vor allem die große Hitze und Trockenheit besonders häufig Alarm aus. Wald- und Flächenbrände auf Feldern führten in den Sommermonaten zu 31 Einsätzen, erklärte Benzel.

457 Aktive, darunter 43 Frauen, verrichten derzeit in der VG an 25 Standorten ihren Dienst. Die Tendenz ist rückläufig, beantwortete Benzel eine Nachfrage von Ausschussmitglied Hans-Jürgen Noss (SPD). Personalmangel hat in den vergangenen Jahren bereits in mehreren Orten zur Auflösung mehrerer Truppen geführt, etwa in Kronweiler und Dambach.

Offen sprach Benzel auch zwei weitere Problemlagen an: Es gebe mitunter Schwierigkeiten, die sogenannte Tagesalarmstärke einzuhalten, weil fast alle Feuerwehrleute natürlich berufstätig sind. Mitunter gebe es zudem Probleme bei der Freistellung der Einsatzkräfte durch Arbeitgeber. Das sei zwar gesetzlich geregelt, dennoch würden manche Firmenchefs diesbezüglich zu wenig Verständnis zeigen. Das führe dazu, „dass eine Einhaltung der Ruhezeiten mitunter nicht gegeben ist“, so Benzel.

Morbacher Großbrand als Beispiel

Er gab dazu ein aktuelles Beispiel. Am 6. Oktober beteiligten sich die Birkenfelder VG-Feuerwehren am Löschen eines Großbrands in einer Morbacher Schreinerei. Der Alarm wurde seinerzeit um 19.50 Uhr ausgelöst. Beendet war der Einsatz für die Birkenfelder fast acht Stunden später um 3.45 Uhr. „Die meisten unserer Leute hatten vorher acht Stunden gearbeitet. Es ist deshalb doch klar, dass es für sie eine enorme Belastung darstellte, wenn von ihnen erwartet wurde, am nächsten Tag nach dem nächtlichen Einsatz wieder pünktlich am Arbeitsplatz zu sein“, sagte der Wehrleiter.

Weil sich Einsätze wegen Unwetter und Vegetationsbränden deutlich erhöht haben und dieser Trend wohl auch in Zukunft anhalten wird, hat die Birkenfelder VG-Feuerwehr schon in der Vergangenheit ihr Fahrzeugkonzept angepasst und diesbezüglich auch schon einige Anschaffungen getätigt. Auch aufgrund ihrer Lage im Nationalpark setzt die auf allradbetriebene und damit geländegängige Einsatzfahrzeuge. Jüngst wurde beispielsweise für die Feuerwehr in Leisel ein derartiges Tragkraftspritzenfahrzeug gekauft. Zudem wird die baldige Auslieferung eines Tanklöschfahrzeugs 4000 Allrad für die Stützpunktfeuerwehr Birkenfeld erwartet.

Die Beschaffung von geländegängigen Einsatzfahrzeugen und die intensive Schulung von Feuerwehrleuten in Sachen Vegetationsbrände spielen auch bei den Planungen für die Jahre 2023 bis 2026 eine wichtige Rolle.

Neue Schlauchpflegeanlage nötig

In die Haushaltsplanung 2023 wird deshalb als Investition unter anderem auch der Kauf eines 190.000 Euro teuren Tragkraftspritzenfahrzeugs Wasser mit Allradantrieb eingeplant. Es soll im VG-Ausrückebereich 8, den die Wehren aus Schmißberg, Rimsberg, Elchweiler und Nohen bilden, stationiert werden. Zudem ist die 90.000 Euro teure Anschaffung einer Schlauchpflegeanlage für die zentrale Feuerwache in Birkenfeld geplant. Dort soll eine sogenannte Kranpritsche untergebracht werden, die 125.000 Euro kosten wird. Sie ist logistisch etwa bei Unwettereinsätzen wichtig, da auf ihr Sandsäcke aufgeladen werden können. Auch der Transport von mobilen Tankstellen ist auf diesem Gerät möglich.

Ein weiteres sehr bedeutsames Thema wird die Erstellung von Alarm- und Einsatzplänen bei Hochwasser, Stromausfall oder Waldbränden sein. Für circa 100 Objekte müssen im VG-Gebiet solche Handlungshilfen erstellt werden. „Im Ehrenamt ist so etwas nicht leistbar“, betonte Benzel und ergänzte: „Ich warne allerdings davor, hauptamtliche Sachbearbeiter ohne Feuerwehrkenntnisse mit dieser Aufgabe zu betrauen. Das ist in anderen Verbandsgemeinden schon in die Hose gegangen.“

Alarmpläne müssen ausgearbeitet werden

Die Notwendigkeit, solche Alarmpläne detailliert auszuarbeiten und auf den neuesten Stand zu bringen, hat die Flutkatastrophe im Ahrtal deutlich gezeigt. Aber auch ein Geschehen in der VG selbst „hat bei uns die Alarmglocken klingeln lassen“, betonte Benzel. Nach länger anhaltendem Regen war im Frühjahr die Nahe bei Hoppstädten-Weiersbach so stark über die Ufer getreten, dass das Wasser nur noch wenige Meter vom Gebäude des dortigen Altenheims stand. „Damals waren wir nicht weit davon entfernt, eine Evakuierung anzuordnen“, erklärte Bürgermeister Bernhard Alscher. Zum Glück sei diese Maßnahme letztlich aber nicht notwendig gewesen.

Was bauliche Investitionen angeht, sollten aus Sicht der Wehrleitung vor allem zwei Projekte in Angriff genommen werden. Das neue Feuerwehrgerätehaus in Birkenfeld wurde zwar erst vor einem Jahr bezogen, Benzel erklärte im Ausschuss aber, dass aus seiner Sicht dort dennoch die Planung und der Bau einer Logistikhalle sinnvoll sei. Dort könnten fünf Stellplätze für Abrollbehälter und Schwerlastregale zur Lagerung von Nachschubmaterial ihren Platz finden. Die veranschlagten Kosten dafür liegen bei 250.000 Euro.

Gerätehaus in Brücken geplant

Außerdem hofft die Feuerwehr darauf, dass in naher Zukunft ein schon lange diskutiertes Vorhaben verwirklicht werden kann: der Neubau der sogenannten Feuerwache Trauntal. Sie soll gemeinsames Domizil für die Wehren aus Brücken, Achtelsbach und Meckenbach werden. Die Gesamtkosten für diesen Bau mit vier Fahrzeugstellflächen, der auf dem Festplatz in Brücken entstehen soll, werden auf circa 1,8 Millionen Euro geschätzt.

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