Der CDU-Politiker geht ständig auf und ab wie der Kabarettist Urban Priol in seinen besten Zeiten, er schaut nur selten in sein Manuskript, das einsam auf dem Pult liegt. Der Stoff für seinen Vortrag geht ihm nicht aus, er hat viel zu erzählen über das Leben und die Sorgen der Bauern, man fragt sich, wie lange er das Tempo durchhält.
Und irgendwann schaut man auf die Uhr und stellt fest: Er hat schon mehr als eine Stunde über sein Lieblingsthema geredet, den Landwirt, der kämpfen und bereit sein muss, sich und seine Arbeitsweise zu verändern, der nicht den Glauben an sich und den Spaß an seiner Arbeit verliert, auch wenn die Zeiten nicht immer danach sind.
Bauer: Mit Optimismus nach vorne blicken
Clemens Große Macke, Bauer, Politiker und Unternehmensberater aus Cloppenburg, war Festredner am Jubiläumsabend des Kreisbauernverbands im Bürgerhaus in Vollmersbach, und er hat Spuren hinterlassen. Hartmut Bauer, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands, kennt ihn von früheren Auftritten in anderen Gegenden, im Kreis Birkenfeld war er zum ersten Mal. Doch diese Art der Präsentation soll Zukunft haben, sagt Bauer im Gespräch mit der NZ: „Wir wollen versuchen, Referenten zu finden, die die Leute aufbauen, die ihnen Mut machen.“ In der Landwirtschaft steht nicht alles zum Guten, aber mit Optimismus ist die Chance größer, etwas zu ändern.
Die Politik ist gefordert
Kreisverbandsvorsitzender Matthias Helm hatte zuvor von den Problemen der Landwirte gesprochen. „Extreme Wettersituationen gehören heutzutage fast schon zur Tagesordnung.“ Lange Regenperioden brachten auch in diesem Jahr Verluste bei den Getreideernten, im Kreis Birkenfeld fiel die Ernte immerhin noch durchschnittlich aus. Nun sei die Politik gefordert: „Es wird Zeit, dass sie Perspektiven für die Landwirtschaft schafft.“
Dazu gehört Planungssicherheit für die Landwirte. Für Michael Horper, der vor wenigen Tagen zum neuen Präsidenten der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz gewählt wurde, ist es ein „Riesenproblem“: Keiner wage es, Millionen Euro für einen Stall oder in andere Neuerungen zu investieren. „Dazu brauchen wir viel mehr Sicherheit.“ Auch der Umgang mit Flächen ist ein Thema: Mit dem Bau von Solarparks geht landwirtschaftliche Fläche verloren. Horper ist überzeugt: „So können wird in Zukunft nicht mit den Flächen umgehen. Wir brauchen sie für die Nahrungsmittelproduktion.“
Schnell Geschenk organisiert
Horper war überraschend zu diesem Jubiläumstermin des Kreisbauernverbands gekommen. Land-rat Miroslaw Kowalski, der ebenso wie Ortsbürgermeister Dieter Petsch ein Grußwort hielt, war jedenfalls nicht darauf vorbereitet: Er hatte kein Geschenk für den neuen Kammerpräsidenten.
Doch Kowalski wusste sich zu helfen: Er übergab das Weinpräsent, das er für den Kreisbauernvorsitzenden Matthias Helm mitgebracht hatte, Michael Horper, ging an Helm vorbei, entschuldigte sich bei ihm und versprach, das Geschenk nachzureichen. Helm wird es verschmerzt haben. Für ihn war ein anderes Anliegen an den erst seit wenigen Wochen amtierenden Landrat Kowalski wichtiger: der tägliche Umgang miteinander, die Kommunikation, das offene Ohr auf beiden Seiten.
Macke: Es ist gut, wenn sich etwas wandelt
Clemens Große Macke, der Festredner, ist ein Freund des Neuen. „Die Landwirtschaft hat sich gewandelt. Na und? Es ist doch gut, wenn sich etwas wandelt. Was heute Standard ist, war gestern revolutionär und wird morgen kalter Kaffee sein.“ Man müsse Entwicklung erkennen und schneller sein als andere. „Ich glaube, dass die Landwirtschaft etwas Großes sein kann, wenn sie bereit ist, etwas zu verändern.“ Doch offenbar fehle der Mut. „Wir sind vielleicht ein bisschen fett, faul und träge geworden.“ Verantwortliche, vor allem die Verbände, hätten „Angst vor guten Ideen“.