TV Vollmersbach feiert 150. 
Festakt und Sportfest krönen das Jubiläum
Handball ist bis heute eine Domäne des TVV, auf die man zu recht stolz ist. Früher wurde dieses Sportart vorwiegend auf den Feld gespielt. Die Aufnahme zeigt den TVV vor einem Spiel gegen Hassia Bingen (1954)
Archiv TV Vollmersbach

Der Name sagt es: Mit Turnen fing alles an beim TV Vollmersbach. Später wurde Handball zur Vereinsdomäne. Heute ist das sportliche Angebot im Dorf vor den Toren der Stadt beachtlich. Das schlägt sich auch im Programm des Jubiläumssportfestes nieder.

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„Vollmersbach macht Sport!“, sagt Ortsbürgermeister Matthias Hautmann, der gleichzeitig Vorsitzender des Turnvereins ist, im Brustton der Überzeugung. Angesichts der Tatsache, dass fast drei Viertel der Einwohner im Turnverein sind, kann man das unterschreiben. Gut 330 Mitglieder und dazu noch etwa 120 Kursteilnehmer greifen gern und regelmäßig auf das außerordentlich gute und breitgefächerte Angebot des TVV zurück. Dazu stehen ihnen ein Saal im Bürgerhaus, ein Beachvolleyballplatz, zwei Tennisplätze sowie ein Sportplatz zur Verfügung.

Die sportliche Begeisterung hat Tradition im 450-Seelen-Ort. 1875 wurde der Verein gegründet, was der Grund für die jetzigen Feierlichkeiten ist. Bereits seit letztem Jahr sitzt ein vierköpfiges Orgateam unter der Leitung von Silke Stumm unermüdlich an den Vorbereitungen. Gemeinsam mit dem früheren Ortsbürgermeister Dieter Petsch, dessen Nachfolger Matthias Hautmann und Timo Drahoß wurden dem Anlass entsprechend würdige Aktivitäten geplant, die mit einem Festakt am Samstag, 21. Juni, um 16 Uhr beginnen. Ab 19 Uhr folgt dann eine zünftige Sportlerparty mit Musik und guter Laune. Das eigentliche Jubiläumssportfest steigt dann eine Woche später, vom 27. bis zum 29. Juni, und ist geprägt durch zahlreiche sportliche Aktivitäten. Auch kulinarisch wird einiges geboten.

Nomen et Omen: Mit dem Turnen fing alles am beim TV Vollmersbach. Das Bild zeigt die stattlichen Herren der Turnerriege etwa um 1910.
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Im Zuge der Turnerbewegung an der oberen Nahe wurde auch der TVV 1875 gegründet. Mindestens 18 Jahre musste man sein und ein unbescholtenes Vorleben nachweisen, um Aufnahme zu erlangen. Unentschuldigtes Fernbleiben vom Training zog eine Geldstrafe nach sich. Nicht nur der sportliche Aspekt stand im Fokus, auch die Ausbildung eines gesunden Geistes und guter Sitten waren in der Turnordnung verankert.

Historische Bilder belegen die beachtlichen Aktivitäten der Turnerriege, die durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen wurden. Nach den Kriegswirren ging es weiter, und ab 1926 nahm eine Sportart ihre Tätigkeit auf, die bis heute eine der Hauptsäulen des Vereins ist: Handball. Damals wurde noch auf dem Großfeld, also draußen, gespielt. Erneut war es ein Krieg, der den Sportbetrieb pausieren ließ und in dessen Folge sich der TVV kurzzeitig zum Sportverein Vollmersbach umbenennen musste. Das Turnen war als vorbereitende Wehrertüchtigung verdächtig und von den Besatzungsmächten zunächst nicht erlaubt. Nach Aufhebung des Verbots im Jahr 1950 kehrte man zum angestammten Namen Turnverein zurück.

2018 schlossen sich die Handballer des TVV der HSG Obere Nahe an. Das Bild zeigt die Rheinland-Meisterinnen der B-Jugend - nur einer von vielen nennenswerten Erfolgen.
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Es war wieder der Handball, der das Vereinsgeschehen dominierte und große Erfolge nach Vollmersbach brachte. Ein Höhepunkt war der Titel des Rheinlandpokalmeisters im Jahre 1953. Ein weiterer Meilenstein war der Aufstieg in die Hallenhandball-Oberliga 1976. Auch die Jugendmannschaften, Buben wie Mädchen, sicherten sich regelmäßig Erfolge auf Bezirks- und Verbandsebene. Seit 2018 sind die TVV-Handballerinnen und -Handballer ein wichtiger Teil der HSG Obere Nahe.

Doch dem TVV auf den Handball zu reduzieren, wäre viel zu kurz gegriffen. Es ist bewundernswert, wie schnell sich der Verein auf Trendsportarten einstellt und entsprechende Angebote erstellt. Wichtig und effizient dabei ist die Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk Sport, über das zahlreiche Kurse angeboten werden. Da gibt und gab es „Jumping Workouts“, „Trommelfieber“, diverse Fitnesskurse und natürlich auch „Step-Aerobic“. Aber auch die klassischen Sportarten wie Leichtathletik, Tischtennis, Tennis sowie Nordic Walking haben beim TVV ein Zuhause. Mit dem Boule-Sport spricht man insbesondere die älteren Mitglieder an. Nicht ungewöhnlich sei es, so Matthias Hautmann, dass Mitglieder gleich in mehreren Sportarten regelmäßig aktiv sind.

1988 zeigte die Frauengruppe im Bürgerhaus ihr Können. Das Bürgerhaus wurde ein Jahr zuvor erbaut und bietet im Saal Platz für zahlreiche Turngruppen.
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Natürlich ist das Vereinsgeschehen im Ort ein unverzichtbarer Teil des sozialen Zusammenseins, Ort der Kommunikation und der Integration. „Hier finden Neubürger den schnellsten Zugang zum Gemeindeleben“, weiß der Ortsbürgermeister. Zentraler Punkt im Traditionsverein ist aber die Jugendarbeit. „Hier wächst man mit Sport auf“, sagt der Vorsitzende. Dreimal im Jahr werden Sportcamps mit rund 50 Kindern und Jugendlichen organisiert. Für die jungen Teilnehmer ein unvergessliches Erlebnis.

Doch beim TVV wird dieser Tage nicht nur zurückgeblickt. Die Pläne für einen überdachten Übungsplatz, der Sport im Freien, bei fast jeder Wetterlage möglich machen würde, liegen auf dem Tisch – ein weiterer Baustein, um den Verein zukunftsfähig zu halten. Doch das engagierte Vorstandsteam und die intakte Vereinsgemeinschaft können getrost den Ausblick wagen. Doch nun steht erst einmal das Jubiläum auf der Agenda.

Die unermüdliche Marlene Schäfer - hier mit der Reha Gruppe - ist schon fast eine Institution. Zukünftig sollen noch weitere Übungsleiter im Reha-Bereich ausgebildet werden.
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Tischtennis ist ein weiteres gut genutztes Angebot des TVV. Das Bild stammt aus dem Jahr 2019.
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