Veranstaltung in der Göttenbach-Aula war sehr gut besucht und kam hervorragend an
Fest in der Göttenbach-Aula: Lokaler Frauentag feierte eine bunte Auferstehung
Die italienische Theatergruppe Teatro due Mondi zeigte in ihrem einstündigen Theaterstück Unterdrückung und Aufbegehren der Frauen.
Hosser

Idar-Oberstein. Es war ein buntes, fröhliches und kreatives Fest unter dem Motto „Würde“ (dignity), das – organisiert vom Kulturverein Kamäleon und der Fachstelle Frauennotruf – in der Göttenbach-Aula gefeiert wurde. Dabei fehlten aber weder die kritischen, nachdenklichen und kämpferischen Töne noch der berechtigte Stolz darauf, was die Frauenbewegung in mehr als einem Jahrhundert erreicht hat – 2019 ist ja das Jahr, in dem in Deutschland gemeinsam mit einigen anderen Ländern 100 Jahre Frauenwahlrecht gefeiert werden können. Und es wurde auch gefeiert: Von Beginn an herrschte reges Treiben und beste Stimmung in der Göttenbach-Aula, bei der Theatervorführung der italienischen Gruppe Teatro due Mondi dürften rund 200 Besucherinnen nebst etwa zwei Dutzend Besuchern zugeschaut haben, sodass zunächst einmal kräftig Stühle nachgestellt werden mussten.

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Die Vielfalt der Veranstaltung kam in dem Theaterstück mit dem doppeldeutigen Titel „Vedrai, vedrai – du wirst schon sehen, du wirst schon sehen“ zum Ausdruck. Kann der doch einmal gelesen werden als Warnung an aufbegehrende Frauen: Du wirst schon sehen, was du davon hast. Oder als deren Erwiderung: Du wirst schon sehen, wie stark wir sind. Das zeigte den Facettenreichtum der Thematik aus Widersprüchen und Ungleichzeitigkeiten, aus Benachteiligung und dem Kampf dagegen, aus bleierner Tradition und mutigem Aufbruch. Akustisch illustriert mit sehr viel Musik aus italienischen Opern und Schlagern, die vor allem die oftmals kitschbeladene Verklärung des Verhältnisses zwischen Mann und Frau zeigt, wurde in einer gut einstündigen Revue die Unterdrückung der Frau in Familie, Beruf und Gesellschaft in prägnanten Szenen gezeigt, aber auch ebenso der Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt und für Emanzipation dargestellt. Einige Szenen wurden auf Deutsch gesprochen, ansonsten erleichterten projizierte Übersetzungen das Verständnis.

Als anschauliches Indiz für die Benachteiligung der Frau wurden für verschiedene italienische Großstädte die Zahlenverhältnisse genannt, in denen Straßen nach Männern oder nach Frauen benannt sind. Stets sind die Relationen eindeutig, meist liegt das Verhältnis bei zehn zu eins, oft sogar noch deutlicher. Das ist in Idar-Oberstein nicht anders, hier gibt es 50 nach Männern und fünf nach Frauen benannte Straßen. Das nahmen Barbara Zschernack vom Frauennotruf und Inge Kölle als Anstoß für die Forderung, eine Straße nach der im Dezember verstorbenen Elisabeth Jost zu benennen.

Vor der Theateraufführung präsentierte sich die Veranstaltung als lebendiger Marktplatz für Informationen und Mitmachangebote. Neben einem Infostand zum Thema Frauengewalt des Frauenhauses und des Frauennotrufes konnte unter der Anleitung der Künstlerinnen Nana Prestel, Heike Brust und Anita Reichardt mit Stift, Farben, Ton und anderen Materialien kreativ gestaltet werden. Viel Zuspruch fand eine Aktion von Karin Drochner, bei der sich Frauen auf einem goldenen Sessel fotografieren lassen konnten. Ein Gedichtworkshop unter der Anleitung von Cornelia Litzenburger half, die eigene poetische Ader zu erkunden. Ulrike Braun zeigte in einem Workshop für Stimmbildung, wie Frauen mit der nötigen Kraft ihre Stimme erheben können. Moderatorin Sophia Grazdanow leitete eine Diskussion mit den Lokalpolitikerinnen Monja Roepke (Grüne), Eva Milisenda (SPD) Silke Haller (CDU), Doris Warras (Freie Liste), Dr. Ulrike Trappe-Krieger (FDP) und Karin Gottlieb (DKP) über Frauen in der Politik, die Notwendigkeit gesellschaftlichen Engagements und die Chancen zur Verwirklichung einer echten Gleichberechtigung.

Organisatorin Kathy Becker vom Kulturverein Kamäleon zeigte sich nach der Veranstaltung überglücklich, dass sich der Frauentag in Idar-Oberstein nach einem Jahr Pause mit einer so gelungenen und kraftvollen Veranstaltung zurückgemeldet hat. Barbara Zschernack versprach: „Es geht im nächsten Jahr auf jeden Fall weiter.“

Von unserem Reporter Jörg Staiber

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