Birkenfeld
Fast scheint zündende Idee bereits gefunden
Reiner Drumm

Birkenfeld - Zwei derzeit weltweit boomende Bereiche - Erneuerbare Energie und Weiterbildung - könnten Fundament einer künftigen Entwicklung in der Heinrich-Hertz-Kaserne sein. Zumindest diese - noch nicht einmal sonderlich realitätsfremde - Vision nahmen gut 100 Besucher der Auftaktveranstaltung zur Zukunft der Birkenfelder Luftwaffenkaserne mit.

Birkenfeld – Zwei derzeit weltweit boomende Bereiche – Erneuerbare Energie und Weiterbildung – könnten Fundament einer künftigen Entwicklung in der Heinrich-Hertz-Kaserne sein. Zumindest diese – noch nicht einmal sonderlich realitätsfremde – Vision nahmen gut 100 Besucher der Auftaktveranstaltung zur Zukunft der Birkenfelder Luftwaffenkaserne mit.

Für Birkenfeld gehen durch die Schließung des Standorts rund 400 militärische und zivile Arbeitsplätze verloren, erklärte Stadtbürgermeister Peter Nauert. Kaufkraftabfluss, Schwächung des Immobilienmarktes und andere strukturelle Probleme seien negative wirtschaftliche Folgen. Darum habe sich die Stadt das Ziel gesetzt, die Entwicklung der frei werdenden Fläche frühzeitig aktiv anzugehen. Die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb „Regenerative Energien auf Konversionsflächen“ ermöglichte die Einrichtung eines Kompetenzzentrums, das hilfreich sein könne bei der Bewältigung der ambitionierten Aufgabe in einem ländlichen und strukturschwachen Raum, wo Investoren nicht gerade Schlange stehen.

„Warum nicht hier?“, für Prof. Dr. Peter Heck war's keine Frage. In seinem Impulsreferat beziffert der Professor vom Umwelt-Campus die Summe der Investitionen, die durch die Energiewende freigesetzt werde, auf rund 1 Billion Euro. Es gelte lediglich, das riesige Potenzial auf Niveau der Heinrich-Hertz-Kaserne herabzubrechen.

Vom Feinsten und in einem ordentlichen Zustand sei das, was Hecks Mitarbeiter bei ersten Begehungen der 35 Gebäude auf dem 23,4 Hektar großen Kasernengelände vorfanden. Trennwasserversorgung, ein zweites internes Stromnetz und eine erst in den 1990er-Jahren modernisierte Heizung zeugen von modernem Standard. Ein für Windkraftanlagen geeigneter Streifen im Nordosten des Areals und Beispiele wie „Morbacher Energielandschaft“ und Umwelt-Campus machen die Kaserne zu einem idealen Standort in Sachen Erneuerbare Energien, entwickelte Heck erste Ideen.

Was kostet's? Woher kommt das Geld? Das bringt den ersten Ideenflug rasch wieder auf den Boden zurück. Der Schwarze Peter geht mit einem „Bitte nicht so teuer!“ an die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (BImA). Stadtbürgermeister Nauert kündigt an, die Kommune wolle auf die Option des ersten Zugriffs verzichten. Im Publikum wird der Vorschlag nach Gründung eines Bürgerfonds laut.

Plötzlich hat einer die zündende Idee: Von einem Kompetenzzentrum ist es nicht weit zu einem angeschlossenen Ausbildungszentrum. Dieses könnte kurzfristig von dem frei gewordenen Wohnraum in den Kasernen profitieren. Professor Heck greift auf: Neben innovativer Technologie (IT) ist Bildung im Augenblick der weltweit am meisten boomende Markt. „Warum nicht ein paar tausend Menschen im Jahr in schöner Landschaft beispielsweise im Energiewesen schulen“, wird kurzzeitig seine Vision sichtbar.

Aber es sind noch etliche „Kleinigkeiten“ zu klären, zeigt die erneute Frage nach den Kriterien der Preisbildung durch die BImA. Auch die stückweise Vermarktung wird angefragt. Als eine Einheit wäre das Objekt günstiger zu veräußern, weil kein Bebauungsplan zwecks Erschließung notwendig wäre. Viele Kleininvestoren versprechen die Chance, alle Flächen an den Mann zu bringen.

Zum Schluss noch etwas Zukunftsmusik aus Professor Hecks weltweit gefragtem Erfahrungsschatz: Ein Schulungs- oder Weiterbildungsprojekt auf dem Kasernengelände lässt sich nach seiner Ansicht von heute auf morgen realisieren. Es gibt etliche international tätige Bildungsanbieter, die nach neuen Standorten suchen. Heck: „Die Frage ist doch nur, wer die Braut schmücken und zum Altar führen soll.“

Von unserem Redakteur Klaus-Peter Müller

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