Jazztage Idar-Oberstein
Fans tanzen mit dem Regenschirm vor der Bühne 
Zum Abschluss des Jazztage-Sonntags kam beim Auftritt der Funkband Fatcat um Sänger Kenny Joyner doch noch die Sonne hervor.
Hosser. HOSSER

Das war wirklich Pech: Da hatte es über Wochen nicht geregnet – und ausgerechnet am Jazztage-Wochenende öffnete der Himmel seine Schleusen... Auch der Sonntag blieb von Schauern nicht verschont.

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Als Fatcat aus Freiburg zum großen Finale auf dem Idarer Marktplatz die Bühne betraten, öffnete sich die Wolkendecke, und die Sonne beschien die wenigen Hundert Menschen, die auf der Fläche ausgeharrt hatten, die sonst von Autos beparkt wird und nur einmal im Jahr zum Mittelpunkt der größten Musikveranstaltung weit und breit wird. Um an der Zuschauerzahl der verregneten 28. Jazztage etwas zu verbessern, war es da aber schon zu spät.

Die "Les Clöchards" ließen sich vom Dauerregen während ihres Auftritts auf dem Schleiferplatz nicht beirren.
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Zuvor hatte es über Stunden nicht nur geschauert, sondern – etwa beim sensationellen Auftritt der Clöchards auf der Schleiferplatzbühne – regelrecht geschüttet. Davon ließen sich die begeisterten Zuschauer genauso wenig irritieren wie die Band um Sänger Michael Erbach – viele tanzten mit Regenschirm vor der Bühne. Die Profimusiker aus dem Raum Köln, die sich als „letzte echte Rock’n’Roll-Band“, die von einer kleinen Insel bei Korsika komme, präsentieren, boten eine irre Mischung an verfremdeten Hits und Texte in Kleinstkunst-Qualität. Da klangen etwa  „The Look“ von Roxette oder Madonnas „Like a Virgin“ plötzlich ganz anders... Dazu passten die Kostüme, die an zerlumpte Clochards erinnern sollten. Und Schlagzeuger Philipp Zbedel saß auf einem Sessel vom Sperrmüll und spielte auf leeren Dosen und Kanistern... Aber wie!

Jazz im Regen: "Die Katzen" aus Mainz entführten ihre Zuhörer in die Swing-Ära.
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Auch die Zuhörer der Katzen applaudierten dick verpackt in Regenjacken und unter Schirmen vor der Bühne in der oberen Fußgängerzone. Das Mainzer Trio (Anja Kintscher, Claudia Seng, Sarah Schurig) machte mit seinem begeisterten Publikum einen Zeitsprung in die Swing-Ära der Andrew Sisters. Begleitet von Gitarre und Kontrabass gab es dreistimmigen Gesang in Vollendung. Chapeau!

Jazztage am Sonntag: Den Fans gefiel es.
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Zuvor hatten bereits Alexandra Lehmler (Saxofon) und Frank Tortiller (Vibrafon) mit ihrem kleinen, aber feinen Programm auf der Maler-Wild-Bühne überzeugt und Ninas Rusty Horns versucht, die Wolken über dem Schleiferplatz zu verblasen.

Als die Fans vom Schleiferplatz und der oberen Fußgängerzone zum Finale auf dem Marktplatz schlenderten – ein Schock: Der war nach einem Regenschutt praktisch leer. Das änderte sich aber schnell. Der Funke sprang sofort von der Bühne über, und am Ende standen Fatcat-Sänger Kenny Joyner und seine Brass-Section auf Bierkästen mitten im Publikum und verabredeten sich schon mal für den nächsten Auftritt in der Region.

Pfarrer Timo Breuer und Diakon Stefan Stürmer sangen beim Gospelgottesdienst voller Inbrunst mit.
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Schon zu Beginn des Jazztage-Sonntags konnten tief hängende Wolken die treuen Besucher nicht davon abhalten, den Schleiferplatz zum traditionellen Gospelgottesdienst zu füllen. Pfarrer Timo Breuer und Diakon Stefan Stürmer bescherten zusammen mit den vier Sängerinnen und Sängern der Gospel Soul Notes Gläubigen und Zaungästen eine herzliche, ansteckend unbeschwerte Stunde mit Gospel-Musik und Gebet.

James Caldwell brachte gleich viel Bewegung in die Menge. „Unser Gott ist fröhlich“, rief er und ließ mit „He‘s Got the Whole World in his Hand“ den Funken der Begeisterung überspringen. Alle sangen, bis die Bühne freigeräumt werden musste für Jazz con Voice, die 32 Mitglieder des Jazzchores Rheinland-Pfalz, die zum dritten Mal zu Gast bei den Jazztagen war.

„Jazz con Voice“, wie der Jazzchor Rheinland-Pfalz heißt, sorgten für den ersten Höhepunkt des Abschlusstages.
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Der Laienchor mit der Combo aus Piano, Bass und Schlagzeug singt anspruchsvolle Jazzstandards. Sylvia Strunk teilt sich den Platz vor dem Chor mit Michael Sauerwald. In den Genuss der Eröffnungs-Samba kamen die Zuhörer gleich mehrfach, weil der Soundcheck schwierig war. Sehr schwungvoll gestaltete der Chor den Ragtime, mit ein bisschen Choreografie und viel Präsenz. Al Jarreaus Adaption von Joaquin Rodrigos Gitarren-Konzert hoben sie sich auf bis zum Schluss. „Viel singen, wenig reden“ wollte Sauerwald. Dafür war das Publikum dankbar. 

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