Doch im nächsten Jahr soll nachgeholt werden, was jetzt wegen des Virus nicht möglich war, verspricht Jörg Eisenschneider: Dann soll gefeiert werden. Er und sein Vater Werner leiten zusammen das Geschäft, den operativen Teil hat Werner Eisenschneider allerdings schon vor längerer Zeit an den Sohn Jörg abgegeben.
Man wird zwar im nächsten Jahr nicht aufs 125-jährige Bestehen und damit auf ein Jubiläum anstoßen können, aber auch nicht auf 126 Jahre: Mayer, der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, fand bei der Vorbereitung zum Jubiläumsbesuch heraus, dass die Firma Eisenschneider im Jahr 1894 entstanden ist – also bereits vor 127 Jahren.
Doch das sind nur Feinheiten für die Akten, im nächsten Jahr wird gefeiert, wenn auch mit dann dreijähriger Ver- spätung. Bei der kleinen Feier vor ein paar Tagen lobte Patrick Mayer den Familienbetrieb: Es sei beachtlich, dass sich eine Firma so lang halte, man habe das Angebot den im Lauf der Jahrzehnte wechselnden Nachfragebedürfnissen immer wieder angepasst, und er hoffe, dass die Schreinerei auch in Zukunft den Namen Eisenschneider im Firmennamen führe.
Denn der Name ist eine Marke nicht nur in Idar-Oberstein und im Kreis Birkenfeld, ein möglicher Nachfolger kann damit werben. Denn irgendwann wird der Betrieb in andere Hände übergehen. Jörg Eisenschneider ist 57 Jahre alt – dass er das Geschäft aufgibt, ist aber noch kein Thema. Aber er habe bereits mit einem seiner Mitarbeiter, einem Meister, über eine Betriebsnachfolge in unabsehbarer Zukunft gesprochen.
Sieben Mitarbeiter sind derzeit in der Schreinerei beschäftigt, darunter Meister, Azubi und Jörg Eisenschneiders Ehefrau Angela, die für die Buchhaltung verantwortlich ist. An Beispielen wird am besten bewusst, welch lange Zeit 125 Jahre sind: Als Reinhard Eisenschneider die Firma 1894 gründete, sahen Autos noch wie Kutschen mit riesigen Speichenrädern aus, Deutschland existierte als Nationalstaat erst seit 23 Jahren und hatte einen Kaiser, Fußball wurde in langen Hosen und ohne erkennbare Regeln gespielt. Reinhard ist der Urgroßvater von Jörg Eisenschneider. Das Unternehmen war in einer Zeit gegründet worden, „als Schreinereien in der Gegend noch Mangelware waren“, heißt es auf der Internetseite der Firma.
Die Geschäftsräume waren damals „an der Treppe zur Müllersheckstraße in Oberstein“. 1942 starb Reinhard Eisenschneider, Sohn Hans übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg, baute ein Möbelgeschäft in der Hauptstraße 328 und später in direkter Nachbarschaft in der Hauptstraße 331 auf. Werner Eisenschneider übernahm 1971, riss das alte Gebäude ab und baute ein neues Wohn- und Geschäftshaus an gleicher Stelle.
1978 wurden Werkstatt und Lager erweitert und die Geschäftstätigkeit von der Bauschreinerei immer mehr auf Inneneinrichtungen verlegt. Sohn Jörg ist seit 1980 in der Firma. Seit 1998 wird der Betrieb von Vater und Sohn gemeinsam geführt.