Geologen bestärken Gastgeber beim Symposium: Fossilienfunde sind einzigartig und bergen ein riesiges Potenzial für den Tourismus
Fachsymposium „Im Tal der Jahrtausende“: In Fachkreisen ist Bundenbach weltberühmt
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Eine Vitrine voll mit Seelilien-Fossilien hat der Bundenbacher Sammler Gregor Beicht der Ortsgemeinde überlassen. VG-Chef Uwe Weber und Ortsbürgermeisterin Verena Mächtel präsentierten Vitrine und Schenkungsurkunde im Rahmen des Symposiums. Foto: Kurt Knaudt
Kurt Knaudt

Bundenbach. Beim hochkarätig besetzten Fachsymposium „Im Tal der Jahrtausende“ unterstrichen die teilnehmenden Geologen, dass Bundenbach mit seinen Fossilien bei Fachleuten weltberühmt ist. Zugleich bestärkten sie die Gastgeber darin, daraus mehr Kapital zu schlagen als bisher.

„Die Region scheint noch nicht begriffen zu haben, welchen Schatz sie hat“, meinte zum Beispiel Dr. Christina Ifrim vom Jura-Museum Eichstätt. Das Symposium soll dazu beitragen, das ein für allemal zu ändern.

Die Experten lieferten dafür reichlich Argumente und Motivation. Und sparten dabei nicht mit Superlativen. Diplom-Geologe Christoph Leins stufte die Funde aus Bundenbach in seinem einleitenden Impulsvortrag als „das weltweit bedeutendste Vorkommen“ aus dem rund 400 Millionen Jahre alten Devon ein.

Ob New York, Tokio, Wien, Prag, Paris oder Toronto: Die berühmtesten Museen der Welt schmücken sich mit den Fossilien aus dem Hunsrück, wusste Dr. Susanne Pohler vom Institut für Erdwissenschaften der Universität Graz zu berichten. „Andere ernten reichlich Ruhm für Ihre Fossilien“, merkte Christina Ifrim an.

Neuaufbau des Museums ist geplant

Das 1976 eröffnete Fossilienmuseum neben dem geschlossenen Besucherbergwerk der Grube Herrenberg in Bundenbach wird der Bedeutung der Fossilien nicht gerecht, waren sich im knapp 30 Teilnehmer großen Kreis aus Geologen, Kommunalpolitikern und Touristikern alle einig. Uwe Weber, Bürgermeister der VG Herrstein-Rhaunen, schwebt im Schulterschluss mit der Ortsgemeinde ein Neuaufbau des Museums vor, um die Stücke einladender und zeitgemäßer zu präsentieren.

Die Region scheint noch nicht begriffen zu haben, welchen Schatz sie hat.

Dr. Christina Ifrim vom Jura-Museum Eichstätt zu den Fossilienfundenvon Bundenbach

Weil das für beide eine Nummer zu groß ist, will der VG-Chef weitere Partner mit ins Boot holen. Neben dem Landkreis Birkenfeld, für den nacheinander die beiden Beigeordneten Bruno Zimmer und Peter Simon dem Symposium beiwohnten, denkt er dabei auch an die Kreise Bad Kreuznach und Rhein-Hunsrück, zu deren Gemarkung einzelne Teile aus dem „Tal der Jahrtausende“ mit der Schmidtburg, der Keltensiedlung Altburg und dem Museum gehören. Auch das Land soll mit in die Pflicht genommen werden. Die Referenten signalisierten durchweg ihre Bereitschaft, der Region auf dem Weg zum neuen Museum beratend zur Seite zu stehen – möglicherweise in einem wissenschaftlichen Beirat.

Das Museum soll sich später einmal selbst tragen können

Die größte Herausforderung besteht dabei weniger in der Finanzierung des Projekts, sondern in der Unterhaltung. Das Museum muss so attraktiv sein, dass es genügend Besucher anlockt, um sich selbst zu tragen, wissen VG-Bürgermeister Uwe Weber und die jüngst mit großer Mehrheit wiedergewählte Ortsbürgermeisterin Verena Mächtel. Dazu hat der Bundenbacher Sammler Gregor Beicht bereits seinen Beitrag geleistet. Er hat der Ortsgemeinde eine große Vitrine mit Seelilien-Fossilien geschenkt, die im Rahmen des Symposiums übergeben wurde.

Christina Ifrim, im Jura-Museum Eichstätt zuständig für die wissenschaftliche Leitung, gab wertvolle Marketing-Tipps. So auch den, sich auf einen Markennamen zu einigen und diesen konsequent zu verwenden. Zudem empfahl sie, ein Vorzeigeobjekt als Aushängeschild auszusuchen. Das gibt es ihrer Meinung mit der Fossilie Schinderhannes bartelsis sogar schon, die passenderweise nach einem Räuberfisch des Devon benannt ist. Nicht zuletzt riet sie, die Superlative herauszustellen.

Europaweit der einzige vollständig ausgegrabene keltische Burgwall

Daran mangelt es auch im Umfeld nicht: Die Altburg ist europaweit der einzige vollständig ausgegrabene Burgwall der Kelten, betonte der Altertumsforscher Michael Koch, Leiter des Nationalparktores in Otzenhausen. Die Anlage bei Bundenbach war nach seinen Worten Vorbild für das dortige Keltendorf. Doch die Region hat noch mehr Alleinstellungsmerkmale: Der arme Hunsrück weise die meisten Fürstengräber aus dieser Epoche auf, die übrigens laut Koch doppelt so lang dauerte wie die römische. Das frühere Keltenland Saar-Hochwald-Hunsrück-Nahe hätte seiner Meinung nach sogar das Potenzial zum Unesco-Welterbe. Allerdings vergehen nach seinen Worten von der Antragstellung bis zum Erreichen dieses Status in der Regel rund 20 Jahre.

Ein weiterer Superlativ drängt sich aus Sicht von Christoph Leins geradezu auf. Edelsteine und Fossilien: Das habe keine andere Region in der Welt zu bieten, hob der Diplom-Geologe aus Tübingen hervor, der schon als Student mit dem „Bundenbach-Virus“ infiziert wurde. Das alles sorgte bei den Gastgebern des von Caroline Conradt, Leiterin der Touristinfo in Herrstein, mustergültig organisierten Symposiums, bei dem der Natur- und Landschaftsführer Michael Brzoska die Teilnehmer im Rahmen einer Exkursion zu einigen Attraktionen im „Tal der Jahrtausende“ führte, für Euphorie und Aufbruchstimmung. Uwe Weber und Verena Mächtel sehen in dem einzigartigen Erbe riesiges Potenzial. Beide waren von den „starken und eindeutigen Botschaften“ der Referenten beeindruckt.

Nahezu an jeder Ecke gibt es rund um Bundenbach Bergbau-Relikte

Dazu zählte auch Dr. Thomas Schindler. Der Leiter der Abteilung Erdgeschichte bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz führte in die Welt des Devon ein, „die ganz anders als die von heute war“. Die Region gehörte damals zu einem subtropischen Meeresbecken. Während im Wasser die Vorläufer der heutigen Fische lebten, war es an Land still. Dort gab es neben Pilzen und Flechten nur Insekten, aber noch keine Wirbeltiere, erläuterte Schindler. Bundenbach lag damals südlich des Äquators. „Manche Geologen sagen: Südlich von Kirn hat damals Afrika begonnen“, merkte der Referent an.

Christian Wild hat sich auf Spurensuche in der Region begeben. Nach Aussage von Bergleuten ist der Hunsrück „reich an armen Lagenstätten“. Von rund 1700 vorhandenen Stollen allein im Kreis Birkenfeld seien 439 nach wie vor offen, berichtete der Diplom-Bergbauingenieur.

Im durch menschliche Eingriffe geprägten Hahnenbachtal gebe es an nahezu jeder Ecke verschiedene Bergbaurelikte. Inzwischen habe es sich zu einem wertvollen Biotop entwickelt. In der Grube Herrenberg wurden nach seinen Angaben sieben Fledermausarten ermittelt, darunter die besonders geschützte Bechstein-Fledermaus und sogar die Große Hufeisennase, die im Hunsrück eigentlich als ausgestorben galt: „Das ist eine kleine Sensation.“

Die Fülle an Ideen und Information müsse man jetzt erst einmal sacken lassen und sortieren, meinte VG-Chef Uwe Weber in seinem Schlusswort. Danach sollen dann die notwendigen Schritte eingeleitet werden, um den Bundenbacher Fossilien den Stellenwert zu geben, den sie verdienen.

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