Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausstellung „Von der Sprache der Steine“, der im Rahmen einer Finissage zum Dank an die Sponsoren und Förderer der Bengel-Stiftung gefeiert wurde, geht der Ausstellungszyklus „Idar-Oberstein schmückt sich“ Ende Oktober in die nächste Runde. Die Villa Bengel zeigt mit „Extranalities - The First, the Worst, the Best & the Rest” ein internationales Kollektiv von aktuell neun Schmuckkünstlern und Schmuckkünstlerinnen, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiern.

Gegründet 2015 von Herman Hermsen aus den Niederlanden und Timothy Information Limited aus dem Vereinigten Königreich zeichnen sich Extranalities durch ihre freie und radikale Gestaltungsweise sowie einen experimentellen Ansatz in ihrer gemeinsamen Praxis aus. In regelmäßig stattfindenden Treffen treten die Mitglieder in einen Dialog, um neue Wege zu finden bestehende Komfortzonen und künstlerische sowie gesellschaftliche Einschränkungen zu überwinden. In der aktuellen Ausstellung ermöglichen die Mitglieder Hermsen und Limited zusammen mit Peter Vermandere (Belgien), Felieke van der Leest (Norwegen), Sofia Björkman (Schweden), Denise Reytan (Deutschland), Sara Gackowska (Polen), Christoph Zellweger (Schweiz) und Catarine Silva (Portugal) nicht nur einen Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre, sondern geben auch einen Einblick in ihre Arbeitsweise mit neu entstandene Arbeiten, die einen besonderen Bezug zum Ausstellungsort aufweisen: Die Jakob Bengel-Stiftung gewährte der Gruppe den Zugang zur Galalith-Sammlung der Stiftung.
Das Material Galalith ist ein historischer Kunststoff aus Milchcasein, der in den 1920er- und -30er-Jahren den Stil der Art Déco-Schmuckstücke der Firma Jakob Bengel prägten. Extranalities zeigen die Ergebnisse ihrer experimentellen Auseinandersetzung mit dem Material. Die Ausstellung wird am Freitag, 31. Oktober um 18:30 Uhr in der Villa Bengel eröffnet.

Bereits am Vortag, Donnerstag, 30. Oktober, präsentiert Extranalities-Mitglied Christoph Zellweger eine Auswahl seiner Arbeiten in der Ausstellung „Cabinet of Risk & Chances“ am Campus Edelstein und Schmuck in der Saarstraße 2. Der Schmuckkünstler und Professor für Design & Kunst an der Hochschule Luzern fertigte für eine Ausstellung im Pharmaziemuseum Lissabon zahlreiche versiegelte Glasgefäße, Ampullen mit mysteriösem Inhalt. Es bleibt unklar, ob die Einnahme dieser Mittel eine positive, potenziell heilende Wirkung haben oder im Gegenteil sogar giftig sein könnte. Damit verweist Zellweger auf die Vielzahl an Mitteln wie Pillen, Pulver und Injektionen, die menschliches Leben verbessern oder verlängern sollen und dabei gleichzeitig die Umwelt nachhaltig belasten und eine Abhängigkeit der Menschen von diesen Substanzen erzeugen.
Am Abend dieses Tages finden ab 18.30 Uhr zwei Vorträge im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe „Delightful Doing“ am Edelstein-Campus statt: Christoph Zellweger spricht in seinem Vortrag „Embracing Resistance“ über seine künstlerische Erfahrung von mehr als 35 Jahren, die geprägt ist durch Interdisziplinarität, Experiment und kritisches Hinterfragen gesellschaftlicher Strukturen und Normen. Im Anschluss gibt das Schmuckkollektiv Extranilities Einblicke in ihr gemeinsames Schaffen: „The Extranalities Collective: In Conversation“.
Die englischsprachige Vortragsreihe „Delightful Doing“ markiert den Beginn des „Studium Generale“, einem neuen Format von interdisziplinärem Austausch in Form diverser öffentlich zugänglicher Vorträge und Veranstaltungen am Campus Edelstein und Schmuck.
Das Studium Generale löst das Schmucksymposium „Schmuck-Denken/Thinking Jewellery“, das zwischen 2005 und 2021 13-mal stattfand, ab und ist ein weiteres Kooperationsprojekt zwischen Hochschule und Jakob Bengel-Stiftung, gefördert durch die Stadt Idar-Oberstein. Es wurde von Julia Wild, wissenschaftlicher Mitarbeiterin für Geisteswissenschaften an der Hochschule, entwickelt und erstreckt sich mit diversen Veranstaltungen bis Januar 2026. Es ist, anders als das bisherige Symposium, kostenlos und ohne Anmeldung für alle zugänglich. red