Bekannte gaben Hinweis
Mitglieder des Angelsportvereins Niederwörresbach sind dieser Tage von Bekannten darauf aufmerksam gemacht worden, dass sich in dem Gewässer derzeit zwei Bewohner befinden, die dort wohl eigentlich nicht hingehören. Der Bekannte, der die Fische in seiner Mittagspause bei einem Spaziergang mit seiner Kollegin entdeckt hatte, sprach von Fischen mit rötlichem Stich. ASV-Kassierer Stefan Bank machte sich in Absprache mit dem Vorsitzenden Norbert Conradt sofort auf den Weg, um nach dem Rechten zu schauen. Bank entdeckte die Tiere, fotografierte sie und besprach mit seinem Vorsitzenden die weitere Vorgehensweise. „Wir betreuen zwar einen Teil des Fischbachs, aber nicht diesen. Für mich stand sofort fest, dass wir die Fische rausholen, weil sie dort nicht hingehören“, erzählt Vorsitzender Conradt.
Gesagt, getan. Mit Wathosen und Kescher ausgestattet, ging es ans Werk. Schnell war das exotische Duo eingefangen. Ob es sich hierbei um Goldfische oder Kois handelt – „darüber streiten sich die Gemüter“, sagt Norbert Conradt. Der eine Fisch könnte ein Schleierschwanz sein. Das ist eine Zuchtvariante des klassischen Goldfischs. „Aber dafür ist er eigentlich fast schon zu groß“, sagt Conradt. Und der andere Fisch könnte tatsächlich ein Koi sein. Die Fische hatten sich jeweils eine Gumpe gesucht, eine kleine Gewässerbucht, in der das Wasser nahezu stillsteht – in einem Abstand von 50 Metern. „Sie mögen eigentlich nur stehende Gewässer“, sagt Conradt.
Wie lange die Fische bereits im Fischbach unterwegs sein könnten, kann Norbert Conradt nicht sagen. „Da bin ich vorsichtig. Mit Aussagen über Karpfen oder Forellen wäre ich auskunftsfreudiger“, sagt er. Vermutlich wurden die Fische ausgesetzt, was in seinen Augen völlig unverständlich sei. „Sie wurden nun in gute Hände übergeben“, versichert der Vorsitzende.
Bei der Bergungsaktion entdeckten Conradt und Bank zufällig noch ein Prachtexemplar einer Ringelnatter. „Sie lag nur etwa einen Meter von uns entfernt und ließ sich auch durch das Fotografieren nicht stören“, berichtet Angelfreund Conradt. Die Ringelnatter indes ist am Fischbach keineswegs ein seltener Gast. Sie ist in großen Teilen Europas und Asiens zu Hause, meist in der Nähe von Gewässern und ernährt sich überwiegend von Amphibien. Wie die anderen in Mitteleuropa heimischen Arten der Nattern ist die Ringelnatter für Menschen völlig ungefährlich.
Willkommene Abwechslung
Für Stefan Bank und Norbert Conradt waren der Ausflug an den Fischbach und die damit einhergehende Rettungsaktion eine willkommene Abwechslung. Wie überall im Land ist wegen Corona das Vereinsleben auch beim ASV nahezu zum Stillstand gekommen. „Ab und zu wird derzeit das Vereinsgelände gemäht, aber viel mehr passiert nicht. Unser Fischerfest mussten wir auch absagen“, erklärt Conradt. Immerhin konnte der ASV durch seine Räucheraktion, bei der die Vereinsmitglieder geräucherten Fisch frei Haus lieferten, etwas Geld erwirtschaften. Aber das sei auch schon alles gewesen, sagt Conradt. „Und kein Mensch weiß, wie das ausgeht“, fügt er hinzu. Den beiden Fischen, die nun ein neues Domizil haben, wird es sicherlich egal sein.