CDU und SPD behaupten sich im Nationalparklandkreis vor der blauen Alternative - Grüne verlieren dramatisch - Linke von BSW überflügelt
Europawahl: AfD wird drittstärkste Kraft im Kreis Birkenfeld
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Europawahlplakate an der B41 bei Weierbach
Günter Weinsheimer

Kreis Birkenfeld. Wer die Europawahl im Kreis Birkenfeld am Sonntagabend online „live“ verfolgt hat, bekam zwischendurch ein beklemmendes Gefühl: Die AfD lag lange Zeit Kopf an Kopf mit der CDU in Front. Als dann aber die Briefwahl hinzukam, nivellierte sich das Ergebnis deutlich: Am Ende lag die Union mit 28,3 Prozent vorne – und zwar vor der SPD, die mit 21,4 Prozent deutlich über dem Bundesergebnis (13,9 Prozent) lag.

Überraschend verloren die Christdemokraten damit im BIR-Kreis gegen den Bundestrend 2,2 Prozentpunkte gegenüber der Wahl 2019. Die SPD musste sogar Verluste von 5,5, die Grünen von 6,6 Prozentpunkte hinnehmen. Die AfD hingegen gewann satte 7,8 Prozentpunkte hinzu. Zweiter Wahlgewinner waren die Freien Wähler, die 3,9 Prozentpunkte zulegten. Die Linke „halbierte“ hingegen ihren 2019er-Stimmenbestand (3,2 Prozent) um die Hälfte.

AfD gewinnt 7,8 Prozentpunkte

Die AfD wurde bei der EU-Wahl somit mit 18,6 Prozent drittstärkste Kraft im Nationalparklandkreis. Freie Wähler, FDP (je 5,9 Prozent) und Grüne (5,0) liegen nur knapp vor dem neuen Bündnis Sarah Wagenknecht (4,9 Prozent). Die Linke wählten im Kreis Birkenfeld dagegen nur noch 1,6 Prozent – ebenso viel wie die Tierschutzpartei. Die Satirepartei „Die Partei“, die bei der Qualifikation zum Kreistag Birkenfeld kläglich gescheitert war, kommt auf 1,5 Prozent.

Die Wahlbeteiligung bei der Europawahl lag mit 61,4 Prozent um 2,8 Prozentpunkte besser als vor fünf Jahren – und damit im Bundestrend. Auch hier liegen unter anderem FDP (6,6 Prozent) und Grüne (5,2) ebenso wie die Freien Wähler (3,0) und die Linke (1,6) weit hinter den Ansprüchen zurück. Ähnliche Konstellation in Birkenfeld: Stärkste Kraft wird die CDU (27,3 Prozent) vor der SPD (20,9) und der AfD (17,4). Sehr stark die Freien Wähler mit 8,5 Prozent. Dahinter die Grünen (5,6 Prozent) und die FDP (4,8). Auch in der Kreisstadt wird die Linke (1,9 Prozent) von der Wagenknecht-Partei (4,9) überflügelt.

“Blau" in Baumholder auf 37,1 Prozent

Auch in der VG Baumholder wurde die CDU mit 27,8 Prozent stärkste Kraft vor der SPD (21,6 Prozent) und der AfD (19,0 Prozent). Stark: Die Freien Wähler mit 9,3 Prozent. In der VG Herrstein-Rhaunen lag die CDU mit 29,5 Prozent vor der SPD (21,5) und der AfD (17,3). In Idar-Oberstein rückte die AfD (21,0) ganz dicht an die etablierten Parteien (CDU 28,1, SPD 21,7) heran.

Irritierend: Nicht nur in Baumholder (37,1 Prozent!), sondern auch in Mettweiler (25,0), Berschweiler (32,2), Eckersweiler (33,3) und Reichenbach (24,5) wurde die AfD ebenso stärkste Kraft wie in Birkenfeld (34,3) und den benachbarten Ortsgemeinden Schmissberg, Dienstweiler, Ellweiler, Brücken, Buhlenberg, Börfink und Rinzenberg. Das gleiche in Herrstein, wo auf der Seite des Landeswahlleiters (https://rlp-wahlen.de) Rhaunen, Kempfeld, Bundenbach, Oberkirn, Hellertshausen, Bollenbach und Krummenau blau eingefärbt sind. Hier ist aber zu beachten, dass die Briefwahl bei diesen Zahlen nicht berücksichtigt ist – immerhin wählte rund ein Drittel der Wähler im Nationalparklandkreis vorab per Post.

Von Stefan Conradt

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