Insbesondere infolge der bestehenden Mängel beim Brandschutz bestand seither die Gefahr, dass der Jugendherbergsstandort endgültig von der Landkarte verschwinden würde. Denn er gehörte zu den sechs Streichkandidaten auf der Liste des Landesverbands Rheinland-Pfalz/ Saarland im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH). Doch dann entschlossen sich Stadt und Kreis trotz leerer Kassen für eine Rettung.
Von Anfang an bekundeten Kreistag und Stadtrat den festen Willen, dass sich die kommunale Seite – wie vom Jugendherbergsverband verlangt – bei einer Sanierung stark engagieren würde. Zunächst war von Gesamtkosten von 1,4 Millionen Euro die Rede, davon sollten Stadt und Kreis jeweils 500.000 Euro tragen. Eine Intervention von Oberbürgermeister Frank Frühauf und Landrat Matthias Schneider bei der ADD bewirkte, dass die Aufsichtsbehörde von ihrer aus der damaligen Finanznot der beiden Gebietskörperschaften resultierenden ablehnenden Haltung abrückte. Auch eine Umweltbildungsstätte in der Trägerschaft des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises stand – aus der Finanznot geboren – zeitweilig zur Debatte.
Aus 3,5 wurden 6,5 Millionen Euro
Das ist seit der Verbesserung der Idar-Obersteiner Finanzsituation vom Tisch: Von der sprunghaften Verbesserung der städtischen Finanzsituation im Herbst 2021 durch erhebliche Gewerbesteuermehreinnahmen profitiert auch der Landkreis über die Kreisumlage zeitversetzt – das brachte den großen Durchbruch: Dank des neu gewonnenen finanziellen Spielraums hatte die ADD keine Einwände mehr, dass die Stadt und der Landkreis ihre Beteiligung auf jeweils 1,5 Millionen Euro aufstocken.
Vom Tisch war damit die auf das Allernotwendigste beschränkte Instandsetzung des 119-Betten-Hauses, ein Notplan, um die Einrichtung am Leben zu halten. Auf 5,6 Millionen Euro – nach zwischenzeitlich geschätzten 3,5 Millionen – kalkulierte das mit der Planung und Bauleitung betraute Architekturbüro Dimmer aus Stadtkyll (Vulkaneifel) die jetzt angestrebte erhebliche Attraktivierung. Unter anderem umfasst die Planung eine Erweiterung auf 126 Betten, verteilt auf 34 Zimmer, die Schaffung von vier barrierefreien Zimmern und vier Seminarräumen. Dafür hofften die drei Partner auf eine großzügige Förderung aus einem Bundesprogramm für energetische Sanierungen. Daraus wurde aber nichts: „Der Fördertopf war völlig überzeichnet“, sagte der Erste Beigeordneter Bruno Zimmer im Kreistag.
DJH trägt alle Mehrkosten
Als Ersatz wurde ein Darlehen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragt, das sich nach Abzug des Tilgungszuschusses von 780.000 auf 245.000 Euro beziffert. Um diese Finanzierungslücke zu schließen, mussten Stadt und Kreis ihre Zuwendungen nochmals auf jeweils 1,58 Millionen Euro erhöhen. Zugleich deckelten die Gremien ihre Anteile bei diesem Betrag. Alle nun noch kommenden Mehrkosten gehen zulasten des Jugendherbergsverbands, wie dessen Vorstandsvorsitzender Jacob Geditz erst vor Kurzem nochmals ausdrücklich bestätigte. „Aufgrund der langen Vorlaufzeit der Planung und der Fertigstellung bis 2025 und der komplexen energetischen Sanierung haben wir die Baukosten neu bewertet und aktualisiert“, berichtet Geditz: Die Baukosten belaufen sich nun wohl auf 6,5 Millionen Euro.
Seit den richtungweisenden Beschlüssen des Kreistags am 20. März und des Stadtrats am 22. März 2022 ist es ruhig geworden um die Sanierungsmaßnahme. Damals war der Baubeginn noch für Frühjahr 2023 angekündigt worden. Das hat sich aus diversen Gründen zerschlagen. Nun will der Jugendherbergsverband im November mit den Bauarbeiten beginnen und im Frühjahr 2025 fertig sein, sodass es bei der angestrebten 18-monatigen Bauzeit bleiben würde. Inzwischen ist die Maßnahme laut Kreisverwaltung auch ausgeschrieben.
Grundlegende Modernisierung
Neben der Vorbildfunktion bei der energetischen Sanierung steht eine grundlegende Modernisierung in allen Bereichen auf der Agenda, um das Haus an der Alten Treibe zukunftsfähig und attraktiv zu machen. Dazu zählen ein neues Foyer mit Empfang, neue Veranstaltungs- und Restauranträume, die Neugestaltung der Gästezimmer und der Bäder sowie eine Aussichts- und Bistroterrasse mit Blick auf Schloss, Felsenkirche und sogar bis nach Idar. Auch das Außengelände wird aufgewertet, unter anderem durch eine attraktive Spielplatzanlage.
Denn die wichtigsten Zielgruppen sind Kinder, Jugendliche und Familien, aber auch Vereine und Organisationen, die die Einrichtung für Workshops, Tagungen, Musik, Kultur und Sport nutzen. Zudem bietet sich die Jugendherberge in Oberstein als außerschulischer Lernort für Klassenfahrten mit Programmen zu Themen wie Natur, Umwelt, Kultur, Teambuilding und Stärkung der Klassengemeinschaft.
Die Jugendherberge Idar-Oberstein hat eine lange Tradition: Von 1925 bis 1957 befand sie sich im Kellergeschoss des Neuen Schlosses Oberstein und hatte lediglich 30 Betten. Auf 160 wuchs die Kapazität im Neubau auf der Hohl, den das Jugendherbergswerk – schon damals mit finanzieller Unterstützung von Stadt und Landkreis – verwirklichte und am 5. Juli 1957 einweihte. Gegenüber dem Rekordjahr 1979 mit rund 27.000 sank die Anzahl der Übernachtungen bis 2019 auf 15.700. Für die Zukunft strebt Jacob Geditz wieder 25.000 Nächtigungen pro Jahr an.