Idar-Oberstein – „Schaut mich nicht an...“, lautete der Titel der Schauspiel-Soloproduktion von und mit Kathy Becker zum Advent. In nur drei Wochen schrieb die 39-Jährige nach ihrer Babypause das eigenwillige, aber auch kreativ faszinierende Stück.
Mit insgesamt drei Aufführungen fesselte sie ihre Zuschauer in der Willa in Oberstein und dem Antiklädchen Knospe in Herrstein. Eine namenlose Frauenfigur aus fernen Zeiten beginnt unter einem Schleier verborgen ihren Gefühlen und Gedanken Ausdruck zu geben und nimmt das Publikum mit auf die Reise durch ihre innere und ganz persönliche Adventszeit.
Eigentlich möchte die namenlose Frau keine Geschenke. Doch am Ende nimmt sie ein ganz besonderes an: Sie wird dazu eingeladen, ein stilles friedliches Fest ohne Worte unter dem Sternenhimmel zu verbringen. Aus verschiedenen weihnachtlichen Texten, Gedichten und eigenen Improvisationen entstehen zumeist düstere und melancholische Stimmungsbilder, die Kathy Becker anrührend, nachdenklich und kraftvoll in Szene setzt. Ganz für den intimen Kleinkunstrahmen der Minibühne vor rund 30 Personen in der Willa geschaffen, entstand eine glaubwürdige und nahbare Inszenierung.
Durch die einfache Kulisse können sich die Zuschauer ganz auf die Worte und Bewegungen der Theaterpädagogin konzentrieren. Mit dem Stück, mit dem sich die heimische Schauspielerin erstmals in Idar-Oberstein mit einer Soloproduktion zeigte, will Kathy Becker die moderne Advents- und Weihnachtszeit beleuchten und hinterfragen. Die heutige Weihnachtszeit sei geprägt von Geschäftigkeit und Konsumrausch, Glaubenstabus und Traditionsklischees, während die wirklichen Werte wie Glaube, Liebe und Hoffnung oft in den Hintergrund treten. Frieden und Stille finde man heute selten, ein ehrliches Weihnachtsfest ohne Klischees und Materialschlacht sei schwer zu gestalten. Für ihre selbstgeschriebene Inszenierung erntete Kathy Becker viel Applaus.Sandra Schappert