Richtig gut besucht war der Gottesdienst in der evangelischen Kirche Ruschberg, in dem man am Sonntag der Grundsteinlegung vor 70 Jahren gedacht hat. „Es waren nicht nur sehr viele Ruschberger da, auch einige Besucher kamen von außerhalb“, schilderte Prädikantin Sabine Knieling. Ein besonderer Gast war eine 69-Jährige, die nach der feierlichen Eröffnung im Januar 1956 dann der erste Täufling war.
Knieling hatte sich hierfür mit dem Thema „Ist Kirche heute noch relevant?“ auseinandergesetzt und mit Unterstützung der Frauenhilfe aus Ruschberger Frauen den Verlauf gestaltet. „Diese Kirche wäre ohne den Willen und Einsatz der Ruschberger nie entstanden“, sagte Knieling und betonte, dass ein solcher Einsatz für Kirche vor Ort außergewöhnlich sei.
„Diese Kirche wäre ohne den Willen und Einsatz der Ruschberger nie entstanden.“
Prädikantin Sabine Knieling
Gerade in der heutigen Zeit falle es der Kirchen – egal ob katholischen oder evangelischen Glaubens – immer schwerer, die bekennenden Christen zu erreichen und einzubinden. Kirche sei hier ein Teil des gesellschaftlichen Wandels, dem man sich stellen müsse. „Orte, Zeiten und auch Regeln verändern sich“, erklärte Knieling.
Auch Gebäude als zentraler Ort der kirchlichen Begegnung unterlägen einem zunehmenden Wandel. So änderten sich die Formen der Nutzung über den reinen Gottesdienst hinaus. So sei das Ruschberger Gotteshaus inzwischen auch ein Treffpunkt für Kindergottesdienste, die Vorbereitung der Krippenspiele und Konfirmandenunterrichte, aber auch regelmäßiger Treffen der Frauen zum Austausch oder für Spielenachmittage. Doch diese Nutzung sei auch ein Beleg der Lebendigkeit der Gemeinschaft.

Dabei sei Glaube nicht abhängig von einem bestimmten Gebäude, um ausgeübt zu werden, erläuterte die Prädikantin und erinnerte an beispielsweise Freiluftgottesdienste. „In der Bibel wird erwähnt, dass in einem Zelt gepredigt wurde“, sagte sie weiter. Gott sei bei den Menschen und nicht in einem Gebäude. Und dennoch symbolisiere ein Gotteshaus für die Gläubigen die Verbindung zu Gott, sei eine Hilfe in Kontakt zu treten. Und so hoffe sie, dass Kirchen, wie die Ruschberger auch weiterhin von den Gläubigen im Ort und Umfeld angenommen und erhalten werde.
Im Anschluss an den knapp einstündigen Gottesdienst, den die Ruschberger Frauen mit ihren Fürbitten umrahmten, gab es einen Empfang. Und auch hier blieben die Kirchgänger noch lange sitzen, um sich auszutauschen und in Erinnerungen zu schwelgen. „Es war eine wertvolle Begegnung für alle Teilnehmer“, befand Knieling.