Thalfang – Er ist der dienstälteste Bürgermeister im Kreis Bernkastel-Wittlich, der einzige parteilose und hatte heute seinen letzten Arbeitstag: Hans-Dieter Dellwo. Der Thalfanger Verwaltungschef verabschiedet sich aus gesundheitlichen Gründen nach fast 24 Jahren in den Ruhestand. In seiner letzten Woche als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf hat Hans-Dieter Dellwo noch einiges zu tun. Die Termine drängen sich.
Wie schaut der 65-Jährige in die Zukunft? „Ich gehe mit einem Gefühl der Dankbarkeit und freue mich auf das was kommt“, sagt der Verwaltungschef. Er wolle sich mehr um seine Familie kümmern, alte Freundschaften pflegen und seinen Hobbys nachgehen. Er lese beispielsweise gerne Bücher zu Geschichte, Kunst und Architektur. Das Kreative hat ihn immer interessiert. Und das war es auch, was den gelernten Schreiner und Verwaltungsfachmann auf dem zweiten Bildungsweg auf die Idee gebracht hat, sich für das Amt des Bürgermeisters zu bewerben.
Dellwo: „Ich wollte zunächst in die Verwaltung rein, aber als ich bei der Kommunalaufsicht der Bezirksregierung Trier gearbeitet habe, habe ich gemerkt, das ist nicht mein Ding. Ich bin ein Gestalter, kein Verwalter.“ 1989 wurde der gebürtige Gusenburger noch vom Verbandsgemeinderat gewählt. Die beiden folgenden Male gab es eine Urwahl der Bürger. Dellwo erhielt einmal 90 und einmal 86 Prozent der Stimmen. Deutliche Zahlen. „Wenn die Mitteilung kam, dass ich die Wahl gewonnen hatte, war das ein schönes Gefühl. Man ist nur Mensch und diese Zahlen waren wie ein Lob“, sagt Dellwo. Seine Frau oder seine Tochter seien ihm dann um den Hals gefallen und hätten gesagt: „Siehst du, du machst doch nicht alles falsch.“ Als Bürgermeister denke man immer, dass man etwas falsch gemacht habe, gesteht Dellwo. Doch die Zahlen hätten ihm das Gefühl von Vertrauen und Rückhalt bei den Bürgern vermittelt.
Im Verbandsgemeinderat war dieser Rückhalt für den Verwaltungschef nicht immer selbstverständlich. Dellwo hatte keine Gruppierung automatisch hinter sich. Er war Parteiloser und fühlte sich unter lauter CDU-Bürgermeistern im Kreis Bernkastel-Wittlich wie ein Exot. Er musste sich seine Mehrheiten immer organisieren. „Das ist viel Aufwand. Aber wenn Sie in die Politik gehen, müssen Sie wissen: das ist kein Ponyhof.“ Ihm sei es immer um eine gute Streitkultur gegangen.
Viele Ziele hat der dienstälteste und derzeit auch der älteste Bürgermeister im Kreis erreicht. Die Liste, die von der Ansiedlung des Unternehmens Hochwald Sprudel über das Seniorenheim in Thalfang und das erste Windrad im Kreis bis hin zum Erholungs- und Gesundheitszentrum Thalfang reicht, ist lang. Doch dahinter stand immer der gleiche Wunsch: Die Infrastruktur muss stimmen. Dellwo: „Sonst sind die Orte unattraktiv und der ländliche Raum hat keine Chance.“ Die Kehrseite der Medaille: Die Verbandsgemeinde hat sich – wie fast alle Kommunen – verschuldet. Ende des Jahres steht sie laut Haushaltsplanung mit 15,4 Millionen Euro in der Kreide. Dellwos Nachfolger wird sich mit diesem Problem sowie mit der Fusion, die das Land im Rahmen der Kommunalreform fordert, auseinandersetzen müssen. Zu den bisherigen Kandidaten für die Nachfolge, Büroleiter Michael Suska und Jurist Marc Hüllenkremer, sowie zur Reform will Dellwo nichts sagen, außer: „Größer ist nicht immer wirtschaftlicher und besser.“ mai