Das habe private Gründe, verrät der Wahl-Düsseldorfer, der weiter enge familiäre Bande nach Idar-Oberstein pflegt und der sich damals, als junger Mensch, auch ein Leben ohne die Armee gut vorstellen konnte. So habe ihn beispielsweise der Lehrerberuf interessiert, sagt Heydt. Oder die Arbeit als Archäologe. Und als Schüler habe er sogar hin und wieder Konzertkritiken für die Nahe-Zeitung geschrieben.
Doch dann kam die Musterung und nach ihr die Einberufung. Heydt blieb bei der Bundeswehr hängen, verpflichtete sich als Zeitsoldat und ließ sich zum Offizier ausbilden. Es begann eine Vita, die voller Veränderungen steckte, obwohl sie zunächst heimatnah begann: „Meine erste Station war die aufklärende Artillerie beim Beobachtungslehrbataillon 53, Ausbildungsklassen Wetter, Lichtmessdienst und Radar. Alles in Idar-Oberstein auf dem Klotzberg.“
Danach war aber Schluss mit der Ortsansässigkeit: „Nach dem Pädagogikstudium an der Bundeswehr-Uni in München ging es 1987 für drei Jahre zum Panzerartilleriebataillon 105 in Weiden in der Oberpfalz.“ Danach wurde Heydt Kompaniechef einer Ausbildungskompanie im westfälischen Warburg, wechselte zur Heeresflugabwehrtruppe und schließlich beim Flugabwehrregiment 2 in Kassel und an der Heeresflugabwehrschule in Rendsburg in Schleswig-Holstein umgeschult.
Truppe wurde außer Dienst gestellt
Heydt blickt auf die Zeit bei der Flak mit Wehmut zurück: „Die Heeresflugabwehrtruppe wurde 2012 außer Dienst gestellt. Alle Truppenteile wurden vollständig aufgelöst.“ So wie viele andere Truppenteile auch, in denen er gedient hatte – darunter das Panzerabwehrbataillon 105 in Weiden und eben das Flugabwehrregiment 5 in Lorch am Rhein, in dem Heydt Batteriechef war.
Und der Kahlschlag ging weiter: „Er betraf auch wichtige Berufsstationen wie die Führungsunterstützungsbrigade 900 im nordrhein-westfälischen Rheinbach, ein Nato-Korps in Mönchengladbach, das inzwischen nach England verlegt wurde, und das Heeresamt in Köln.“ Überall dort hatte Heydt leitende Funktionen inne, entweder als Personalchef oder als Leiter der Informationsarbeit wie beim Heeresamt in Köln.
Dennoch blickt Heydt heute dankbar auf seine Laufbahn zurück: „Natürlich waren die vier Dekaden nicht immer eitel Sonnenschein, sei es im Kleinen wie auch im Großen. Beispielsweise habe ich persönlich nie die Aussetzung der Wehrpflicht verstanden. Unter dem Strich sind die Bundeswehr und ich aber mehr als im Reinen auseinander gegangen.“
Nur eines frustriere ihn sehr: „Bei meiner Pensionierung stand ich sicherheits- und verteidigungspolitisch genau wieder dort, wo ich Anfang der Achtziger angefangen hatte – in einem Konflikt zwischen Ost und West.“ Mit dem Unterschied, dass die Lage jetzt noch viel schlimmer sei: „Damals standen sich bloß zwei Blöcke feindselig gegenüber. Heute haben wir einen Krieg vor der Haustür.“
Doch selbst in dieser Situation würde er erneut wieder Soldat werden. Denn die Bundeswehr sei für ihn nicht nur eine fürsorgliche Arbeitgeberin gewesen: „Sie ist mir Heimat geworden und damit ein Teil von mir selbst.“ Das merke er zum Beispiel daran, „dass mir soldatische Verhaltensweisen in Fleisch und Blut übergegangen sind“. Hierzu zähle er auch gelebte Kameradschaft: „So etwas gibt es in der zivilen Welt eher nicht.“ Er sei bis heute dankbar, „dass ich während meiner Dienstzeit keinen Soldaten durch einen Unfall oder ein Unglück verloren habe“. Dieses Glück hätten leider nicht alle Kameraden gehabt.
Bild bleibt ewig im Gedächtnis
So sei unter den unzähligen Bildern der vergangenen 43 Jahre, die ihm ewig im Gedächtnis bleiben, insbesondere das Bild von vier Särgen, die am Flughafen in Köln-Bonn eintrafen: „Es waren die Särge jener vier Soldaten, die 2010 bei einem Bombenanschlag auf eine Moschee im Nordwesten von Afghanistan getötet worden waren.“ Dieses Erlebnis, mit dem er damals vor Ort als Pressebeauftragter des Verteidigungsministeriums konfrontiert gewesen sei, „zeigte einmal mehr auf schreckliche Weise, dass ein Soldat wissen muss, was auf ihn zukommen kann“.
Das könne neben einem Krieg eben auch ein Auslandseinsatz sein, unterstreicht Stefan Heydt. „Es geht also bei der Bundeswehr nicht darum, einen abwechslungsreichen und spannenden Job zu haben oder gut versorgt zu sein. Es geht vor allem darum, als Soldat zu wirken, wenn es darauf ankommt.“
Ihm persönlich sei das stets bewusst gewesen, „obwohl ich zugebe, nicht damit gerechnet zu haben, im 21. Jahrhundert noch einen Abnutzungskrieg im Herzen von Europa zu erleben“.