Von unserem Reporter Jörg Staiber
Nachdem Ministerpräsident Bernhard Vogel und Oberbürgermeister Erwin Korb mit Unterstützung von Edelstein- und Naheweinkönigin sowie dem Kreisjugendorchester und dem Grubschen Männergesangverein am damaligen Heimatmuseum das symbolische Band durchgeschnitten hatten, machten sie sich auf den knapp ein Kilometer langen Weg zum Nahe-Center, das ebenfalls an diesem Tag eröffnet wurde.
Ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm am Museumsplatz, dem Platz Auf der Idar und in der Göttenbach-Aula begleitete das historische Ereignis – es bestand auch kaum ein Zweifel daran, dass man etwas zu feiern hatte. „Idar-Oberstein hat in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität gewonnen“, stellte etwa Ministerpräsident Vogel fest. „Die Fertigstellung der verkehrsfreien Einkaufszone von annähernd 1000 Meter Länge ist ein hervorragender Beitrag dazu. Dadurch wird auch der Ruf Idar-Obersteins als günstiges Einkaufszentrum, als attraktive Fremdenverkehrsstadt und nicht zuletzt als schöne Wohnstadt weiter gefestigt.“ Und auch Oberbürgermeister Korb erklärte stolz, man habe „ein modernes, leistungsfähiges Stadtteilzentrum“ entwickelt, dessen mannigfache Gestaltung zum Verweilen und Flanieren einlade.
Wenn dieses Jubiläum heute ziemlich untergeht und auch das Stadtfest an diesem Wochenende nicht daran anknüpft, so liegt das sicher vor allem daran, dass nach einem Vierteljahrhundert in mehrfacher Hinsicht der sprichwörtliche Lack an der einstigen Vorzeigestraße ziemlich ab ist. Zum einen ist die Obersteiner Hauptstraße an vielen Stellen unansehnlich geworden, zum anderen hat sich auch die Situation des Einzelhandels drastisch verschlechtert.
Einstige Flaggschiffe wie Karstadt, C&A, Treibs oder das Wohnhaus Leysser, die früher Kunden aus der gesamten Region anzogen, stehen heute ebenso leer wie eine ganze Reihe weiterer Läden. Bei vielen anderen hat eine Abwärtsspirale eingesetzt: Wo einst Qualitätsware verkauft wurde, befinden sich heute Billigläden. Und auch die Funktion für die Nahversorgung ist deutlich geschrumpft, Metzgereien, Drogerien und Kaufhäuser sind verschwunden – vielfach zugunsten von Schmuck- und Edelsteingeschäften, die heute den gesamten Bereich rund um den Marktplatz dominieren. Verschwunden oder funktionslos sind auch eine ganze Reihe städtebaulich mehr oder weniger gelungener „Sahnehäubchen“ wie etwa der Trinkbrunnen an Gilsbachs Eck, die Arkaden mit ihren blauen Stangen und Plexiglasdächern oder die Wasserlandschaft in der Austraße, die die verschwundene Nahe symbolisieren sollte.
„Wir haben darüber nachgedacht, ob wir das Jubiläum feiern sollen“, erklärte Oberbürgermeister Bruno Zimmer auf Nachfrage unserer Zeitung. „Aber die Fußgängerzone ist in die Jahre gekommen. Wir arbeiten mit dem Programm ,Aktives Stadtzentrum' intensiv an einer Erneuerung und Revitalisierung. Und wir werden das Jubiläum mit einem großen Stadtteilfest begehen, wenn diese Maßnahmen umgesetzt sind.“
Im Anschluss an die Eröffnung der Fußgängerzone hatten sich über einige Jahre hinweg größere Stadtfeste etabliert, die allerdings im Laufe der Jahre einschliefen. Der OB ist aber optimistisch, dass sich in dieser Hinsicht wieder etwas entwickelt. „Man spürt, dass sich da was tut“, meint er mit Blick auf Aktivitäten von Einzelhandel und Gastronomie in Oberstein und nennt als Beispiel die Aperitivo-Abende in den Sommerferien oder eben die Veranstaltung an diesem Wochenende, die an die früheren Europafeste anknüpfen möchte.