Dass sie in der Tischlerei ihres Vaters arbeitet, wird sicher nicht hinderlich gewesen sein bei der Berufswahl. Am Ende des halbstündigen Gesprächs mit Arend gibt sie speziell den jungen Zuschauern der digital übertragenen Baumesse einen Rat: „Macht einfach ein Praktikum, das ist immer hilfreich.“
„Das kann man nicht toppen“, schwärmte Messechef Mirko Arend, als die Kamera aus war. Und im Chatroom schrieb einer: „Frau Nussbaum bringt mit sehr viel Begeisterung das Schreinerhandwerk zur Geltung.“ Wie so vieles in der Pandemiezeit war auch die Baumesse in diesem Jahr nur über Livestream und damit digital zu sehen: Keine Gäste, keine Anbieter, die ihre Produkte vor Ort dem Kunden zeigen und erklären, nur ein kleines Fernsehstudio, das in einer der Messehallen Freitag und Samstag aufgebaut war.
LSI, ein junges Team aus der Region, war an den beiden digitalen Messetagen für die Aufnahmetechnik zuständig, steuerte Licht, Ton und Bild und signalisierte den Gesprächsteilnehmern auf der kleinen Bühne deren Redezeit. Ein paar Minuten vor dem Ende kam regelmäßig die Stimme von Selina Schmidt aus dem Off: Sie stellte den Gästen der Gesprächsrunden Fragen aus dem Chatroom.
Selina Schmidt ist Projektleiterin in der Idar-Obersteiner Messe, Mirko Arend der neue Messeleiter. Oft moderierte er die Gesprächsrunden mit Fachreferenten vorn auf der Bühne, manchmal war Leonhard Stibitz, Marketingleiter der Kreissparkasse, als Moderator im Einsatz, zum Beispiel beim Interview mit Edelsteinkönigin Bettina Reiter am Samstagmittag. Arend und Stibitz losten gemeinsam am Ende jedes der beiden Messetage Gewinner unter den Aktiven aus dem Chatroom aus.
Neben den Gesprächsrunden auf der Bühne in der Messehalle gab es zwei, drei Fachvorträge per Livestream sozusagen aus dem Wohnzimmer des Fachreferenten. Marcus Sauer zum Beispiel war für seinen Vortrag über fachgerechtes Wohnen und Bauen aus Iserlohn zugeschaltet. Das sind Vorteile der digitalen Übertragung: Man kann leichter Fachleute aus allen denkbaren Gegenden des deutschsprachigen Raums auf den Bildschirm bekommen.
Trotzdem: Eine Messe mit Publikum ist nicht zu ersetzen. Diese digitale Baumesse war ein Experiment, aus dem man die positiven Teile herausfiltere und beim nächsten Mal verwende, sagt Arend: Man werde künftige Messen mit digitaler Begleitung anbieten. In einer Präsenzveranstaltung, einer Messe mit Publikum also, könnten sich die Menschen vor Ort ein Produkt anschauen, sehen, wie zum Beispiel eine Heizung funktioniert. Oder man kann eine neue Tür direkt betrachten und nicht auf dem Bildschirm zu Hause. Und man hat auf jeden Fall eine größere Aufmerksamkeit. 300 registrierte digitale Besucher waren über Streaming an den beiden Tagen zugeschaltet, in der Spitze 60 hatten sich bei den einzelnen Fachvorträgen zugeschaltet, informierte Maximilian Hub, einer der drei Profis von LSI-Verfahrenstechnik.
Dennoch: Die digitale Messe mit vielen Fachvorträgen und ohne Anbieter direkt vor Ort kam offenbar an. „Tolles Programm“, schrieb ein Chatteilnehmer. Und Leonhard Stibitz, der in der Zeit, in der er nicht auf dem Moderatorenstuhl saß, häufig chattete, fand, dass Caroline Nussbaum, die Tischlerin aus Wilzenberg-Hußweiler, eine gute Kandidatin für die Wahl zu nächsten Edelsteinkönigin sei: „Wäre das nichts?“