Wohnen im Alter in Oberstein
Ehepaar Weingarten will Café Keller kaufen
2023 wurde das Café Keller, einst ein beliebter Treffpunkt mit Kultstatus, mit einem Banner versehen, um den Leerstand ein wenig aufzuhübschen. Nun soll neues Leben einziehen. Initiator sind Joe Weingarten und seine Frau Doro.
Samira Faust

Einst ein beliebter Treffpunkt, heute ein Sinnbild für eine fast schon tote Innenstadt ist das Café Keller in Idar-Oberstein. Das könnte sich schon bald ändern.

Was wird aus dem Café Keller in der Obersteiner Fußgängerzone? Vielen Idar-Obersteinern blutet beim Anblick des unansehnlichen Leerstandes seit Jahren das Herz. Das könnte sich ändern: Der Bundestagsabgeordnete Joe Weingarten (SPD) und seine Frau Doro Kaleschke-Weingarten, die Architektin ist, planen, das ehemalige Café Keller von der Stadt zu erwerben und zu einem Wohnhaus für altersgerechtes Wohnen umzubauen. 

Über seine Pläne informierte Weingarten dieser Tage auch auf seiner Facebook-Seite. Dort schreibt er: „Das Haus sieht zugegebenermaßen schlimm aus: Dach teilweise eingestürzt, feucht, Schwamm drin. Schwierige Zimmerzuschnitte für eine neue Nutzung. Aber massive Bausubstanz. Abreißen als einzige Lösung? Mit Hunderttausenden Euro Kosten für die Stadt? Und der Gefahr, dass die dahinter liegende Kreuzgasse abrutscht. Und als Ergebnis eine Baulücke an dieser zentralen Stelle? Oder eine Grünfläche, die sehr schnell zum Hundeklo werden kann? Da muss doch mehr gehen!“

Planung liegt vor

Ein Rückblick: Zwei sehr unschöne Leerstände, das frühere Café Keller und das frühere Café Blatt, wurden im Laufe des Jahres 2023 von der Stadt aufgekauft und sollten schnellstmöglich abgerissen werden. „Besonders beim früheren Café Keller gestaltet sich die Maßnahme als sehr herausfordernd, da Teile des maroden Gebäudes sehr nah an der darüberliegenden Kreuzgasse liegen. Um den Schandfleck etwas zu verbergen, wurde im Rahmen des Förderprogramms ein Banner über die gesamte Länge des Hauses im Erdgeschoss angefertigt“, verkündeten Wirtschaftsförderung und Citymanagement im November 2023. Seitdem hat sich nichts getan. Und ein Abriss wäre nach Informationen unserer Zeitung extrem teuer geworden – angesichts der finanziellen Lage der Stadt kaum stemmbar... Das Haus steht noch immer. Das Wohn- und Geschäftshaus wurde um 1920 errichtet und diente bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als Hotel und Café.

Das Café Keller aus Vogelperspektive: Bei einer möglichen Sanierung ist vieles zu beachten.
Hosser

Weingarten erläutert: „ Es liegt bereits eine ausführliche Planung für den inneren Umbau inklusive der Wohnungszuschnitte vor. Wir sehen dieses Projekt als wichtigen Beitrag zur Aufwertung der Innenstadt an. Gerade an dieser markanten, Stadtbild-prägenden Stelle könnte ein so renoviertes Haus das Bild des Stadtteils insgesamt positiver gestalten und auch andere Investoren dazu bringen, historische Gebäude zu verbessern und mehr Leben in die Fußgängerzone zu bringen.“ Das Vorhaben sei ein rein privates Engagement von ihm und seiner Frau: „Es hat mit politischen Fragen oder Ämtern nichts zu tun.“

Verglaster Aufzug

Das Ehepaar sei seit Längerem im Gespräch mit der Stadt und habe im Januar eine förmliche Bauvoranfrage dazu gestellt, um noch offene Fragen zu klären: „Wir sind nach den bisherigen Gesprächen zuversichtlich, dass wir mit der Stadt eine Einigung erzielen.“

Das Konzept steht. Dort heißt es: „Da in den oberen Etagen zeitweise ein Hotel untergebracht war, lassen sich diese Räumlichkeiten leicht zu Wohnzwecken umbauen. Können die Gebäudebereiche zur Kreuzgasse mit einem Mansarddach aufgestockt werden, lassen sich im Gebäude elf neue Wohneinheiten einrichten. Zugleich würde die Dachlandschaft geordnet werden. Von den elf Wohnungen sollen sechs altersgerecht und eine Wohnung im zweiten Obergeschoss auch rollstuhlgerecht ausgebildet werden. An der Stirnseite des Gebäudes soll ein Aufzug angebracht werden, dessen aussteifende Scheibe begrünt werden soll. Die Bereiche des Aufzugs, die zur Fußgängerzone hinzeigen, werden verglast, sodass der Aufzug insgesamt nicht massiv erscheint. Auch die Fassade zur Kreuzgasse hin soll teilweise begrünt werden, um das Stadtklima zu verbessern. Im Erdgeschoss sollen Büroräume für Dienstleistungen für die Bewohner eingerichtet werden.“

Nicht der erste Kauf

Gegenstand der energetischen Sanierung sei der Einsatz von Wärmepumpen mit Fußbodenheizungen in den Wohnungen, die Erneuerung der Fenster und Haustüren sowie die Dämmung von Fassaden- und Dachdämmung. Ziel sei die Deckung eines in Idar-Oberstein bestehenden Bedarfs von kleinen Wohnungen sowie einen Beitrag zum altersgerechten Wohnen und zur sozialen Durchmischung des Stadtteils Oberstein zu leisten. Damit das gewünschte Mieterklientel erreicht werde, sollen Wohnungen eine entsprechende Größe nicht überschreiten. Die Größe der Wohnungen liegt im Bereich zwischen 34 und 74 Quadratmetern.

„Die nötigen baulichen Maßnahmen, insbesondere die Sanierung der Bausubstanz und die statische Sicherung, werden erhebliche Kosten verursachen. Dennoch überwiegt das Potenzial, das Gebäude durch eine durchdachte Planung und Sanierung in einen wertvollen Wohnraum für die ältere Bevölkerung von Idar-Oberstein zu verwandeln“, ist das Ehepaar Weingarten überzeugt. Schon im Frühsommer soll der Startschuss für den Umbau erfolgen. 

Es wäre nicht der erste Hauskauf in Oberstein: Im Juli 2024 hatten Weingarten und seine Frau ihr kombiniertes Wahlkreis- und Architekturbüro in der Obersteiner Fußgängerzone (Hauptstraße 344) eröffnet. „Uns ist es wichtig, ein positives Signal in die Stadt zu senden und mit unserem Kauf und der Sanierung des Gebäudes zur Belebung der Fußgängerzone beizutragen“, hatte Weingarten damals gesagt. Neben den Büros sind auch drei Mietwohnungen in dem Haus untergebracht.

Caroline Pehlke, Wirtschaftsförderin der Stadt, kommentiert: „Natürlich begrüßen wir es, wenn Investoren mit guten Konzepten an uns herantreten, die die Schaffung von wertigem, bezahlbaren Wohnraum beinhalten und einen Leerstand verhindern.“ Man prüfe, wie die Umsetzung konkret aussehen könne.

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