Bundestagswahl Vier der bisher sechs Direktkandidaten kommen aus Idar-Oberstein - Ursula von der Leyen hat zugesagt
Duell im Wahlkreis: Lezius und Weingarten sind aussichtsreichste Kandidaten für das Direktmandat

Kreis Birkenfeld. Antje Lezius (CDU), Joe Weingarten (SPD), Lothar Ackermann (FDP), Christiane Wayand (Grüne), Herbert Drumm (Freie Wähler) und Nicole Höchst (AfD): Bisher stehen im Wahlkreis Bad Kreuznach-Birkenfeld sechs Direktkandidaten für die Bundestagswahl am Sonntag, 24. September, fest. Das Besondere daran: Vier von ihnen kommen oder stammen aus Idar-Oberstein. Das gilt auch für Lezius und Weingarten, die sogar beide in Weierbach, einem Stadtteil der Schmuckstadt, aufgewachsen sind. Nur die 56-jährige Christdemokratin, die 2013 das Direktmandat gewann, und ihr 55-jähriger Herausforderer von der SPD haben reelle Chancen auf den Sieg an der Nahe. Da beide keine sicheren Listenplätze haben, müssen sie den Wahlkreis gewinnen. Den aussichtsreichsten Listenplatz für ein Ticket nach Berlin hat AfD-Kandidatin Höchst (Platz 4). Herbert Drumm aus Bad Kreuznach steht gar auf Platz 1 der Landesliste: Er ist sicher drin, wenn die Freien Wähler die 5-Prozent-Hürde nehmen.

Bis vor kurzem durfte der in Alsenz lebende Joe Weingarten beim Duell im Wahlkreis noch auf den Schulz-Effekt hoffen. Dass der inzwischen bereits verpufft ist, sieht er gelassen: „So wie ich das Hoch nicht überbewertet habe, so bewerte ich jetzt auch die Niederlagen bei den Landtagswahlen nicht über.“ Er selbst spüre bei seinen Auftritten viel Sympathie und Offenheit – und das auch von Leuten, „die nicht unbedingt SPD wählen“. Folgerichtig setzt er voll auf das Direktmandat: „Ich werbe um Erststimmen – auch bei denen, die ihre Zweitstimme CDU oder FDP geben“, fasst Weingarten seine Strategie zusammen. Inhaltlich geht es ihm vor allem darum, die mittelständischen Unternehmen im Wahlkreis zu unterstützen. Wirtschaft, Arbeit und Bildung sind seine Leib- und Magen-Themen. Zudem natürlich auch soziale Gerechtigkeit. Wobei die eigene Partei das seiner Einschätzung nach bisher „zu pauschal“ beantwortet hat. „Wir müssen konkret sagen, was soziale Gerechtigkeit für Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen bedeutet.“

Bestätigt fühlt sich der SPD-Kandidat in seiner Haltung, dass eine Koalition mit den Linken der falsche Weg sei. Weingarten plädiert stattdessen für eine Ampelregierung von SPD, FDP und Grünen wie in Mainz. In Berlin werden seiner Meinung nach zu viele Entscheidungen aus Perspektive der Großstädte und Ballungsräume getroffen. Der ländliche Raum komme dabei zu kurz. „Wir müssen unsere Interessen deutlicher und selbstbewusster vertreten.“ Mit Antje Lezius, seiner größten Konkurrentin im Rennen ums Direktmandat, will er sich sachlich auseinandersetzen, ohne sie persönlich zu attackieren. „Ich nehme bisher aber nicht wahr, dass sie eindeutige Positionen hat oder äußert.“

Auch die Christdemokratin will auf persönliche Attacken verzichten: „Das war noch nie mein Ding. Jeder führt seine Art von Wahlkampf. Ich mache meinen.“ Durch die drei gewonnenen Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und zuletzt in Nordrhein-Westfalen, aber auch durch den Sieg ihrer Parteifreundin Bettina Dickes bei der Landratswahl im Kreis Bad Kreuznach spüre sie „einen erfreulichen Rückenwind“.

Sie selbst hat nicht den Eindruck, dass der ländliche Raum in der Bundespolitik zu kurz kommt. Im Gegenteil: „Dessen Probleme stehen besonders im Fokus.“ Sie selbst will darauf achten, dass die B 41 „jetzt auch tatsächlich so ausgebaut wird, wie es beschlossen wurde, und die Planung vorangetrieben wird“. Auch die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung auf dem Land liegt ihr am Herzen. Sie will ihr Wahlkampfkonzept so ausrichten, „dass ich mit möglichst vielen Bürgern ins Gespräch komme statt Referate zu halten“.

Gibt es Unterstützung von Politpromis aus Berlin? Während Weingarten noch nicht genau weiß, wer kommt, hat Lezius bereits feste Zusagen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Bundestagspräsident Norbert Lammert sowie Talk-Show-König und Querdenker Wolfgang Bosbach. Zumindest in einem stimmt die CDU-Kandidatin mit ihrem Mitbewerber von der SPD überein: „Bis zur Wahl kann noch viel passieren.“ Deshalb werde sie „bis zum letzten Tag kämpfen und mein Bestes geben“.

Von Kurt Knaudt

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