Ihm gehe es darum, „ein mir wichtiges Thema weiter am Köcheln zu halten“, sagt Laube zur Begründung seines neuerlichen Vorstoßes. Denn der Hattgensteiner Ortschef gehört zu den größten Gegnern des Verkehrsvorhabens, das Thomas Wagner, Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Bad Kreuznach, erst vor wenigen Wochen in der NZ gegen die nicht nur von Laube vorgetragene Kritik verteidigt hatte.
Planungen reichen bis 2013 zurück
Die B 269 soll demnach bergauf in Richtung Morbach eine dritte Fahrspur erhalten, die in zwei Abschnitte unterteilt und nur im Bereich der Einmündung der nach Hattgenstein abzweigenden K 15 unterbrochen wird. Die Planungen für dieses Projekt reichen dabei bis ins Jahr 2013 zurück. 2017 wurde das Investitionsvolumen auf 5 Millionen Euro geschätzt. Allerdings muss die Kostenschätzung nochmals aktualisiert werden, sollte das Planfeststellungsverfahren einigermaßen reibungslos über die Bühne gehen, könnte in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit den Arbeiten begonnen werden, erklärte Wagner seinerzeit im Gespräch mit unserer Zeitung.
Nach Auffassung von Udo Laube wäre es aber viel besser, wenn überhaupt keine Bagger dort rollen würden. „Denn der geplante Ausbau beeinträchtigt unsere schöne Waldregion mit seinem Wildbestand und soll in einem höchst sensiblen Wasserschutzbereich stattfinden“, moniert der Hattgensteiner Dorfchef.
Er könne nicht nachvollziehen, „dass die Aktualität und Sinnfälligkeit von Projekten, die vor vielen Jahren einmal beschlossen wurden und dann nach langer Planung endlich realisiert werden sollen, nicht noch einmal vor der letztlichen Ingangsetzung der Maßnahme sorgfältig überprüft werden, ob die ursprünglichen Gegebenheiten denn immer noch zutreffend sind“, so Laube. Tatsächlich entstehe bei diesem Projekt ein Landschaftsverbrauch, „der einer vierspurigen Autobahn entspricht“, betont der Lokalpolitiker in seinem offenen Brief an die Landesregierung.
Er spielt damit auf die Tatsache an, dass im oberen Bereich zwischen der Einmündung zur K 15 bis hinter der Einfahrt zur Straße zum Römergrab neben der dritten B 269-Fahrspur parallel auch ein asphaltierter Wirtschaftsweg entstehen soll. So soll die gefährliche Querung des Waldbewirtschaftungsverkehrs in den dann schnelleren Verkehr auf der Bundesstraße vermieden werden“, erläutert Laube.
Nach seiner Auffassung steht es in keinem Verhältnis, mehr als 5 Millionen Euro zu investieren, „um auf einer drei Kilometer langen Ausbaustrecke Pkw die Möglichkeit zur Überholung des langsameren Lastwagenverkehrs zu ermöglichen. Denn auch heute schon ist hier in einem bestimmten Bereich ein Überholen der Lastwagen möglich, wenn kein Gegenverkehr solch ein Manöver verhindert. Ich habe es selbst vielfach ausprobiert, der Zeitgewinn für den überholenden Pkw macht auf dieser Länge keine zehn Sekunden aus. Gefährlich für den Verkehr ist in dieser Waldregion ohnehin der Wildwechsel. Die Situation wird mit dann schneller fahrenden Fahrzeugen auf der ausgebauten B 269 aber sicherlich nicht verbessert“, so der Ortschef weiter.
Bedenken müsse man zudem, dass sich der vermeintliche Zeitgewinn auch mit Blick auf den weiteren Streckenverlauf stark relativiert. Das Nationalparkgebiet selbst soll – was Laube gutheißt – nicht durch eine „dreispurige Rennstrecke durchschnitten werden, wie es ursprünglich einmal seitens des LBM geplant gewesen war.
Ortschef macht Alternativvorschlag
Spätestens ab der Idarbrücke, der Abzweigung nach Allenbach beziehungsweise in Richtung Erbeskopf, ist das schnelle Fahren auf der B 269 in Richtung Morbach dann ganz vorbei. In diesem kurvenreichen, viel längeren und steileren Streckenbereich bis zur O.K-Hütte ist ein Überholmanöver derzeit wirklich kritisch. „Warum wird hier denn nicht ein viel sinnvollerer Ausbau der B 269 angesetzt? Dort gibt es nämlich keinen direkt angrenzenden Nationalpark, kein Wasserschutzgebiet und keine Beeinträchtigung von Anwohnern wie das zu Hattgenstein gehörende Haus Waldfriede“, macht Laube einen Alternativvorschlag.
Wenig Verständnis habe er auch für das vom LBM angeführte Argument, dass man auf einer ausgebauten Strecke im Winter bei Neuschnee besser an quer stehenden Lkw auf dieser Steigungsstrecke vorbeikommt. Dazu sagt Laube: „Im vorigen Winter hatten wir an zwei Tagen für ein paar Stunden eine teilweise glatte Fahrbahn im geplanten Ausbaubereich, weil der Räumdienst noch anderweitig beschäftigt war; die Beeinträchtigung des Verkehrsflusses wegen Glätte in diesem Bereich war aber nicht wirklich erwähnenswert auch wenn die B 269 teilweise wegen Schneebruch im Nationalparkbereich gesperrt war. Im Winter 2019/2020 herrschte die gleiche Situation, und wenn die globale Erwärmung weiter voranschreitet, brauchen wir in fünf Jahren möglicherweise überhaupt keinen Räumdienst mehr an dieser Stelle.“ Nicht stichhaltig sind für ihn auch Aussagen von Befürwortern des Projekts, wonach „die Wirtschaft“ eine bessere Verkehrsanbindung an die Hunsrückhöhenstraße und auch an den Flugplatz Hahn benötige. Dem entgegnet der Hattgensteiner Ortsbürgermeister: „Mir hat bis heute niemand eine nachvollziehbare Auskunft gegeben, wer denn hinter dieser ominösen Wirtschaft steht, die solche Forderungen erhebt.“ Für ihn sei dieses Argument eine politische Plattitüde.
Wird Geld vom Bund „verbraten“?
Schlussendlich ergibt sich für Laube der Eindruck, dass bei diesem Projekt die 5 Millionen Euro, die aus Bundesmitteln stammen, „doch einfach verbraten werden müssen“. Und er kommt in seinem offenen Brief an die Landesregierung zu folgendem Fazit: „Dies ist eine monströse, aus dem Ruder gelaufene Planung, die vollkommen an den tatsächlichen Notwendigkeiten dieser Region vorbeigeht, die viele Hektar Wald vernichtet und mit der weiteren Versiegelung der Landschaft der Klimaveränderung Vorschub leistet.“ ax/red