In Bürgerversammlung geht es um die Zukunft von Oberhambach
Dorfmoderation in Oberhambach: Für die Zukunft des Dorfs gibt es eine Fülle an Ideen
Da geht noch was: Das Umfeld des Oberhambacher Dorfgemeinschaftshauses, zu dem auch der Spielplatz gehört, könnte attraktiver gestaltet werden. Das meinen einige Bürger. Auch die Barrierefreiheit ist im wichtigsten Gebäude des Orts noch nicht gegeben. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Nach zwei Spaziergängen in und rund um den 250-Einwohner-Ort sowie einem offenen Workshop hat die beauftragte Expertin Beate Stoff am Mittwochabend bei einer Bürgerversammlung eine erste Analyse der Stärken und Schwächen von Oberhambach vorgestellt. Zudem wurde festgelegt, mit welchen Arbeitsgruppen (AG) dort der bis Sommer 2024 laufende Prozess der Dorfmoderation fortgesetzt wird.

Lesezeit 4 Minuten

Mehr als 30 Zuhörer waren zur Präsentation ins Dorfgemeinschaftshaus (DGH) gekommen – eine Resonanz, über die sich sowohl Stoff als auch Ortsbürgermeister Günter Stolz sehr erfreut zeigten. Sehr positiv nahmen sie auch zur Kenntnis, dass sich am Ende der knapp zweistündigen Veranstaltung etwa die Hälfte der Anwesenden spontan dazu bereit erklärten, sich in eine der beiden AG aktiv einzubringen.

„Denn eine Dorfmoderation kann nur gelingen, wenn die Bürger mitmachen und sich zu den Ratsmitgliedern auch andere dazugesellen“, betonte Stoff. Die vom Land geförderte Betreuung von Orten, um diese attraktiver und zukunftsfähiger zu gestalten, ist ein Schwerpunkt ihres Büros Plan B in Osburg. Stoff ist aktuell auch als Dorfmoderatorin im benachbarten Niederhambach aktiv und hat diesen Prozess zuletzt auch in Schmißberg begleitet.

Expertin sieht viele positive Ansätze

Zu ihrem neuen Auftragsfeld Oberhambach sagte sie: „Es gibt hier viele positive Ansätze, aber auch noch einige Dinge zu verbessern. Dabei geht es nicht darum, die Welt aus den Angeln zu heben.“ Die Motivation müsse sein, Möglichkeiten aufzuzeigen, um das Sinnvolle und (auch finanziell) Machbare umzusetzen. „Gleichzeitig muss man den Bürgern am Ende des Prozesses aber auch begründen, warum manche Ideen nicht realisierbar sind“, sagte Stoff.

Schon nach den zwei Spaziergängen und dem offenen Workshop sei eine Fülle an Vorschlägen zusammengekommen, was sich in Oberhambach optimieren lässt. Die Aufwertung des Bereichs rund um den etwas außerhalb gelegenen Sauerbrunnen ist dafür ein Beispiel. Verbesserungsbedarf wird bei den Bürgern auch in Sachen Gestaltung des DGH-Umfelds und des angrenzenden Spielplatzes gesehen. Perspektivisch, so Stoff, müsse sich die Gemeinde auch Gedanken in puncto Barrierefreiheit ihres wichtigsten Gebäudes machen. Das sei aktuell ein kritischer Punkt, hat die Expertin bei ihrem „Dorf-Check“ festgestellt.

Andererseits wurde im Untergeschoss des Hauses schon ein zukunftsweisendes Projekt abgeschlossen. Dort wurde nach entsprechenden Umbauarbeiten mithilfe von EU-Zuschüssen der sogenannte Gesundheitstreff, eine Art Fitnessstudio für alle Generationen, eingerichtet. Offiziell eingeweiht wurde der Gesundheitsbetrieb zwar noch nicht, aber nach entsprechender Einweisung in die Geräte wurde er schon von mehr als 50 Leuten zum Training genutzt, informierte Ortschef Stolz im NZ-Gespräch.

„Der Gesundheitstreff erfreut sich also schon einer guten Beliebtheit“, konstatierte Stoff. Er ergänze das ohnehin schon gute sportliche Angebot im Ort, der zudem beispielsweise noch mit Tennisverein und attraktiven Rad- und Wanderstrecken, etwa im „Zauberwald“, punkten kann. Wegen des Ferienparks Hambachtal gibt es auch ein großes Erlebnisschwimmbad ganz in der Nähe. In der Versammlung wurde diesbezüglich aber über Irritationen berichtet. So berichteten Bürger, dass sie als Oberhambacher zuletzt nicht – wie vor vielen Jahren vereinbart – zum halben Eintrittspreis die „Pyramide“ besuchen konnten. Stolz und Stoff versprachen, dass sie in dieser Angelegenheit Aufklärung betreiben wollen.

Ferienpark ist großes Aushängeschild

Zwar sei das Verhältnis zum unter der Flagge einer niederländischen Kette stehenden Ferienpark nicht immer konfliktfrei, eine gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen dort sei aber sehr wichtig, so die Einschätzung der Expertin. „Denn der Ferienpark mit seinen Einrichtungen ist natürlich ein großes Aushängeschild für den Ort und ein sehr großes Pfund, mit dem Oberhambach in puncto Naherholung und Tourismus wuchern kann“, betonte Stoff.

Für ausbaufähig hält sie im Dorf selbst beispielsweise die Angebote für Kinder und Jugendliche. So gibt es dort keinen Jugendraum. Zwiespältig ist nach Stoffs Auffassung im Ort selbst das Bild in Sachen Grundversorgung und Gastronomie. Angebote sind zwar noch vorhanden, haben sich in der Vergangenheit aber ausgedünnt. Ein Lebensmittelgeschäft gibt es im Ort nicht mehr. Die Einrichtung eines Dorfladens könne sie im konkreten Fall aber nicht empfehlen. Er könne nicht wirtschaftlich betrieben werden. „Denn dafür ist Birkenfeld viel zu nah“, sagte Stoff. Sinnvoller sei da die Aufstellung eines kleineren Lebensmittelautomaten wie in Leisel.

Die AG „Leben im Dorf“ soll sich ab 5. Dezember Gedanken machen, wie die Infrastruktur in Oberhambach ergänzt und verbessert werden kann. Am 7. Dezember kommt dann auch die AG „Information und Kommunikation“ zusammen. In diesem Bereich muss nach Auffassung Stoffs ein zweiter Schwerpunkt gesetzt werden, was auch im Verlauf der Bürgerversammlung deutlich wurde. Besucher Werner Bernarding kritisierte bei seiner Wortmeldung, dass selbst auf aus seiner Sicht gute Vorschläge seitens der Gemeindeverantwortlichen nicht eingegangen wird, wenn sie von einer bestimmten Seite kommen. Stoff erklärte dazu, dass zwar als Nachwehen der Kommunalwahl 2019 weiterhin eine gewisse Polarisierung im Ort erkennbar sei, „ich sehe aber keine unüberbrückbaren Differenzen“. Als Dorfmoderatorin sei für sie nicht die Vergangenheit entscheidend, „sondern was nun angepackt werden soll, steht auf einem neuen Blatt Papier. Deshalb sollten wir nun schauen, dass wir gemeinsam nach vorne kommen.“

Dorf-App im Gespräch

Sie mahnte an, dass in Oberhambach die Kommunikation verbessert werden sollte „und zum Beispiel transparenter gemacht wird, was es alles gibt“. Diesbezüglich sei nicht nur die Ergänzung und Aktualisierung der Gemeindeinternetseite wichtig, sondern man sollte sich in Oberhambach auch Gedanken über eine Dorfzeitung oder die Einrichtung einer Dorf-App für die Verbreitung von Neuigkeiten machen. Mit diesen Themenfeldern wird sich die neu eingerichtete AG nun beschäftigen.

Top-News aus der Region