Zum ersten Mal seit der großen Fusion vor zwei Jahren tagte die Vertreterversammlung der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank eG (VVR) in Idar-Oberstein. Es war damit ein Heimspiel für den Aufsichtsratsvorsitzenden Günter Heß aus Brücken, der an diesem Abend in der Messe zum letzten Mal in dieser Funktion die Versammlung leitete. Nach 38 Jahren, davon 35 Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender, schied Heß aus Altersgründen aus dem Gremium aus.
Es war nicht der einzige Abschied an diesem Abend: Auch für Co-Vorstandssprecher Michael Hoeck war es die letzte Generalversammlung in dieser Funktion. Der Wittlicher wird zum 1. September neuer Vorstandsvorsitzender des Genoverbands in Frankfurt am Main, dem Dachverband aller Genossenschaftsbanken. Der 57-Jährige, der bis zur Fusion 13 Jahre lang die Volksbank Wittlich leitete, bedankte sich für das in ihn gesetzte Vertrauen und auch dafür, dass es ihm seitens der Bank ermöglicht wurde, „meine persönliche Berufsperspektive“ zu ergreifen. Er versprach aber, im kommenden Jahr zur Generalversammlung wiederzukommen, wenn es dann erneut um die Entlastung des Vorstands geht.
Vorstand hat nun nur noch drei Mitglieder
Während noch am selben Abend ein Nachfolger für Heß im Vorsitz des Aufsichtsrats gewählt wurde (siehe Extra-Text), bleibt der vierte Vorstandsposten der VVR-Bank vakant. Parallel zur kontinuierlichen Verkleinerung des Aufsichtsgremiums wurde beschlossen, es auch beim Vorstand künftig bei drei Mitgliedern zu belassen: Als Sprecher wurden vom Aufsichtsrat Erik Gregori und Michael Wilkes benannt.

Es wurde eng in der Messe: Weil deutlich mehr als die angemeldeten Mitgesellschafter kamen, mussten eilends noch etliche Tische und Stühle in die Halle getragen werden. „Das hab ich auch noch nicht erlebt“, sagte Vorstandssprecher Erik Gregori. Am Ende waren es 302 Gesellschafter – und dennoch gab es bei den vielen Abstimmungsverfahren keine einzige Gegenstimme, nicht einmal eine Enthaltung. Die Mitglieder konnten zwei extra eingerichtete Buslinien ab Simmern und Kaisersesch nutzen, um den weiten Weg an die Nahe zurückzulegen.
Hans-Peter Scholtes ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender
Neben Heß schied auch Hans Joachim Mades (Simmern) aus Altersgründen aus dem Aufsichtsrat aus. Beide konnten im Unterschied zu drei weiteren Mitgliedern, die turnusgemäß ausschieden, nicht wiedergewählt werden. Weiter im Gremium aktiv sind hingegen Claudia Dillmann-Stipp (Kirchberg), Dr. Jürgen Jakobs (Morbach) und Knut Rolf Georg (Enkirch), die einstimmig wiedergewählt wurden. Wie im Verschmelzungsvertrag vorgesehen, schrumpft der Aufsichtsrat durch das Ausscheiden von Heß und Mades von 13 auf 11 Mitglieder. In der konstituierenden Sitzung, die sofort nach der Vertreterversammlung stattfand, wurde Hans-Peter Scholtes (Minheim) zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Seine Vertretung übernimmt Dr. Oliver Conradt (Kirschweiler), der nach dem Ausscheiden von Heß der einzige Vertreter aus dem Landkreis Birkenfeld in diesem Gremium ist. sc
Den Geschäftsbericht für das Jahr 2024, der allen Mitglieder längst auch schriftlich vorlag, trugen Hoeck und Gregori vor. Es sei ein „forderndes Jahr“ gewesen mit allerlei Herausforderungen. Das Tagesgeschäft sei nicht einfach gewesen, sagte Hoeck – die schwierige wirtschaftliche Situation sei aber auch eine „Steilvorlage für genossenschaftliche Banken“ gewesen: „Wir unterstützen Menschen dabei, ihre Ziele zu erreichen, sich ihre Wünsche zu erfüllen“, sagte Hoeck. Das sei gelungen, das zeige das positive Geschäftsergebnis, aber noch mehr die Entwicklung der Mitgliederzahlen, die – gegen den Bundestrend – auf mehr als 50.000 angestiegen sind. Alleine in 2024 konnten 3.341 neue Mitglieder gewonnen werden: „Wir bieten Antworten für die Mitte der Gesellschaft.“
Hoeck berichtete auch von den laufenden Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten in den 27 Filialen: „Das sind so viele, da werden wir nie fertig...“ Abgeschlossen wurden 2024 die Maßnahmen in Simmern, Piesport und Traben-Trarbach. Bei der Priorisierung der nächsten Jahre stehen Sohren und Kirchberg ganz oben auf der Liste. Hoeck lobte das eingeführte Bonussystem, bei dem Mitglieder je nach Nutzung der Angebote auch der Verbundpartner noch weitere Prozente auf die Grunddividende von 1,5 Prozent aufsatteln können – bis zu 7,5 Prozent.
Besonderer Dank galt dem rund 500-köpfigen Team der Bank. „Ohne den täglichen Einsatz, die hohe Kompetenz und die Kundenorientierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen“, ergänzte Hoeck. Im Firmenkundengeschäft vergab die Bank 1081 neue Unternehmenskredite mit einem Gesamtvolumen von rund 250 Millionen Euro – ein Plus von 5,4 Prozent.
„Eine Bank lebt nicht allein von Bilanzen. Eine Bank lebt von Vertrauen. EineBank lebt von Menschen.“
Günter Hess in seinen Abschiedsworten
Erik Gregori tauchte tief in die Jahresbilanz 2024 ein, die mit der Rekordbilanzsumme von 3,2 Milliarden Euro abschloss. Die Kundeneinlagen stiegen auf 2,5 Milliarden, das Kundenanlagenvolumen gar auf 4,9 Milliarden Euro (plus 5,7 Prozent). Auch die Kundenkredite (1,9 Milliarden Euro) wachsen weiter. Der Bilanzgewinn lag bei 4,8 Millionen Euro, das Eigenkapital wuchs auf 354 Millionen Euro an, was ein Plus von 3 Prozent bedeutet: „Das sind Zahlen, die uns happy machen“, frohlockte der Vorstandssprecher. Auch beim Ausblick auf 2024 sei man optimistisch, ein „auskömmliches Ergebnis“ erreichen zu können – auch wenn Schwankungen angesichts der schwierigen weltpolitischen Lage nicht ausgeschlossen werden können, schloss Gregori. Der gesellschaftliche Beitrag der Bank geht weit über ihre wirtschaftliche Tätigkeit hinaus: Mehr als 500.000 Euro flossen 2024 in Spenden und Sponsoring. Hinzu kommen Steuerzahlungen der Bank und ihrer Mitarbeitenden in Höhe von gut 10,3 Millionen Euro. „Damit stärken wir unsere Heimatregion spürbar“, sagte Gregori.
Nachdem der Aufsichtsrat dem Vorstand eine gute Arbeit bescheinigt und Wirtschaftsprüfer Arkadiusz Hinca einen „uneingeschränkten Bestätigungsvermerk“ vermeldet hatten, erfolgte die Entlastung von Aufstand und Aufsichtsrat sowie die Annahme des Jahresabschlusses. Der Jahresüberschuss fließt zum größten Teil (4,5 Millionen Euro) in die Rücklagen, rund 250.000 Euro werden als Dividende ausgeschüttet.
Goldene Ehrennadel für Günter Heß
Am Ende wurde es dann sehr emotional: Hinca, Bereichsleiter beim Genoverband, verabschiedete Günter Heß als Aufsichtsratsvorsitzenden und überreichte ihm die Goldene Ehrennadel, eine der höchsten Auszeichnungen, die der Verband vergibt. Der Abschied falle ihm nicht leicht, bekannte der 70-Jährige. Er habe mit 13 Bankvorständen zusammengearbeitet, und immer habe die gute Zusammenarbeit im Fokus gestanden. „Ich bin stolz und froh, dass wir eine so gesunde und starke Bank haben“, sagte Heß, bevor er mit stehend dargebrachtem Applaus von der Generalversammlung und mit einem Blumenstrauß vom VVR-Vorstand entlassen wurde.

Michael Hoeck wechselt nach Frankfurt
Das ist ein Knall vor der Vertreterversammlung der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank eG am kommenden Montag in Idar-Oberstein: Der bisherige Co-Vorstandssprecher wird neuer Vorstandsvorsitzender beim Genoverband.