Zwei Projekte sollen Künstliche Intelligenz im Weinbau vorantreiben - Klöckner übergab Schecks über rund 4 Millionen Euro
Digitale Helfer für Weinbau: Klöckner übergibt am UCB Förderbescheide für zwei Projekte
Viele symbolische Schecks hatte Julia Klöckner bei ihrem Besuch auf dem Umwelt-Campus im Gepäck: Die rund 4 Millionen Euro wurden auf mehrere Verbundpartner verteilt. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

Kreis Birkenfeld. Winzer brauchen ein exzellentes Näschen und einen feinen Gaumen. Nur dank ihrer geschulten Sensorik sind sie dazu in der Lage, zahlreiche Nuancen des Weins zu erschmecken und zu erriechen, um ihr Produkt bis ins letzte Detail zu vervollkommnen. Und doch können sie nur schwer vorhersehen, wie das Urteil des Kunden ausfällt. Genau da bietet nun die Forschung Hilfe an. Im Rahmen zweier Verbundprojekte soll der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) im Weinbau weiter vorangetrieben werden. Gestern überreichte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf dem Umwelt-Campus zwei symbolische Schecks mit einer Gesamthöhe von mehr als vier Millionen Euro für die beiden Projekte „Pinot“ und „Smart Grape“ (zu Deutsch etwa: smarte Traube).

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„Die Schecks sind auf jeden Fall gedeckt.“ Für diesen scherzhaften Hinweis erntete Julia Klöckner ein paar Lacher von den Zuhörern, unter denen auch Dorit Schumann, Präsidentin der Hochschule Trier, und der Birkenfelder Bürgermeister Miroslaw Kowalski waren. Zur Erklärung: Letztens habe ihr Telefon geklingelt, und ein Bürger habe im Bezug auf eine Förderbescheidübergabe gefragt, in wie vielen Jahren man denn mit dem Geld rechnen könne. „Dieses Geld hier ist ab sofort abrufbereit“, versicherte Klöckner.

Zum Thema Weinbau hatte die in einer Winzerfamilie groß gewordene Ministerin natürlich einiges zu sagen. „Die Digitalisierung ist im Weinbau längst angekommen“, erklärte sie. „Und mit gezielter Forschungsförderung bringen wir hier weitere Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz voran. Zum einen fördern wir eine ‚künstliche Nase‘: Es geht um digitale Sensorsysteme, die die Wahrnehmung des Winzers bei Geschmack, Aroma und Aussehen unterstützen und festhalten. Zum anderen unterstützen wir die Entwicklung eines Messsystems zur Charakterisierung der Qualität von Weintrauben – hin zu mehr Effektivität und Objektivität. Es sind Vorhaben, die die Arbeit der Winzerinnen und Winzer zukünftig erleichtern und dem Verbraucher beim Weinkauf noch mehr Orientierung bieten können.“

Allein für das Projekt „Pinot“, an dem sich auch der Umwelt-Campus der Hochschule Trief beteiligt, werden rund 2,9 Millionen Euro bereitgestellt. Verbundkoordinator Prof. Dominik Durner erklärte, man wolle das Verständnis des Konsumenten und die Qualitätssystematik zusammenbringen. „Dabei soll der Wein allerdings nicht zu einem Industrieprodukt degradiert werden. Die Heterogenität der Weinlandschaft soll erhalten bleiben“, stellte er klar. Ziel des Projekts sei es, Winzer, Kellermeister sowie Weinhändler durch die Entwicklung mobiler Handgeräte und Laborsysteme bei der Erfassung weinbezogener Informationen zu unterstützen. Dadurch werde es möglich, den Geschmack von der Traube bis zum fertigen Wein objektiv und digital festzuhalten.

Für das zweite Projekt mit dem Namen „Smart Grape“ hatte Julia Klöckner rund 1,2 Millionen im Gepäck. Hier konzentriert man sich auf die Entwicklung eines kompakten Messsystems auf Basis der Infrarotspektroskopie im mittleren Infrarotbereich (MIR). Für die Entwicklung soll an verschiedenen Punkten KI eingesetzt werden, um ein Messsystem zur Auswertung komplexer Spektren zu entwickeln und damit die Qualitätscharakterisierung von Weintrauben und die Bestimmung des Schimmelpilzwachstums voranzutreiben.

Von unserem Redakteur Peter Bleyer

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