Er werde oft im Dorf gefragt: „Wie kann man so alt werden?“ Und dabei noch so fit sein, müsste er noch hinzufügen, aber das hat er im Gespräch mit der NZ wohl aus Bescheidenheit unterdrückt. Also: Wie kann man so alt werden? „Ihr müsst euch bewegen“, sagt Kurt Moosmann dann. „Ich gehe viel zu Fuß“, erklärt er dem NZ-Reporter. Früher war auch das Radfahren eine seiner Leidenschaften, er würde auch heute noch gern auf ein Fahrrad steigen und damit zum Einkaufen in den Globus fahren. Von Nahbollenbach ist es ja nicht weit dorthin. Aber die Familie redete es ihm aus.
Vor wenigen Jahren noch habe er nach „Schaffschuh“ gefragt, erzählte Hans-Joachim Moosmann, einer der beiden Söhne – sein Vater wollte offensichtlich selbst noch mit anpacken. Aber daraus wurde nichts. Auch Moosmann junior – der inzwischen immerhin 70 Jahre alt ist – lacht gern, erzählt viel, mag das Radfahren: Man kann davon ausgehen, dass sein Vater ein gutes Stück Anteil daran hat. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm...
In Nahbollenbach geboren, in Nahbollenbach aufgewachsen, in Nahbollenbach alt geworden – das Leben von Kurt Moosmann scheint sich im kleinen Kreis zu drehen. Von 1936 bis 1939 machte er eine Lehre als Goldschmied, nach dem Krieg arbeitete er in den 1950er- und 1960er-Jahren als Heimarbeiter für mehrere Diamantunternehmen in Idar-Oberstein. „Das war eine tolle Zeit“, sagt er – auch, weil er dreimal mehr verdiente als früher als Goldschmied. Als die Diamantindustrie ab Ende der 1960er-Jahre Probleme bekam, kehrte er ins Goldschmiedehandwerk zurück, später wurde er Pförtner bei der Ymos, dann ging es in Rente. Und da ist nun schon seit mehr als 35 Jahren.
Heimat bedeutet ihm sehr viel
Auch das Arbeitsleben von Kurt Moosmann bewegte sich also im kleinen Kreis. Aber es zeigt auch, wie viel ihm die Heimat bedeutet. Er ist Fan der Spvgg Nahbollenbach, fährt auch zu den Auswärtsspielen der Fußballer mit, wirft regelmäßig Geld in die Vereinskasse. Er ist Ehrenmitglied im Radfahrerverein 1902 Nahbollenbach, im Gartenbauverein und im Unterhaltungsverein. 1955, in der Anfangszeit des Unterhaltungsvereins Nahbollenbach, stand er sogar einmal auf der Bühne. Sohn Hans-Joachim ist dort Zweiter Vorsitzender und hat in geschätzt 20 Stücken mitgespielt. Wie gesagt: Der Apfel...
Noch immer reist er gerne
Beim Radfahren ist es ähnlich. Kurt Moosmann gewann 1969 den Rheinland-Preis für die meisten gefahrenen Kilometer in einem Jahr. Sohn Hans-Joachim war im Hallenradsport aktiv und betreibt Radwandern. Aber manchmal ist Kurt Moosmann dann doch der kleine Kreis zu eng: Er reist viel. Immer noch: „In Europa war ich in fast jedem Land.“ Südafrika sei der Höhepunkt gewesen, er hat noch eine Mütze mit der Aufschrift „Big Five“ – Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel, Leopard – bei sich zu Hause. In Kanada war er zwei Tage auf einer Ranch, auf dem Meer hat er Wale beobachtet: Es gibt auch außerhalb der Heimat viel zu sehen.
Zum 100. Geburtstag gratulieren zwei Söhne, vier Enkel und sechs Urenkel, zwei der Urenkel sind Anfang September eingeschult worden. Heute wird zuhause mit der Familie gefeiert, am Samstag gibt es ein großes Fest „Auf Klopp“.