Es ist eine Erfolgsgeschichte: Das, was sich vor gut zehn Jahren zwei Handvoll junge (damals traf das noch zu) Schmuckdesigner und -designerinnen aus dem Raum Idar-Oberstein ausgedacht haben, ist zu einem Aushängeschild für die ganze Schmuckregion geworden: Die Aktion „Offene Werkstätten“, die jedes Jahr eine Woche vor Ostern stattfindet, zieht immer mehr Besucher an, die in gemütlicher, zwangloser Atmosphäre bei einem Glas Sekt oder einer Tasse Kaffee in den Ateliers die Arbeit und die Arbeiten der teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen kennenlernen und ihr Wissen vertiefen wollen. Im Jubiläumsjahr kann sich die Gruppe über Zuwachs freuen und kooperiert erstmals mit der „Langen Nacht der Edelsteine“ (LNdE), die am Samstagabend in der Schmuckstadt stattfindet. Dann öffnen wieder sieben Museen, Institutionen und auch die „Keimzellen“ der Schmuckdesigner, die Berufsbildende Schule Wirtschaft (BBS) mit ihrer Meisterklasse und der Fachbereich Edelstein- und Schmuckgestaltung der Uni Trier, beide mit Sitz im Schulzentrum Vollmersbachstraße. „Das finde ich besonders schön, dass wir unseren Kunden und Fans zeigen können, wo wir das Handwerk erlernt haben“, freut sich Andrea Sohne, eine der Initiatorinnen der Aktion: „Es passt ja auch prima, dass die ,Lange Nacht’ abends stattfindet, wenn wir die Werkstätten so langsam schließen.“ Eine ihrer Kundinnen aus Stuttgart, die sonst immer sonntags anreist, kommt jetzt extra einen Tag früher, übernachtet in Idar-Oberstein und schaut sich die Museen und die Ausbildungsstätten an. Die sieben Aktionsorte sind am Samstagabend bequem per Hop-on-Hop-off-Shuttlebus zu erreichen, der ab 18.30 Uhr stündlich zwischen den Sehenswürdigkeiten verkehrt. Die Eröffnung der LNdE ist um 18.30 Uhr im Industriedenkmal Bengel.
21 Werkstätten sind mit dabei
21 Aussteller öffnen am Wochenende ihre Ateliers und Werkstätten. Mit der Juchem GmbH in der Hauptstraße 163 in Idar gesellt sich ein gestandener Player dazu, der in der dritten Generation hochwertigen Schmuck fertigt. Die Zwillinge Anja und Andreas Juchem sind schon seit ihrer Kindheit von Edelsteinen und Schmuck fasziniert: „Wir leben Leidenschaft und Hingabe für unser Handwerk“, sagen sie. Verarbeitet werden ausschließlich hochwertige Farbedelsteine aus heimischen Schleifereien.
„Ich finde das toll, dass sich an diesem Tag das Wissenswerte mit dem Schönen vereint.“
Andrea Sohne (Offene Werkstätten) zur erstmaligen Kooperation mit der „Langen Nacht der Edelsteine“
Schräg gegenüber findet man den jüngsten Neuzugang: Natascha Frechen ist – wie viele der anderen OW-Aussteller – Absolventin des Schmuck-Campus Idar-Oberstein und hat trotz ihres jungen Alters – sie ist 34 – bereits etliche Preise gewonnen, gerade erst den renommierten Talente-Preis des Bayrischen Kunstgewerbevereins, verliehen auf der Internationalen Handwerksmesse in München, und 2019 den Förderpreis für das Kunsthandwerk der Handwerkskammer Rheinland-Pfalz.

Ihre Arbeiten findet man in ihrem Atelier im Hinterhof der Hauptstraße 138. Sie möchte „mehr Menschen die Vielseitigkeit von Schmuck näherbringen“, erklärt die Designerin ihre Motivation. „Schmuck ist weit mehr als nur ein Accessoire – er ist ein Ausdruck von Persönlichkeit, Kultur und Kreativität.“ Die beiden Neuzugänge kann man bequem fußläufig mit einem Besuch etwa bei Gaby Wandscher (Hauptstraße 143) oder im Deutschen Edelsteinmuseum (Hauptstraße 143) verbinden, wo derzeit ausgesuchte Arbeiten der „Offenen Werkstätten“ als Objekt des Monats präsentiert werden.
Mit dem Bus in die Ateliers anreisen
Über sinnvolle Kombinationen von Besuchen in den Ateliers machen sich die OW-Macher wie immer viele Gedanken: Auf der Homepage und bei Instagram gibt es Routenvorschläge für zwei entspannte Tage. Dabei wird in diesem Jahr auch erstmals der neue ÖPNV im Kreis Birkenfeld eingebunden. Dabei kommt der Linie 850, die Idar-Oberstein mit Stipshausen verbindet, eine besondere Bedeutung zu. Denn mit Claudia Adam & Jörg Stoffel sowie der Manufaktur Anderswelten von Jennifer Sauer sind wie immer zwei Aushängeschilder der Offenen Werkstätten vertreten. Und dazwischen kann man sich in der historischen Dorfkirche die einzigartigen Achatfenster von Tom und Bernd Munsteiner anschauen.
Mehr als 5000 Flyer wurden seit den Offenen Werkstätten 2024 im ganzen Südwesten und Benelux gestreut. Man darf gespannt sein, wer alles kommt. Ebenso wie umgekehrt wird am Wochenende auch schon eifrig für ein zweites Highlight der Schmuckbranche in Idar-Oberstein geworben, den die Gruppe aus der Taufe gehoben hat: den Edelsteinschleifer- und Goldschmiedemarkt am 2. August am Fuße der Felsenkirche.
Mehr Infos im Internet: offene-werkstätten-idar-oberstein.de und messe-io.de/portfolio-item/lnde