Wenn die Einwohnerzahl einer kleinen Gemeinde plötzlich auf über das Doppelte anschwillt, so muss was Besonderes vorgefallen sein. In diesem Fall eine Deutsche Meisterschaft im Bowhunter, zu der sich 380 Teilnehmer angemeldet hatten. Dazu gesellten sich noch zahlreiche Funktionäre der Turnierleitung, das Orga-Team, das Catering und natürlich auch Besucher. Darauf wies auch der Dienstweilerer Ortsbürgermeister Martin Hey in seiner Rede zum Abschluss der Veranstaltung mit Siegerehrung hin. Die Einwohnerzahl hätte sich in den letzten vier Tagen sehr zu seiner Freude mehr als verdoppelt. Im Steinbruch im Dienstweiler Ortsteil Eborn, wo die Wettkämpfe stattfanden, seien mehr Teilnehmer gewesen, als Dienstweiler Einwohner (340 Bürgerinnen und Bürger) hat, sagte der Ortschef.
Schießen an steilen Berghängen
Bowhunter oder auch 3D-Bogenschießen ist eine Sportart in der Kategorie Bogenschießen. Anders als beim olympischen Bogenschießen, wo auf Zielscheiben in einem festgelegten Abstand von 70 Metern geschossen wird, sind beim Bowhunter die Ziele, in verschiedenen Abständen und auf verschiedenen Ebenen angebracht. Verteilt auf dem Gelände des ehemaligen Basaltsteinbruchs in Dienstweiler waren 28 Stationen in drei Parcours aufgebaut. Als Ziele dienten lebensgroße Tierfiguren aus geschäumtem Kunststoff. Die Schüsse mussten dann beispielsweise auf Fasan, Auerhahn, Frischlinge, Wildschwein, Reh, Hirsch oder Bär bis hin zum Bison abgegeben werden.
Die Schießbahnen waren unter anderem auf ebener Fläche und freiem Feld eingerichtet, es gab aber auch Stationen, da musste bergauf oder bergab an steilen Berghängen oder Kerbtälern auf die Schaumtiere geschossen werden. Hinzu kamen verschiedene Lichtverhältnisse im Wald oder im Gebüsch. Dies alles stellte die Sportschützen vor beträchtliche Hürden. Eine besondere Herausforderung waren auch die Logistik und die Organisation. Denn im stillgelegten Steinbruch gibt es nichts außer einem alten Betriebsgebäude und einer Lkw-Waage.
Es musste für über 500 Personen an vier Tagen ein Catering bereitgestellt werden. Es galt, mit Shuttlebussen die Teilnehmer und Besucher von den Parkplatzmöglichkeiten in Hoppstädten-Weiersbach und Birkenfeld zum Wettkampfgelände zu transportieren, denn die Parkmöglichkeiten waren auf und am Gelände sehr beengt. Ein Dank vom Schriftführer der Bogensportschule Saar, Peter Böhnel, ging deshalb auch an die Gemeinden Birkenfeld und Dienstweiler für die Unterstützung sowie an zahlreiche Sponsoren und Unterstützer, ohne die eine solche Veranstaltung nicht durchgeführt werden könnte.
Insgesamt mussten die Bowhunter-Wettkämpfer zwischen den Stationen über vier Kilometer zu Fuß wortwörtlich über Stock und Stein bewältigen. In der Ankündigung zur Meisterschaft war auf der Homepage der Bogensportschule Saar zu lesen: „Feste Bergstiefel mit ordentlichen Profilsohlen sind hier äußerst hilfreich.
Für den festen Stand beim Schuss ebenso wie fürs sichere Erreichen der nächsten Scheibe.“ An den einzelnen Stationen hieß es dann nach zum Teil anstrengenden Fußmärschen Konzentration, Körperspannung, zielsicheres Auge und ruhige Arme und Beine zu beweisen, ehe die Wettkämpfer dann den Schuss möglichst in die Trefferzone auslösten. Die Trefferzonen brachten unterschiedlich viele Punkte. Die erzielten Punkte wurden am Ende addiert. An den drei Schießtagen wurde in unterschiedlichen Wertungssystemen geschossen – einer sogenannten Dreierpfeilrunde, einer Zweipfeil- und einer Einerpfeilrunde, auch „Hunter“-Runde genannt.
Ein Siegerehrungsmarathon
Dabei griffen die Teilnehmer auf verschiedene Bogenarten wie Langbogen oder Recurve, Komposit- und Compoundbögen zurück. Das erklärt die große Anzahl der Deutschen Meister, die gekürt wurden. Neben verschiedenen Bogenarten gab es die Senioren- und Juniorenklassen, Jugendliche und Schüler und das nach Geschlechtern aufgeteilt. So folgte auf den Wettbewerb ein Siegerehrungsmarathon.
Zu Beginn der Siegerehrung wurden die Ehrengäste und die Schirmherren begrüßt, wobei sich der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwaldt entschuldigen ließ und von zwei Damen des Eigenbetriebs „Touristik & Freizeit Sankt Wendeler Land“ vertreten wurde. Bernd Hollnagel, Sportleiter im DFBV (Deuscher Feldbogen Sportvervand mit Sitz in Donaueschingen) moderierte die Siegerehrung. Besonderer Dank ging an die Parcoursbauer der Bogensportschule Saar und der DK-Bowfactory, die eine Woche lang mit über 20 Personen alles hergerichtet hatten. Zudem wurden dann der jüngste und älteste Teilnehmer geehrt. Jüngster mit neun Jahren war Ulli Wagner.
Der Älteste mit fast 83 Jahren war Horst Kunkler aus Rüdesheim. Er sagte in der Ehrung, dass dies der anspruchsvollste und auch schönste Bowhunter-Parcours gewesen sein, den er je im Wettkampf geschossen hätte und lobte damit auch die Parcourbauer. Bernd Hollnagel gab noch einen Ausblick, was in zwei bis drei Jahren geplant ist, ohne zu viel zu verraten: „Nur so viel, es wird was Großes!“ Dann begann der Siegerehrungsmarathon, der sich über eineinhalb Stunden hinzog. Den nahmen der Birkenfelder Landrat Kowalski, der Ortsbürgermeister Hey, die Vertreterinnen der Touristik im Sankt Wendeler Land und natürlich der Vorstand der DFBV vor.
Die Bowhunter-Meisterschaft findet im ehemaligen Steinbruch in Dienstweiler-Eborn zum ersten Mal statt. An 28 Stationen verteilt über vier Kilometer messen sich die Bogenschützen.Deutsche Meisterschaft im 3D-Bogenschießen: 380 Bogenschützen sind in Dienstweiler im Wettkampf
Vier Tage insgesamt dauerte die Veranstaltung, von Donnerstag, 3. Oktober, bis zum vergangenen Sonntag. Schirmherren waren die beiden Landräte aus dem Nationalpark-Landkreis Birkenfeld, Miroslaw Kowalski, und dem benachbarten saarländischen Landkreis St. Wendel, Udo Recktenwald. Im Sankt Wendeler Land sind auch die Ausrichter der Deutschen Meisterschaft Bowhunter, die Bogensportschule Saar beheimatet, ebenso wie der Betreiber des Bogensportzentrums Eborn, die DK- Bowfactory.