Die Genossen im Kreis Birkenfeld haben sich beim Parteitag für die Zukunft gerüstet. In der Mannschaft um den neuen Vorsitzenden Stefan Worst steckt viel frisches Blut. Von einer Zäsur sprach Hans Jürgen Noss bei seinem Abschied: Das neue Vorstandsteam sei insgesamt 180 Jahre jünger als das vorherige und außerdem zur Hälfte weiblich besetzt, erklärte der scheidende SPD-Kreisvorsitzende.
Bei der Wahl von Worst gab es nicht von allen Plätzen enthusiastischen Applaus: Die 63 anwesenden Delegierten votierten für den einzigen Bewerber auf das Spitzenamt mit 40 Ja-, 16 Neinstimmen und sieben Enthaltungen. „Ich bedanke mich für das Vertrauen, möchte aber durch meine Arbeit auch jene vor mir überzeugen, die mir heute noch nicht ihre Stimme gegeben haben“, gab sich der Idar-Obersteiner, der beim Internationalen Bund als Projektleiter tätig ist, kämpferisch. Vertreten wird Worst künftig von Sascha Fritz (Sulzbach), Yannick Simon (Baumholder) und Andreas Theis (Birkenfeld).
Bei den Kommunalwahlen im Mai waren die Genossen im Kreistag 35,9 (2014) auf 29,9 Prozent abgerutscht und hatten drei Sitze eingebüßt. Selbstkritische Töne wurden beim Parteitag angeschlagen. Mehr Teamgeist forderte etwa Eva Milisenda. Man müsse den Umgang miteinander im Großen und im Kleinen überdenken. „Unser größter Gegner sind oft wir selbst“, sagte die Stadträtin aus Idar-Oberstein, die den frischen Wind im Vorstand begrüßte. Um die Wahlergebnisse zu verbessern, müsse man neue Wege beschreiten und den Leuten am Ort Lösungen anbieten, fuhr die SPD-Frau fort. Noss monierte, dass sich die Genossen auf Bundesebene zu viel mit sich selbst beschäftigt haben und ihre Erfolge nicht nach außen darstellen konnten.
Kämpferisch gab sich im Anschluss sein Nachfolger. „Wir wollen die Rathäuser zurückgewinnen und das geht nur mit sozialgerechten Politik“, sagte Worst. „Auf uns kommt viel Arbeit zu“, schwor der 57-Jährige seine Parteigenossen auf künftige Herausforderungen ein. Als Ansatzpunkte nannte er unter anderem Ökologie, Mobilität, Breitbandausbau und Pflege. „Wir brauchen in den Heimen mehr und besser bezahlte Kräfte“, forderte Worst. „Für Ökologie brauchen wir nicht die Grünen. Das muss unter sozialverträglichen Aspekten stattfinden“, sagte der neue SPD-Kreischef weiter. Zudem sprach er sich gegen parteiinterne Querelen in der Öffentlichkeit aus.
Hans Jürgen Noss, der eine Ära der Sozialdemokratie im Kreis geprägt hat, verabschiedete sich mit gemischten Gefühlen. „Dass ich heute nach 16 Jahren das letzte Mal die Begrüßungsrede halte, fällt mir nicht leicht. Da ist schon etwas Wehmut dabei.“ Er wolle die Arbeit des Vorstandes künftig aus der Vogelperspektive betrachten. „Ich habe nicht vor, mich in die Tagespolitik einzumischen – außer ich werde gefragt“, bekundete Noss, der noch offen ließ, ob er nach Ablauf der Legislaturperiode 2021 noch einmal für den Landtag kandidieren will.