Das war knapper als in anderen Kommunen des Wahlkreises 200 – auch vor dem Hintergrund, dass Briefwahlergebnisse zunächst nicht in die Urnenauszählung einflossen. Und fast wäre die Stadt zum mehrheitlich „blauen Fleck“ geworden. Nur 0,4 Prozentpunkte lag die CDU am Ende mit 28,2 Prozent der Zweitstimmen vor der AfD, die 27,8 Prozent erreichte und sich somit über einen Zugewinn von 14,9 Prozentpunkten im Vergleich zu 2021 freuen konnte. Die SPD gehört in der Schmuckstadt zu den Verlierern: Sie erhielt 20,1 Prozent und damit 13,8 Prozentpunkte weniger als 2021. Bündnis 90/Die Grünen landet bei 5,7 Prozent, knapp ein Prozentpunkt weniger als 2021. Die FDP erreichte 4,0 Prozent, 2021 waren es 7,5 Prozentpunkte mehr.
Die Linke freut sich über ein Plus von 2,2 Prozentpunkten und erreichte 5,3 Prozent. Bei den Erststimmen verlor Joe Weingarten 8,4 Prozentpunkte gegenüber 2021 und erhielt 26,6 Prozent der Stimmen. Vor ihm liegt Nicole Höchst (27,1 Prozent), die 14,8 Prozentpunkte mehr erhielt als im Jahr 2021. Julia Klöckner erhielt solide 29,5 Prozent (ein Prozentpunkt mehr als 2021) und landete auf dem ersten Platz.
Die Wahlbeteiligung war mit 75,6 Prozent recht hoch, aber unter dem Bundesdurchschnitt. 2021 hatten nur 68,6 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben.
Rohde (AfD): „Hat sich abgezeichnet“
Eva-Maria Budau, SPD-Vorsitzende in Idar-Oberstein, ist enttäuscht über das Ergebnis und das starke Abschneiden der AfD in der Schmuckstadt, sagt aber auch: „Diejenigen, die hier Präsenz gezeigt haben und die sich auch glaubhaft für die Region in Berlin eingesetzt haben, haben bei den Erststimmen beide ein besseres Ergebnis erreicht als ihre jeweilige Partei im Bund: Julia Klöckner minimal (+0,9 Prozent), Joe Weingarten (+10,1 Prozent) sehr deutlich. Damit werden der Einsatz und die Arbeit von Joe Weingarten sehr deutlich honoriert. Dass aber bei den Erststimmen die AfD mit Nicole Höchst bei den Erststimmen auch noch das Bundesergebnis der AfD übertrifft, erschüttert mich sehr, denn es stellt mein Verständnis von zugewandter Politik infrage, das ich als Kommunalpolitikerin leben will. Es erschüttert mein Bild, das ich von dieser Gesellschaft habe, die versucht, Krisen mit Vernunft und Wissen darüber, was in einem Land, das mitten in Europa liegt, das in seiner Geschichte schon Erfahrungen gemacht hat und daraus Lehren gezogen haben wollte, lösen will.“
Dirk Rohde, stellvertretender Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Birkenfeld und Fraktionschef der AfD im Idar-Obersteiner Stadtrat, kommentiert: „Ein Top-Ergebnis für uns im Kreis Birkenfeld und natürlich für Nicole Höchst. Auf Bundesebene hatte ich mit etwa 23 Prozent gerechnet. Da bin ich ein wenig enttäuscht.“ Insgesamt habe sich das starke AfD-Ergebnis, auch in Idar-Oberstein, abgezeichnet: „Das habe ich im Kontakt mit den Bürgern draußen gespürt.“ Der Trend werde sich auch mit Blick auf die Landtagswahl 2026 fortsetzen, glaubt Rohde.
Frederik Grüneberg (CDU, Stadtrat Idar-Oberstein) sagt: „Ein gutes Ergebnis für unsere Direktkandidatin. Solides Ergebnis für die Union in Deutschland! Die hohe Wahlbeteiligung zeigt, dass großes Interesse an der Politik besteht. Das starke AfD-Ergebnis, auch bei uns vor Ort, macht mich sprachlos. Außer plakativen Sprüchen bietet diese Partei den Menschen derzeit nichts an. Egal ob kommunal, auf Landes- oder Bundesebene bietet sie keine wirkliche Alternative und keine sinnvollen Lösungsansätze.“
Forster (SPD): „Kein Regierungsauftrag“
„Wir haben eine stabile Unterstützung unserer Wählerschaft“, erklärt Monja Roepke, Bündnis 90/Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Idar-Oberstein. „Trotz herausfordernder Umstände im Wahlkampf konnte die Partei ihre Position laut aktueller Prognosen auf Bundesebene weitestgehend behaupten und ihre Kernwählerschaft mobilisieren. Mit dem Bundesergebnis können wir zufrieden sein. Wir haben eine stabile Stammwählerschaft trotz aller Hetzkampagnen.“ Sie betont, dass sich diese Unterstützung auch in der direkten Interaktion mit den Wählern widerspiegelte: „Dies hat man auch an dem starken Zuspruch an den Infoständen gemerkt.“ Sie sieht das Wahlergebnis als Bestätigung ihrer politischen Arbeit und als Auftrag, ihre Ziele für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und eine nachhaltige Wirtschaft weiter voranzutreiben.
Moritz Forster (SPD-Fraktionssprecher im Stadtrat) sagt: „Absolut erschreckend! Welche Wirkung hat die CDU denn mit ihrem Wahlkampf erzielt? Sie hat der AfD Zugewinne beschert.“ Er stellt sich entschieden gegen die Koalitionspläne der SPD mit der CDU: „Man hat uns den Regierungsauftrag entzogen. Das sollten wir so annehmen und nicht auf Machterhalt aus sein.“

Den kleinen Leuten auf den Mund schauen
Das Wahlergebnis in Idar-Oberstein stimmt mehr als nachdenklich.