Die Verzögerungen beim Neubau der Westrichhalle scheinen langsam zu enden. Nachdem es seit Monaten Ärger mit der Ausführung der Gerüstbauarbeiten rund um die Halle gab, sodass sich der Stadtrat am 28. April genötigt sah, eine außerordentliche Kündigung auszusprechen, kam es am Montag zu einem ersten persönlichen Gespräch mit dem Unternehmer aus Recklinghausen. Im Vorfeld hatten Stadt und Fachbereich einen externen Gutachter bestellt, der bestätigt hatte, dass das aufgebaute Gerüst nicht nur dreieinhalbmal zu groß wie ausgeschrieben, sondern auch für die notwendigen Arbeiten nicht zugelassen werden konnte.
Dies wiederum bestritt der Unternehmer, ohne die Ausführung zuvor selbst in Augenschein genommen zu haben, in schriftlichen Stellungnahmen. Ursprünglich sollten 900 Quadratmeter entlang der neuen Halle erstellt werden, um die Dacheindeckung vorzunehmen. Doch dazu kam es nicht, da der Gerüstbauer stattdessen 3300 Quadratmeter in einem wahren Stangenwald rund um die Halle aufgebaut hatte, die aber nie für eine Nutzung freigegeben wurden. Wochenlang stritt man sich per E-Mail und Einschreiben, die Baustelle stand parallel still. Schlussendlich sprach der Stadtrat die Kündigung aus und forderte den Rückbau ein.

„Ein erster persönlicher Termin musste verlegt werden, dann haben wir uns erstmals am Montagvormittag an der Halle getroffen“, berichtet Stadtbürgermeister Günther Jung. Gemeinsam mit den Vertretern der Bauabteilung und dem bestellten Gutachter habe man dem Gerüstbauer dargelegt, dass seine erbrachten Leistungen im Widerspruch zum ursprünglichen Auftrag standen und er Aufforderungen, die Mängel zu beheben, nicht nachgekommen sei. „So ein schwieriges Gespräch habe ich in dieser Form noch nicht erlebt“, erläutert Jung am Abend nach dem Treffen.
Der Inhaber sei während des Termins in keinster Weise einsichtig gewesen und habe einen eigenen Gutachter mitgebracht, um zu belegen, dass die Ausführung den DIN-Normen entspreche. „Er hat einem geradezu das Wort im Mund herumgedreht“, sagt Jung, schließlich sei die Stadt doch die Geschädigte, da alle Gewerke seit Wochen stillstehen. Umgekehrt habe die Firma die zusätzlichen 2400 Quadratmeter Gerüstfläche zusätzlich in Rechnung stellen wollen. Als man auseinandergegangen sei, habe er noch einmal deutlich gemacht, dass die Stadt auf dem Vollzug der Kündigung bestehe und einen Rückbau innerhalb von drei Tagen – bis zum Donnerstag, 15. Mai, – einfordere.
Noch offen, ob alles ausgestanden ist
Und dann begann erst einmal das Warten. „Es gab zwei Möglichkeiten, er behebt die Mängel, um den ursprünglichen Vertrag zu erfüllen, oder er beginnt mit dem Rückbau“, sagt Jung. Doch er setzte auf den Gutachter des Unternehmers, der wohl gemerkt habe, dass der Gerüstbauer aus Recklinghausen, wenig Chancen habe, seine Forderungen durchzusetzen.
Jung betont, er sei erleichtert gewesen, als er am Dienstagfrüh in seinem Haus „Im Brühl“ Baulärm vom Weiher vernommen habe. Er begleitete den Stand des Rückbaus, bis das letzte Gerüst am Donnerstagnachmittag abgebaut war. „Es war alles denkbar. Aber ich bin froh, dass es abgebaut ist“, sagt Jung. Wobei er nicht ausschließen will, dass die Stadt sich dennoch mit Geldforderungen konfrontiert sieht.
„Heute bin ich entspannter, als am Montag nach dem Ortstermin mit dem Gerüstbauer.“
Stadtbürgermeister Günther Jung am Freitag im NZ-Gespräch
Nun könne man in der kommenden Woche mit der Suche nach einem neuen Gerüstbauer beginnen, um diesen schnellstmöglich zu beauftragen. Denn der Verzug für die Fertigstellung der neuen Halle beträgt inzwischen schon mindestens drei Monate. „Wenn möglich wollen wir in den nächsten Tagen eine Ausschusssitzung einberufen“, erklärt der Bürgermeister. Spätestens am 2. Juni tage dann auch der Stadtrat. Denn ohne Gerüst könne die Dacheindeckung nicht erfolgen und an der hängen die weiteren Arbeiten.
Verabschiedet hat man sich von einem zeitnahen Abriss der alten Westrichhalle, sagt Jung. Durch die Bauverzögerung werde sie noch länger gebraucht und vor Jahresende könne man den Abriss für das Anlegen des Parkplatzes nicht beginnen. Davon ist der Abriss des alten katholischen Kindergartens nicht betroffen. Nach dem geplanten Umzug soll der Abriss direkt erfolgen, nur werde das Abbruchmaterial dann anderweitig zwischengelagert, um dann später als Füllmaterial für den Keller der alten Halle genutzt zu werden.
Entscheidung im Juli 2022
Der Stadtrat erteilte der Firma aus Recklingshausen im Juli 2022 den Zuschlag für die Gerüstbauarbeiten an der neuen Halle für 44.500 Euro. Aus elf Firmen war das Unternehmen erst nach einer Nachrechnung der günstigste Bieter, da man versehentlich vergessen hatte, bei der Firma das Skonto herauszurechnen. Ursprünglich hatte das Büro Dillig für das Gewerk einen Preis von bi zu 57.200 Euro als angemessen erachtet.