Reichenbach
Das einzig noch verbliebene Lebensmittelgeschäft in Reichenbach schließt im Januar

Reichenbach - In Reichenbach gibt es nach dem  29. Januar 2011 keinen Lebensmittelladen mehr. Der 24-jährige Einzelhändler Stefan Schüßler, der gemeinsam mit seiner Mutter Liesel seit fünf Jahren das Geschäft in der Hauptstraße betreibt, gibt auf. „Es bleibt nichts mehr hängen“, sagt Schüßler, der ab Februar auf Arbeitssuche gehen muss.Vor allem in den letzten ein, zwei Jahren sei das Geschäft noch einmal massiv zurückgegangen. Auf die schwindende Frequenz habe die Post bereits im April dieses Jahres reagiert und die Postagentur geschlossen. Schüßler, der Getränke kostenlos auslieferte und auch ältere Reichenbacher bei Bedarf mit Lebensmitteln belieferte, konnte sich trotz dieser Zusatzleistungen nicht halten. Das Angebot im Laden wurde durch die mangelnde Nachfrage immer geringer, was schließlich die Attraktivität sinken ließ.Die älteren der rund 650 Einwohner von Reichenbach, die fast ausschließlich ihren Lebensmittelbedarf in dem kleinen Laden deckten, seien nach und nach gestorben, jüngere versorgen sich bei Supermärkten und Discountern, nennt Schüßler Gründe für den Rückgang, so dass er das Auslaufen des Fünfjahresvertrags nun zum Anlass nimmt, um sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Die Gemeindevertretung bedauert diesen Schritt sehr, will noch darüber beraten, wie man den älteren Bürgern helfen kann, sich auch nach der Schließung mit Lebensmitteln zu versorgen.

Lesezeit 3 Minuten

Reichenbach – In Reichenbach gibt es nach dem  29. Januar 2011 keinen Lebensmittelladen mehr. Der 24-jährige Einzelhändler Stefan Schüßler, der gemeinsam mit seiner Mutter Liesel seit fünf Jahren das Geschäft in der Hauptstraße betreibt, gibt auf. „Es bleibt nichts mehr hängen“, sagt Schüßler, der ab Februar auf Arbeitssuche gehen muss.Vor allem in den letzten ein, zwei Jahren sei das Geschäft noch einmal massiv zurückgegangen. Auf die schwindende Frequenz habe die Post bereits im April dieses Jahres reagiert und die Postagentur geschlossen. Schüßler, der Getränke kostenlos auslieferte und auch ältere Reichenbacher bei Bedarf mit Lebensmitteln belieferte, konnte sich trotz dieser Zusatzleistungen nicht halten. Das Angebot im Laden wurde durch die mangelnde Nachfrage immer geringer, was schließlich die Attraktivität sinken ließ.Die älteren der rund 650 Einwohner von Reichenbach, die fast ausschließlich ihren Lebensmittelbedarf in dem kleinen Laden deckten, seien nach und nach gestorben, jüngere versorgen sich bei Supermärkten und Discountern, nennt Schüßler Gründe für den Rückgang, so dass er das Auslaufen des Fünfjahresvertrags nun zum Anlass nimmt, um sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Die Gemeindevertretung bedauert diesen Schritt sehr, will noch darüber beraten, wie man den älteren Bürgern helfen kann, sich auch nach der Schließung mit Lebensmitteln zu versorgen.


Heribert Decker, dem die Geschäftsräume in der Hauptstraße gehören und der von den 70er Jahren bis 2005 den Laden in Reichenbach geführt hat und mit seiner Familie den Edeka-Laden in Hoppstätden-Weiersbach leitet, hat sich bislang vergeblich um einen Nachmieter bemüht. „Es wollte keiner machen“, sagt Decker, der es in Reichenbach durchaus noch einmal selbst versuchen würde, wäre er nicht schon 65 Jahre alt. „Außerdem haben wir hier in Hoppstädten-Weiersbach genug zu tun“. Decker, seit 1966 in der dritten Generation im Lebensmitteleinzelhandel, weiß, dass es gerade für kleine Geschäfte nicht leicht ist, überhaupt noch beliefert zu werden. Das Hoppstädten-Weiersbacher Geschäft mit 850 Quadratmetern Verkaufsfläche gehöre für die Zulieferer schon zu den kleinen. Die Verkaufsfläche in Reichenbach beträgt 130 Quadratmeter.
Dass die Fläche alleine nicht ausschlaggebend sein muss, erläutert Nathalie Franzen. Die Dorfplanerin aus Gau-Odernheim, die seinerzeit die Berglangenbacher beim Aufbau des Nachbarschaftsladens beraten hat, begleitet derzeit ein Ladenprojekt in Oberwiesen bei Kirchheimbollanden, wo vermutlich der kleinste Nachbarschaftsladen in Rheinland-Pfalz entsteht. Auf 35 Quadratmetern konzentriert man sich dort auf die absolute Grundversorgung und will mit Zusatzangeboten punkten.
Der kleine Ort liegt an einem Wanderweg, die Gaststätte macht erst abends auf, außerdem sind auch Arbeiter in nahegelegenen Kiesgruben Abnehmer für belegte Brötchen und Kaffee. „Ohne weitere Standbeine kann sich heute ein Dorfladen nicht halten“, sagt Franzen, die Kennzahlen nennt. So gehe man davon aus, dass sich ein Nachbarschaftsladen erst ab einer Einwohnerzahl von 600 rechne. „Und dann müssen die Bewohner noch 30 Prozent ihres Bedarfs aus dem Sortiment des Dorfladens kaufen.“
Ein privat geführter Laden, der nicht mit dem Solidaritätseffekt eines Nachbarschaftsladens rechnen kann, braucht ein Einzugsgebiet von mindestens 1000 Einwohnern plus Zusatzangebote.
Die Regionalberaterin sieht in dem Verlust der Dorfläden nicht nur das Schwinden der wohnortnahen Grundversorgung. Die sozialen Auswirkungen sind aus ihrer Sicht viel gravierender. „Die Isolierung der älteren Menschen ist ein Problem.“ Die Kinder wohnen oft nicht mehr vor Ort, kommen im Normalfall nur noch alle paar Wochen zu Besuch, der Anlass, das Haus zu verlassen und im Geschäft zufällig jemanden zu treffen wird immer seltener, die Vereinsamung dafür immer größer.

Top-News aus der Region