Dass dieser Punkt im Gremium zur Sprache kam, lag an einem Antrag der Fraktion der Grünen. Sie hatten sich darin dafür ausgesprochen, „dass gerade jetzt der ideale Zeitpunkt ist, Homeoffice in der Verwaltung fest zu etablieren. Der Wandel von der traditionellen Präsenzkultur zur ergebnisorientierten Vertrauenskultur ist längst überfällig. Dabei ist klar, dass Homeoffice weder bei allen Tätigkeiten möglich noch für alle Beschäftigten geeignet ist.“
Sie verwiesen in ihrem Antrag darauf, dass es in der Privatwirtschaft viele positive Erfahrungen mit der Arbeit im Homeoffice gibt, „und es sprechen noch viele andere Gründe dafür. So entfallen beispielsweise die Fahrten zum Arbeitsplatz, was in Sachen Klimaschutz gut ist“, sagte Fraktionssprecher Hans-Walter Spindler.
Alscher selbst nannte noch einen weiteren Punkt, der aus seiner Sicht für die Ausweitung von Arbeitsplätzen im Homeoffice spricht. „Wir haben bekanntlich in unseren Häusern Platzprobleme, und ich bin eigentlich nicht scharf darauf, dass wir ein neues Verwaltungsgebäude bauen lassen müssen“, betonte der Rathauschef in gewohnt unverblümter Manier.
Es gebe aber natürlich auch Grenzen, was das Thema Homeoffice angeht. In Abteilungen wie dem Einwohnermeldeamt würde eine solche Verlagerung der Arbeitstätigkeit beispielsweise nicht infrage kommen. „Es ist auch selbstverständlich, dass beide Seiten diese Lösung auch wollen und unsere Dienstleistungen darunter nicht leiden“, sagte Katja Cullmann-Lorenz, die stellvertretende Büroleiterin. Personalrat und Verwaltungsspitze würden bei diesem Thema in enger Abstimmung stehen.
Obwohl es nach Beginn der Corona-Krise eine kurzfristige Entscheidung war, zur Vermeidung sozialer Kontakte beispielsweise Mitarbeiter, die zur Risikogruppe gehören, von zu Hause aus arbeiten zu lassen, „hat das bisher gut funktioniert“, sagte Cullmann-Lorenz. Allerdings müsse man bei einer Ausweitung von Homeoffice-Möglichkeiten in Sachen Equipment noch nachbessern. „Was die Ausstattung angeht, kann man unsere Situation sicher nicht mit der von Facebook und Mark Zuckerberg vergleichen“, erklärte sie schmunzelnd. Der Facebook-Gründer rechnet damit, dass Homeoffice ein langfristiger Trend wird und in zehn Jahren rund jeder zweite Beschäftigte des Onlinenetzwerks sein festes Büro in den eigenen vier Wänden haben wird. Während der Corona-Krise waren rund 90 Prozent der Facebook-Belegschaft ins Homeoffice gewechselt.
In der Diskussion im VG-Rat merkte LUB-Fraktionssprecher Joachim Jung an, dass der Vorschlag der Grünen zwar „grundsätzlich in die richtige Richtung geht und hier jeder die Vorteile von Homeoffice erkannt hat, aber mir ist dieser Antrag in seiner Konsequenz zu einseitig“. Jung stieß sich vor allem an der darin enthaltenen Formulierung vom „längst überfälligen Wandel von der traditionellen Präsenzkultur zur ergebnisorientierten Vertrauenskultur“. Der Bürgermeister von Wilzenberg-Hußweiler betonte, „dass zum Beispiel gerade die Ortsgemeinden, deren Anliegen ja von der Verwaltung umgesetzt werden sollen, auch auf die Präsenzkultur angewiesen sind“. Spindler merkte diesbezüglich aber an, dass Jung den Antrag seiner Fraktion in diesem Punkt vielleicht missverstanden habe und es keineswegs um einen radikalen Bruch gehe. „Es ist doch klar, dass es nach wie vor eine gewisse Präsenz des Personals in der Verwaltung geben muss. Nur sollten es mehr Möglichkeiten für die Arbeit im Homeoffice geben“, betonte der Grünen-Sprecher.
„Wir sollten prüfen, an welchen Stellen das in der Verwaltung möglich ist, und dann diesen Weg auch weitergehen“, sagte Hans-Jürgen Noss (SPD). Ähnlich äußerte sich auch sein Fraktionskollege Bernd Märker, während es aus den Reihen der CDU keine Wortmeldung zu diesem Tagesordnungspunkt gab. Es wurde dazu aber auch kein formeller Beschluss gefasst, da die Organisation der Arbeitsabläufe des Personals eine rein hoheitliche Aufgabe der Verwaltungsspitze ist. Alscher machte abschließend aber noch einmal deutlich: „Wir werden diese Entwicklung nicht aus den Augen verlieren und wollen das Thema Homeoffice punktuell in den Bereichen, in denen das sinnvoll ist, auch weiter forcieren.“
Im Haupthaus der VG-Verwaltung in der Schneewiesenstraße inklusive der Tourist-Info in der Friedrich-August-Straße arbeiten nach Auskunft der Behörde rund 65 Menschen. Dazu kommen noch das Personal der Bauabteilung und der VG-Werke, die im Dienstgebäude „Auf dem Römer“ untergebracht sind, sowie die Angestellten in den Kitas und Schulen.