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Neustart nach neun Monaten Baupause unter erschwerten Bedingungen
Chorgesang ist vorerst tabu in St. Walburga: Erster Gottesdienst nach neun Monaten
Mit Abstand und Gesichtsmaske: In St. Walburga fand nach neun Monaten Umbauphase an Pfingsten wieder ein Gottesdienst statt.Foto: Hosser
Hosser

Idar-Oberstein. Den ersten Gottesdienst mit Kirchgängern nach neun Monaten in St. Walburga hätte man sich so, wie er an Pfingsten inszeniert wurde, vor wenigen Monaten nicht vorstellen können. Corona sorgte dafür, dass in der katholischen Kirche vieles anders war als früher.

Es waren Laufwege vorgegeben, damit sich keiner beim Rein- und Rausgehen begegnet, man musste Masken tragen und sich die Hände desinfizieren. Und sich vorab im Pfarrbüro anmelden: Zum einen, um die Zahl der Besucher schon frühzeitig zu kennen und die Gäste steuern zu können, zum anderen, um die Infektionskette nachvollziehen zu können, falls eine Person, die im Verdacht steht, den Virus in sich zu tragen, in der Kirche war. Chorgesang ist vorerst tabu in der Kirche – wer laut singt, kann Viren im menschlichen Speichel mit mehr Kraft in seiner Umgebung verteilen, sagen die Fachleute.

Im Gottesdienst sangen stattdessen zwei Einzelinterpreten – das Ehepaar Jansen. Das ist auch in Corona-Zeiten erlaubt. Die Besucher in den Kirchbänken durften auch singen, aber nur mit Mund- und Nasenbedeckung. Das ist nicht einfach, doch in naher Zukunft wird zumindest das Zuhören in den Kirchenbänken ein Stück weit erleichtert, sagt Pfarrer Peter Sens von der Pfarreiengemeinschaft Oberstein, zu der auch die Kirche St. Walburga gehört: Nach der neuen Landesverordnung brauchen Gottesdienstbesucher nur noch auf den Wegen zu und von den Kirchenbänken und beim Mitsingen den Maskenschutz zu tragen. Eine Stunde zuzuhören und dabei die ganze Zeit eine Maske zu tragen, kann vor allem für ältere Menschen anstrengend sein. Laut Mitsingen sollte man aber auch in nächster Zukunft nicht, rät Sens, um damit die Reichweite des eigenen Speichels einzugrenzen: „Es reicht auch, leise zu singen.“

Der Gottesdienst an Pfingsten war zwar nicht die erste Liturgie in St. Walburga, aber die 2020er-Premiere mit Kirchenbesuchern. An Ostern und bis zum folgenden Sonntag waren Videogottesdienste gehalten worden. Davor war die Kirche mehr als ein halbes Jahr geschlossen, weil die Heizung im Sommer 2019 ausgefallen und im September ein Baustopp verhängt worden war. Ohne Heizung war im Winter an Gottesdienst nicht zu denken, die evangelische Kirchengemeinde bot ein Ausweichquartier an. Im Februar kam endlich der Kessel für die neue Gasheizung, aber etwa zur gleichen Zeit nahm auch die Corona-Krise Fahrt auf. Der Staub aus den vorangegangenen Bauarbeiten liegt noch im Haus, er muss ausgespült und abgekehrt werden.

Bauarbeiten gehen weiter

Und es geht weiter mit den Bauarbeiten: In diesen Tagen ist vor der Kirche ein Gerüst aufgebaut worden, die Arbeiten am Flachdach, das ebenfalls dringend saniert werden muss, beginnen. Aber immerhin: Es wurde wieder Gottesdienst gehalten.

In der Corona-Krise stehen andere Dinge als Bauarbeiten im Vordergrund. Zum Beispiel, welche Kirchen jetzt öffnen können. Von den sieben Gotteshäusern der sechs Kirchengemeinden, die in der Pfarreiengemeinschaft Oberstein zusammengeschlossen sind, wurden bisher in drei Kirchen Gottesdienst mit Beteiligung von Gläubigen gehalten. Entscheidend ist, ob man in den Gotteshäusern die Laufwege so einrichten kann, dass sich Gläubige nicht begegnen. In der St. Laurentius-Kirche in Sien waren die Corona-Vorgaben am einfachsten umzusetzen, sagt Sens.

Dort wurde schon an Muttertag Gottesdienst gehalten. Am 23. Mai war St. Johannes Nepomuk in Kirchenbollenbach an der Reihe, am 31. Mai dann St. Walburga in Oberstein. In St. Peter und Paul in Offenbach-Hundheim wird am 13. Juni erstmals wieder gepredigt. Die Kirchen in Weierbach und Mittelreidenbach haben nicht die Laufwege, die verhindern, dass sich die Besucher beim Rein- und Rausgehen begegnen. Aber auch dafür könnte es Lösungen geben. Andachten gab es schon. Bleibt die Kirche in Oberreidenbach: Die kommt als letzte an die Reihe.

Kirchweihfest wird problematisch

In Mittelreidenbach kommt ein zusätzliches Problem hinzu: Im Juni ist in St. Christophorus Kirchweih. Die Besucherzahl für die Messfeier könnte zu groß sein, deshalb denke man darüber nach, ob die Feier nicht besser vor der Kirchentür auf dem Parkplatz gehalten wird.

Ein anderes Problem sind die Feiern zur Erstkommunion: Die hätten am Weißen Sonntag an Ostern stattfinden sollen, fielen aber auch dem Virus zum Opfer. Sie sollen nachgeholt werden, sagt Sens, aber er weiß auch, dass diese Feiern zusammen mit den Eltern und anderen Angehörigen der Kinder die Kirchen füllen würden. In normalen Zeiten ist das schön, in der Corona-Krise nicht. Deshalb werde darüber nachgedacht, „ob wir es in einer anderen Form nachholen können“, meint Sens. Man will im Gespräch mit den Eltern nach einer Lösung suchen.

Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Dahmer

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