Oak Garden in Neubrücke
Chinesische Investoren hinterlassen Schuldenberg
„Hauptquartier der Weltfabrik“ nennt sich das deutsch-chinesische Wirtschaftsprojekt in Hoppstädten-Weiersbach.
Reiner Drumm

Das „Hauptquartier der Weltfabrik“ in Hoppstädten-Weiersbach sollte die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen im Kreis Birkenfeld stärken und Wachstum bringen. Doch aktuell geht es vor allem um Insolvenzverfahren und Zwangsversteigerungen

Fast ein Viertel der mehr als 200 Firmen, die bis zum Jahr 2017 im Oak Garden in Hoppstädten-Weiersbach gemeldet waren, haben ihren Betrieb eingestellt, wie der Südwestrundfunk berichtet. Gegen einige dort ansässige deutsche Unternehmen mit chinesischen Geschäftsführern laufen dem SWR zufolge einige Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Idar-Oberstein. Dabei gehe es teils um versäumte Zahlungen bei Sozialbeiträgen und Steuern in Höhe von mehr als 100.000 Euro.

Rückstände bei Gewerbesteuern in Hoppstädten-Weiersbach

2011 begannen die Geschäftsleute Jane Hou und Andreas Scholz, die verlassene Militärsiedlung der Amerikaner in Neubrücke in ein ziviles Wohn- und Handelszentrum umzuwandeln. Rund 30 Millionen Euro von chinesischen und deutschen Investoren machten das Projekt möglich. „Hauptquartier der Weltfabrik“ wurde der Bürokomplex an der Zufahrt zum Umwelt-Campus genannt. Vor der Corona-Pandemie waren dort rund 350 chinesische Handelsfirmen gemeldet, rund 800 Menschen aus Fernost lebten im Oak Garden und der näheren Umgebung. Doch mit der Pandemie zogen sich immer mehr chinesische Investoren zurück. Bereits 2022 berichtete unsere Zeitung über den Leerstand im „Hauptquartier der Weltfabrik“. Nun zeigt, sich, dass einige der Geschäftsleute Schulden hinterließen.

Ortsbürgermeister Manuel Weber sieht die Finanzen der Gemeinde Hoppstädten-Weiersbach durch die Gewerbesteuerrückstände nicht in Gefahr.
Joachim Kraß

„Es gibt im Oak Garden Rückstände bei den Gewerbesteuern“, sagt Manuel Weber, Ortsbürgermeister von Hoppstädten-Weiersbach. Auf welche Höhe sich die Steuerrückstände belaufen, darüber will er keine Aussage treffen. „Es handelt sich nicht um eine Summe, die in irgendeiner Weise prekär für die Haushaltsführung der Ortsgemeinde wäre“, sagt Weber. Im Oak Garden gebe es vor allem kleine Unternehmen, Schwankungen bei den Gewerbesteuereinnahmen seien normal, die Ortsgemeinde wisse mit diesen Schwankungen umzugehen. „Das kann bei von Deutschen geführten Unternehmen genauso passieren“, betont der Ortsbürgermeister. Trotzdem sei es bedauernswert, dass es so gelaufen sei. „Das Projekt Oak Garden gibt es schon länger, es gab eine bestimmte Erwartungshaltung, die so in der Realität nicht eingetroffen ist.“

Für die Insolvenzverfahren im Oak Garden ist Insolvenzverwalterin Anne-Marie Dhonau von der Kanzlei Schiebe und Collegen, die unter anderem in Idar-Oberstein und Bad Kreuznach mit einem Standort vertreten ist, zuständig. Ihre Aufgabe ist es, dass die Gläubiger ihr Geld erhalten. Bei den Insolvenzverfahren handele es sich bei den von ihr bearbeiteten Fällen nicht um Eigenanträge der Firmen, sondern um Fremdanträge durch Gläubiger wie Krankenkassen und Finanzamt. Das sei keine leichte Aufgabe: „Die chinesischen Geschäftsführer sind meist nicht vor Ort anzutreffen“, sagt Dhonau gegenüber unserer Zeitung.

Kaum Kommunikation mit chinesischen Unternehmern möglich

Auch die Sprachbarriere gelte es zu bewältigen, viele der chinesischen Unternehmensleiter sprächen kein Deutsch und kaum Englisch. „Wenn die Geschäftsführer nicht anzutreffen sind, bleibt mir oft nur der Postweg.“ Doch ob Briefe überhaupt geöffnet und auch verstanden werden, sei unklar. Zum Glück gebe es in der Kanzlei eine chinesische Mitarbeiterin, die sowohl bei dem Kontakt per Post als auch bei den seltenen Gesprächen vor Ort übersetzen könne.

Doch selbst das führe häufig nicht zum Erfolg. „Es fehlt oft das Verständnis für die Abläufe in Deutschland“, sagt Dhonau. Trotzdem könne die Insolvenzverwalterin Erfolge vorweisen. In einem Fall sei es ihr bereits gelungen, ein Verfahren zu 100 Prozent abzuschließen, das heißt: den Gläubigern ihr Geld zu beschaffen. Das gelinge, indem Vermögenswerte vor Ort wie Wohnungen oder Büroräume veräußert werden. „Es gibt viele Interessenten für Gebäude im Oak Garden - nicht nur chinesische“, sagt die Insolvenzverwalterin.

Wie der SWR berichtet, haben viele chinesischen Investoren, die sich aus dem Oak Garden zurückgezogen haben, sich nicht mehr um ihre Immobilen gekümmert. Am Amtsgericht Idar-Oberstein seien neun Verfahren geplant, in denen Wohnungen und Büroräume zwangsversteigert werden, weil die Eigentümer über mehrere Jahre an die Wohnungseigentümergemeinschaft kein Hausgeld bezahlt hat und so Rückstände zwischen 2000 und 17.000 Euro entstanden seien.

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