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Börfink
Bunker "Erwin": Viele mussten draußen bleiben

So riesig war der Andrang zu den Führungen durch den ehemaligen Natobunker "Erwin", dass nur ein der Interessierten hinein konnte Foto: ITVT Börfink

Börfink. Mit diesem Andrang hatte man im "Epizentrum des Nationalparks", wie Landrat Matthias Schneider den ganz vom Nationalpark eingeschlossenen Ort nannte, ganz offensichtlich nicht gerechnet: Zeitweise gab es lange Schlangen vor den Essens- und Getränkeständen, vor allem aber viele enttäuschte Gesichter im Hinblick auf den Hauptanziehungspunkt des Standorts.

Von Jörg Staiber und Kurt Knaudt

Denn mit den alle 20 Minuten angebotenen Führungen durch den früheren Natobunker „Erwin“ konnte der Andrang nicht einmal ansatzweise aufgefangen werden. Bereits um 10.30 Uhr waren alle Führungen ausgebucht, und am Ende des Tages standen mehr als 2000 Namen auf einer Warteliste, die man pro forma ausgelegt hatte.

Der in den Jahren 1960 bis 1963 gebaute Bunker wurde Mitte der 70er-Jahre zum Natobunker ausgebaut. Im Kriegsfall wäre hier die Kommandozentrale des westlichen Bündnisses gewesen. Rund 1000 Menschen hätten dort Platz gefunden, geschützt von einem bis zu viereinhalb Meter starken Betonpanzer. Die autarke Energieversorgung reichte für 40 Tage. Allein die Bürofläche beträgt 30 000 Quadratmeter. Die letzte Erweiterung wurde 2004 vollendet, als die Schließung schon feststand. Die Kosten dafür betrugen 40 Millionen Euro, die sozusagen zum Fenster hinausgeworfen wurden. „Erwin“ war atombombensicher und hinsichtlich Größe und (technischer) Ausstattung in Westeuropa einzigartig. Allein die Ausmaße des Hauptgebäudes sind riesig: Bei eine Länge von 71,5 Metern und einer Breite von 53 Metern verfügt es auf vier Stockwerken über eine Fläche von knapp 9000 Quadratmetern. Es kommen noch einmal ein alter und und ein neuer, nie in Betrieb genommener Energiebunker hinzu, die jeweils 44 Meter lang sind. Inzwischen nutzt die IT-Firma ITVT Börfink die Anlage für ein Hochsicherheits-Rechenzentrum. Sie erklärte sich trotz aufwendiger Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen bereit, die Anlage für einen Tag zu öffnen.

Mit dem Bunker konnten da die anderen Attraktionen in Börfink, nur schlecht mithalten, auch wenn davon auf dem früheren Militärgelände, das den ganzen Sonntag über gut besucht war, einige geboten wurden. Auf einem kleinen Regionalmarkt gab es Wild, Brot, Kuchen, Honigprodukte, Bier, Pflanzen, Holzspielzeug und Kunst, an Infoständen der Tourist-Info Birkenfeld sowie der Ranger, Imker und Jäger gab es Material und Gesprächspartner zu etlichen Themen rund um die Natur und den Nationalpark. Auch die Möglichkeit, eine Testfahrt auf dem E-Bike durch das Nationalparkgelände zu machen, wurde gern angenommen. Ebenso trauten sich zahlreiche Neugierige auf den Segway-Parcours, wo man die Erfahrung machen konnte, dass es gar nicht so schwierig ist, auf dem rollenden Brett das Gleichgewicht zu halten. Für die Kinder präsentierte das Theater Chapiteau mit Manfred Kessler das Einmannmusical „Sängerwettstreit der Tiere“.

Wenig gefragt waren die geführten Kurztouren durch die Wildnis rund um das Bunkerareal. Da machten sich eine ganze Reihe von Wanderern lieber auf eigene Faust auf zur „Ochsentour“, der jüngst eröffneten Traumschleife zum Ochsenbruch, einem der größten Hangmoore im Hunsrück. Wer sich nach der Wanderung stärken wollte, bekam kulinarisch einiges geboten. Neben einem leckeren Aschenbraten gab es auch ein nur für diesen Anlass gebrautes Kellerbier, dass auch nur in Börfink ausgeschenkt wurde. Seinen Ausklang fand der für das sonst eher verschlafene Dorf so turbulente Tag mit rockigen Klängen: Die Döscher-Hausband, bei der der Sohn von Ortschef Michael Döscher mitspielt, trat auf.

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