Es war nicht ihr erster Besuch am Umwelt-Campus, wohl aber der erste als Bundestagspräsidentin: Das betonte Dorit Schumann, Präsidentin der Hochschule Trier, bei der Begrüßung von Julia Klöckner in Deutschlands immer noch jüngster und vor allem grünster Hochschule, dem sich auch der rheinland-pfälzische Gesundheits- und Wissenschaftsminister Clemens Hoch angeschlossen hatte. Beide informierten sich über aktuelle Forschungsprojekte, Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sowie die Rolle der Hochschule in der Region.
Schumann lobte Klöckner ausdrücklich für ihre ersten Auftritte als Bundestagspräsidentin und gab einen Überblick über den Campus und die Hochschule Trier. Die Abgeordnete aus Bad Kreuznach betonte, es sei ihr ein Anliegen, der Verdichtung von Forschung und Wissenschaft in den Ballungsgebieten etwas entgegensetzen zu können – und da sei die Hochschule auf der grünen Wiese im Kreis Birkenfeld ja ein Vorzeigeobjekt, gerade auch weil hier angewandte Wissenschaft und Transformation von Know-how in die Wirtschaft einen besonderen Stellenwert habe. Auch Clemens Hoch lobte, dass in Neubrücke Grundlagen- und Anwendungsforschung immer weiter zusammenwachsen.

Davon konnten sich die Gäste im Anschluss bei ihrem Rundgang überzeugen. Erste Station war das Sahara Renaissance Project (Sarep), das größte Projekt zur Begrünung der Sahara, das von Birkenfeld aus gesteuert und in Mauretanien umgesetzt wird. Im November geht es auf 50 Hektar los, berichtete Projektleiter Prof. Peter Heck, der geschäftsführende Direktor des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (Ifas) am UCB. Insgesamt sollen auf einer Gesamtfläche von zwei Millionen Hektar, also in etwa der Größe von Rheinland-Pfalz, Bäume neu angepflanzt und mit entsalztem Meerwasser versorgt werden.
Bei der Entsalzung würden wertvolle Rohstoffe wie Magnesium gewonnen. Mit dem Holz, einem schnell wachsenden indigenen Baum namens Kiri Kiri, könnten später Häuser gebaut, aber auch Biomasse und Holzkohle für die industrielle Verwendung hergestellt werden. Die Projektverantwortlichen hoffen, so 400.000 Arbeitsplätze zu schaffen und rund 1,2 Millionen Menschen eine lebenswerte Zukunft bieten und damit auch die Migration vor allem junger Menschen nach Europa stoppen zu können.
Pulververdüsung im 3D-Druck spart Gewicht und Ressourcen
Prof. Michael Wahl stellte die neusten Entwicklungen bei der additiven Fertigung (3D-Druck) vor. Mittlerweile sind am UCB mehr als 40 Kunststoff- und auch bereits drei hochmoderne Metalldrucker im Einsatz: „Damit können wir Dinge drucken, die man sonst nicht herstellen könnte“, so Wahl. Zudem werde bei der sogenannten Pulververdüsung Gewicht und Material gespart. Ziel ist es, Prozessketten ressourcenschonender zu gestalten und auch das Recycling weiter auszubauen – dafür wurde unlängst das Center für Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz eingerichtet, für das 12 Millionen Euro aus der Carl-Zeiss-Stiftung fließen. Es handelt sich bundesweit um das größte Einzelprojekt der Jenaer Stiftung. Kooperationspartner sind die Hochschule Aalen und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Hinzu kommen 24 Partner aus der Wirtschaft, unter anderem die Simona in Kirn, Fritsch in Idar-Oberstein und Effgen Laporte aus Herrstein.
Prof. Klaus-Uwe Gollmer und Prof. Stefan Naumann stellten das IoT vor – das steht in doppelter Bedeutung für Institute of Technology wie auch fürs Internet of Things (Internet der Dinge). Ziel sei hier vor allem die Selbstwirksamkeit, erläuterte Gollmer: Schüler, Studierende, aber auch Bürger sollen sich selbst Apparaturen etwa zur Pegelmessung im eigenen Dorf oder der Luftgütemessung im Klassenraum bauen und niederschwellig auch nutzen. Bauanleitungen gibt es vom UCB. Das Ganze hat seinen Ursprung in der CO2-Ampel aus der Corona-Zeit. Weiterentwickelt hat diese Idee nun zu Steuerungsanlagen für Gebäudelüftungen geführt, die komplett ohne teure Verdrahtungen auskommen.

Aus dem Birkenfeld Institute of Technology stammt auch eine „künstliche Nase“, die nicht nur Weinsommeliers helfen kann, sondern allgemein Flüssigkeiten aufgrund verflüchtigender Stoffe erkennt. Prof. Guido Dartmann unterstrich bei der Demonstration ein Leitmotiv des Campus: „Wir setzen KI dort ein, wo sie hingehört.“ Daraus resultierten in jüngster Zukunft drei Patentanmeldungen.

Im Forschungsbereich umweltgerechte Produktionsverfahren und industrielle Robotik stellten Prof. Matthias Vette-Steinkamp und der neue, aus Eckersweiler stammende Prof. Florian Mohr den Robot Hub Oberrhein vor, bei dem der Campus rund 50 Betriebe bei Dingen unterstützt, die nur sehr schwer zu automatisieren sind – wie etwa das Knoten von Brezelteig. Ein anderes Forschungsfeld ist die künftige Entsorgung der Akkus aus E-Autos, wo derzeit noch Fachkräfte aufwendig und in Schutzkleidung gefragt sind. Künftig sollen sensible Roboter die Entsorgung samt Sicherung der wertvollen Rohstoffe in den Altakkus übernehmen. Prof. Percy Kampeis und sein Team der Abteilung Bioverfahrenstechnik stellten schließlich ihre aktuellen Forschungen zu biopharmazeutischen Wirkstoffen mit Pilzen vor.
Kann die Forschungskrise in den USA Deutschland helfen?
Bei der abschließenden Aussprache ging es unter anderem um Chancen angesichts der Probleme der Hochschulen und Forschungsstätten in den USA, von denen sich auch die Hochschule Trier möglicherweise mehr ausländische (nicht nur amerikanische) Studierende, aber auch Lehrkräfte verspricht, auch weil wohl künftig Lehrstühle in den USA unter Trump nicht mehr ohne Weiteres mit ausländischen Kräften besetzt werden können. Anfragen gebe es bereits.
Von den Lehrenden wurde beklagt, dass sich immer weniger Schüler und Schülerinnen für MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) interessierten. Gegenlenken könnte man etwa durch verpflichtende Praktika oder die Einbindung solcher Praktika etwa am Umwelt-Campus in die Lehrerausbildung oder auch durch die verpflichtende Einrichtung sogenannter Maker Spaces, wie es sie am UCB bereits gibt, in jedem Landkreis, um jungen Menschen aufzuzeigen, was angewandte Wissenschaft tatsächlich leistet. Die Bundestagspräsidentin gab zu bedenken, dass Bildungspolitik Ländersache sei. Sie sehe es aber genauso: „Deutschland war in der Anwendung immer stark. Tüfteln, machen, Geld damit verdienen.“ Da sei etwas verloren gegangen in jüngster Vergangenheit. Sie bot sich an, bei der Vermittlung der Kontakte zum UCB etwa an den Fachoberschulen im Kreis zu helfen.