Sonderschau Mineralien-Welt
Blick ins Innere des Turmalins
Querschnitt durch einen Turmalin aus Madagaskar
Stiftung Turmalin-erleben. Stiftung turmalin-erleben

Er gilt unter Fachleuten als einer der schönsten und auch teuersten Edelsteine. Auch Laien sind von Turmalinen sofort fasziniert. Im „Turmalinzimmer“ auf der Mineralien-Welt wird das farbenfrohe Gestein am Wochenende in ein besonderes Licht gerückt.

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1000 bunte Turmalinscheiben, stimmungsvoll erleuchtet, sind das Highlight der Sonderschau auf der Mineralien-Welt 2025. Im „Turmalin-Zimmer“ blicken die Besucher wortwörtlich ins Innere dieses besonderen Schmucksteins.

Die Börse, die sich an Sammler und Händler wendet, findet am kommenden Wochenende in der Messe Idar-Oberstein statt. Seit 2010 gesellen sich jeweils Ende Mai zu den heimischen Anbietern von Edelsteinen, Mineralien, Fossilien, Schmuck und exklusiven Steinobjekten weitere Händler und Sammler aus fast ganz Europa und Übersee. R und 80 Aussteller präsentieren dann ihr vielfältiges Produktsortiment auf einer Ausstellungsfläche von gut 2500 Quadratmeter.

So sieht es im Turmalin-Zimmer auf der Mineralien-Welt aus.
Stiftung turmalin-erleben. So sieht es im Turmalin-Zimmer aus.

Die polychrome und kristallographische Komplexität der bis zu 20 Kilogramm schweren Turmaline aus Madagaskar sind Alleinstellungsmerkmale dieser Kristalle in der Welt der rund 3000 Mineralarten, die fast alle in Idar-Oberstein präsentiert werden. Sägt man sie fachgerecht in lange Serien dünner Scheiben, wird die sonst unbekannte Innenwelt sichtbar. „Neben dem Staunen, das sich wie von selbst einstellt, ermöglicht diese Präsentationsform, den inneren Aufbau der komplexen Kristalle zu verstehen“, sagt Initiator Michael Benner. Der Verein Turmalin-erleben e.V. (www.turmalin-erleben.de) und die Stiftung Turmalin haben sich dieser Aufgabe verschrieben. „Einige Mitglieder haben die vielfältigen Verarbeitungs- und Präsentationstechniken weiterentwickelt. Mit den fachgerecht aufbereiteten Exponaten will unser Verein die umfangreichste europäische Sammlung von mehr als 1000 Turmalinscheiben in der Stiftung Turmalin der Öffentlichkeit bekannt machen.“

Ein wenig beachteter Aspekt beim Handel von Turmalinen sei, dass die madagassischen Minenarbeiter „sehr harte und gefährliche Arbeit leisten, damit diese unvorstellbare Pracht uns Importeuren, Sammlern und Genießern gezeigt werden kann“, sagt Benner. „Die Minensicherheit ist oft mehr als problematisch, sie ist zum Teil lebensgefährlich.“ Deshalb haben Initiatoren des Vereins Turmalin-erleben e.V. das Straßenkinderprojekt Zaza Faly in Madagaskar über Jahrzehnte hin unterstützt, um eine Art Ausgleich für die Ärmsten der Armen zu leisten. Auch darauf will die Präsentation aufmerksam machen, „denn diese Situation der Edelsteingewinnung ist in vielen Ländern Alltag“, weiß Benner.

Turmaline

Die Mineralien der Turmalingruppe nehmen aufgrund ihres Farbenreichtums und ihrer exakten geometrischen Formen eine herausragende Stellung unter den Edelsteinen ein – das drückt sich auch in den Preisen der schönsten und makellosesten Exemplare aus. Eindrucksvoll sichtbar wird die Vielfalt an Farben und Formen in den großen Querschnitten der Turmaline Madagaskars, wie sie die Stiftung Turmalin-erleben auf der Mineralien-Welt Idar-Oberstein präsentiert. „Besonders schöne und farbenreiche Turmalinkristalle bilden sich in Hohlräumen (Pockets) pegmatitisch gebildeter Gesteine, wo sie sich oft frei ausbilden, sodass sich zum Teil riesige Kristalle bilden können“, schreibt Friedrich Benesch in seinem Fachbuch „Das Turmalinjahr“. Weitere klassische Fundgebiete neben Madagaskar liegen in Brasilien, Namibia, Pakistan, Afghanistan, Russland und in den USA.

Die Turmaline gehören zur Gruppe der Bor-Ringsilikate und bilden Kristalle mit einer Dreieckssymmetrie mit unterschiedlich terminierten Endflächen. Der ideale Turmalinkristall ist eigentlich farblos (Achroit), aber durch die große Variabilität des Kristallgitters sind nahezu alle Farbkombinationen möglich. Weitere Farbbezeichnungen sind unter anderem der grüne Verdelith, der blaue Indigolith. Berühmt sind auch die Rottöne des Rubellits. red

Michael Benner kennen viele Mineralienfreunde und auch NZ-Leser von etlichen Artikeln: Er hat als Lehrer 28 Jahre lang eine große Schülerfirma in Berlin geleitet, die gewerblichen Mineralienhandel betrieben hat: „Wir haben von Berlin aus jedes Jahr eine Einkaufsfahrt nach Idar-Oberstein unternommen, um unseren Jahreseinkauf abzudecken.“ Die Schülerfirma Steinbrücke habe über die Jahre einen Umsatz von mehr als 400.000 Euro erwirtschaftet und alle Gewinne zu 100 Prozent an Straßenkinderprojekte gespendet „und zwar in Ländern, aus denen die Mineralien kommen, denn die Menschen, die die Mineralien in Madagaskar oder Brasilien fördern, bekommen für ihre Arbeit viel zu wenig, die Gewinne bleiben in den Industrieländern, wie bei Tee, Kaffe und vielen anderen Rohstoffen auch“, so Benner im NZ-Gespräch. Er selbst hat mit dem Mineralienhandel begonnen, als er sieben Jahre alt war, „zunächst natürlich unter den Fittichen meines Vaters. Nach diesem Einstieg habe ich 62 Jahre lang ohne Unterbrechung jedes Jahr in Idar-Oberstein eingekauft.“

Längsschnitt durch einen hinterleuchteten Turmalin, wie sie auf der Mineralienwelt präsentiert werden
Stiftung turmalin-erleben

Ergänzt wird das Angebot der Mineralienwelt durch die handwerkliche Demonstration des Graveurs Gerhard Pauly. Für die jungen Besucher gibt es an den Ständen des Deutschen Edelsteinmuseums und der „ EdelSteinLand“ Tourist Information Bastel- und Malaktionen mit Edelsteinen, ein Schätzspiel und ein Glücksrad. In Halle 3 ist eine große Hüpfburg aufgebaut, auf der die jüngeren Besucher nach Lust und Laune toben können.

Die Mineralien-Welt ist am Samstag von 10 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 6 Euro (ermäßigt 4,50 Euro). Die Zweitageskarte gibt es für 10 Euro.

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