Obersteiner Museum im Fokus
Bengel ist eine Perle in der Museumslandschaft
Über die Auszeichnung "Museum des Monats" freuten sich bei einer Feier im Industriedenkmal (von links) Miroslaw Kowalski, Peter Wenzel, Friedrich Marx, Miriam Anders und Jürgen Hardeck.
Kurt Knaudt

Die Auszeichnung „Museum des Monats“ wird seit August 2022 ausgelobt. Sie hat zum Ziel, die Museumsarbeit vor allem kleiner und mittelgroßer Museen landesweit in den Fokus rücken.

Entscheidender als die 1000 Euro, die mit der Auszeichnung „Museums des Monats“ verbunden sind, ist deren symbolischer Wert: Darauf wies Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck hin, als er am Freitag im Industriemuseum Jakob Bengel die Urkunde an Peter Wenzel, den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, überreichte. Denn diese Ehrung vergebe das Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration keineswegs willkürlich. Sie bleibe vielmehr „nur den besonderen Perlen“ unter den kleinen und mittelgroßen Museen im Land vorbehalten.

Von den vielen Hundert in Rheinland-Pfalz wird dieses Prädikat in einem Auswahlverfahren, an dem auch der durch Geschäftsführerin Miriam Anders vertretene Museumsverband beteiligt ist, nur an insgesamt 50 verliehen – „und dieses Museum gehört zu Recht dazu“, betonte der Staatssekretär. Ihn beeindruckt, dass dieser Ort den Eindruck vermittelt, „als ob die Arbeiter nur mal kurz weggegangen sind und gleich wiederkommen, um ihre Arbeit fortzusetzen“.

Netzwerk als tragende Säule

Aber das ist noch nicht alles: Dass die Wahl auf Bengel gefallen ist, begründete Hardeck auch damit, dass es ein lebendiger Ort sei, an dem nicht nur Schmuckdesign, sondern auch zeitgenössische Themen behandelt werden, wie beispielsweise die Klimakrise. Auch der Bestand des 1873 als Uhrkettenfabrik gegründeten Industriedenkmals ist nach seinen Worten spektakulär: Dazu gehören 120 Maschinen, Tausende Werkzeuge und jede Menge Musterbücher – „eine außergewöhnliche Sammlung“, wie der Staatssekretär hervorhob.

„Ungewöhnlich und großartig“ ist für ihn auch das Netzwerk, das dieses Museum trägt. „Wir sind eine kleine und im Grunde bettelarme Stiftung, aber uns fliegen die Herzen zu“, hatte zuvor Peter Wenzel berichtet – und dazu eine Tafel hochgehalten, auf der die große Zahl der Sponsoren und Unterstützer vermerkt war. Die helfen auch bei den jüngsten und noch anstehenden Investitionen in die ehemaligen Arbeiterhäuser und die Fabrikantenvilla.

Nach Aussage von Jürgen Hardeck hat das Land erst spät angefangen, das Thema Industriekultur zu entdecken, das nach seiner Einschätzung immer mehr Menschen interessiert. Als Musterbeispiel gilt dabei die Sayner Hütte bei Bendorf, die im März Preisträger war. Zu diesem Komplex bereitet das Ministerium nach Aussage des Staatssekretärs eine eigene Homepage vor, „die die Sichtbarkeit weiter vergrößern wird“.

Würdigung für die Stadt

Davon könnte auch das Bengel-Museum profitieren, dessen Zuschauerzahlen wie die vieler anderer Häuser in der Corona-Zeit einbrachen. Davon hat es sich bis heute noch nicht vollständig erholt. Kamen 2019 noch fast 7000 Besucher, so waren es 2024 knapp 5000. Als großes Ziel nennt Peter Wenzel im Gespräch mit unserer Zeitung die Marke von 10.000. „Aber ich glaube eher nicht, dass wir das in meiner Amtszeit noch erreichen werden.“

Museum des Monats: „Das ist nicht nur eine besondere Würdigung für die Bengel-Stiftung, sondern für die ganze Stadt“, betonte Bürgermeister Friedrich Marx. Auch weil damit deutlich gemacht werde, dass Kulturarbeit auf hohem Niveau nicht nur in den Metropolen stattfindet. Für ihn ist diese Auszeichnung ein starkes Zeichen für Qualität, Innovation und gelebte Erinnerungskultur.

„Schon wenn man reinkommt, spürt man: Das ist ein besonderer Ort“, schwärmte der Bürgermeister, der Peter Wenzel und dem Freundeskreis große Anerkennung zollte: „Ihre Arbeit macht dieses Ensemble lebendig.“ Landrat Miroslaw Kowalski erinnerte daran, „dass die Wilhelmstraße mal eine Industriestraße war“. Er bekundete seinen Stolz über dieses Museum, den er mit einer Spende von 500 Euro zum Ausdruck brachte. Heute liegt die Wilhelmstraße im Abseits, was dazu führt, dass es keine Laufkundschaft gibt, und nur Besucher kommen, die das Industriedenkmal gezielt ansteuern. Umso wichtiger ist die breite Unterstützung, die es genießt.

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