Besucher aus dem Saarland wie auch Gäste aus dem Hunsrück oder eine Landfrauengruppe aus Bensheim im Odenwald, sie alle fühlten sich im historischen Herrsteiner Ortskern um Jahrhunderte zurück versetzt. Nicht nur Marktbeschicker, auch viele Gäste waren in historischen Gewandungen zu sehen, was zum besonderen Flair beitrug.
Waren es vor der Corona-Pandemie mehr als 70 Marktbeschicker, so waren diesmal nur 60 am Start. „Einige Marktbeschicker gibt es durch die Pandemie oder aus Altersgründen nicht mehr, dafür kamen aber auch einige neu hinzu“, erzählte Marktmeister Andreas Wahl aus Eckersweiler. Töpfer, Drechsler, Seifensieder, Korbmacher, Strickdreher, Täschner, Gold- und Silberschmiede, Messer- und Werkzeugschmiede, Spielzeugmacher, Schriftenmaler, Glaskünstler zeigten ihre alte Handwerkskunst, Bauern brachten Brot, Wurst und Käse, Gemüse, Obst, Honig und Kräuter zum Markt.
Auch Räucherwerk, Felle, Glasperlen, handgesponnene Wolle und von Seilern gedrehte Stricke waren zu finden. Man konnte dem Schmied über die Schultern schauen, Wippdrechsler Bernd Keilwerth aus Neustadt an der Aisch ließ Jung und Alt sich selbst an der Drechselbank versuchen, ein Holzstück zu bearbeiten. „Pamie Pattie“ lud die Kleinen mit ihren Marionetten ins Land der Phantasie ein. Märchenerzählerin Stella Monte, Bogenschießen auf der Wiese hinter der Stadtmauer und Pferdereiten am Fischbach im Mittelalterlager sorgten für viel Freude und Abwechslung. Auch am Stand des Herrsteiner Künstlers Wolfgang Dienhart mit seinen Eichenskulpturen kam man schlecht vorbei, wie auch nicht bei den „Lehmpiraten“ der Handwerkskammer Koblenz im Hof Lind.
Grandiose musikalische Unterhaltung wurde von Spielleuten mit Dudelsackgetöse und Donnertrommeln geboten, anderswo sorgten Tanzweiber mit Trink- und Räuberliedern beim staunenden Volk für Stimmung. Thelonius Dilldapp spielte auf historischen Instrumenten von Laute bis Drehleier auf und gab mit sonorem Bariton herzzerreißende Lieder und schreckliche Moritaten aus der Zeit des Schinderhannes zum Besten. Ein Hingucker war auch die Gruppe Räuber-Pack, die mit Jonglage, Taschenspiel und historischen Liedern mit Sackpfeife, Flöte und Klampfe zu gefallen wusste. Auch das Duo „Si Vinum Musica“ mit ihrem reichen Liedgut und Die verirrten Piraten zogen durch die Gassen und spielten dem Volk auf.
Und über all dem bunten Treiben lag der Duft von Baumstriezel, ungarischem Langosch, Hunsrücker Fladen, Knoblauchbrot, Flammkuchen, Braten, Wein und Gerstensaft. Der Veranstalter war froh, dass bei stärker werdendem Regen gegen Abend das Kulturprogramm noch durchgezogen werden konnte.