Schulentwicklungsplan
Bei den Grundschulen zeichnet sich ein Rückgang ab
Marilena Göthner von der Abteilung 2 (Schulen, Jugend, ÖPNV) stellte den Schulentwicklungsplan jetzt im Kreistag vor.
Karsten Schultheiß/Kreisverwaltung

Erstmals haben alle Schulträger - die Verbandsgemeinden, die Stadt Idar-Oberstein und der Landkreis Birkenfeld - einen gemeinsamen Schulentwicklungsplan erstellt. Der wurde jetzt im Kreistag vorgestellt.

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Zum 1. August 2020 trat eine Neufassung des Schulgesetzes Rheinland-Pfalz (SchulG) in Kraft, nach der nun auch Verbandsgemeinden, verbandsfreie Gemeinden und große kreisangehörige Städte für die in ihrem Gebiet gelegenen Schulen regionale Schulentwicklungspläne zu erstellen haben. Die Verbandsgemeinden im Landkreis Birkenfeld, die Stadt Idar-Oberstein und der Nationalparklandkreis hatten sich daraufhin entschlossen, eine gemeinsame Software anzuschaffen und einen Schulentwicklungsplan für den gesamten Landkreis zu erstellen. Die erste Fassung stellte Marilena Göthner aus der Abteilung 2 (Schulen, Jugend, ÖPNV) jetzt im Kreistag vor.

Die Schulentwicklungsplanung (SEP) hat das Ziel, eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige schulische Infrastruktur zu gewährleisten. Dabei werden viele Aspekte berücksichtigt, um die Bildungslandschaft im Nationalparklandkreis weiterzuentwickeln. Zu den Hauptzielen gehören eine bedarfsgerechte Schulstruktur, aber auch Inklusion und Chancengerechtigkeit. Die Planung soll sicherstellen, dass alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer Herkunft, sozialen Schicht oder besonderen Bedürfnissen eine angemessene Bildung erhalten können. Dazu gehört auch die Förderung von Inklusion.

Grundschüler von heute sind die Schüler der weiterführenden Schulen von morgen

Durch die Schulentwicklungsplanung kann frühzeitig auf demografischeVeränderungen reagiert werden und die Schulstruktur an sinkende oder steigende Schülerzahlen in bestimmten Regionen angepasst werden. Die Planung soll sicherstellen, dass die vorhandenen Ressourcen, Schulgebäude wie Finanzmittel, effizient genutzt werden, um eine nachhaltigeEntwicklung des Bildungssystems zu gewährleisten.

Das gemeinsame Vorgehen mache Sinn, sagte Marilena Göthner. Denn schließlich seien „die Grundschüler von heute die Schüler der weiterführenden Schulen von morgen“. Doch leider sind gradlinige Schullaufbahnen nicht garantiert, dafür ist alleine schon die Auswahl der weiterführenden Schulen zu groß. Und dann gibt es ja auch noch die Schüler aus dem Saarland, die Schulen im BIR-Land besuchen und umgekehrt. Genaue Zahlen über diesen „kleinen Grenzverkehr“ gibt es nicht, wie die Kreistagsmitglieder erfuhren. Auch können Faktoren wie wirtschaftliche Entwicklungen oder Migration nur bedingt vorausgesehen werden.

Alle Schulen im Landkreis auf einen Blick

16 Grundschulen: Baumholder, Heimbach, Birkenfeld, Brücken, Hoppstädten-Weiersbach, Niederbrombach, Rhaunen, Oberreidenbach, Fischbach, Kempfeld sowie in Idar-Oberstein die Schulen in Idar, Oberstein, Algenrodt, Tiefenstein, Göttschied und Weierbach

Acht weiterführende Schulen: Integrative Realschule plus Idar-Oberstein (in Trägerschaft der Stadt), Kooperative Realschule plus Idar-Oberstein Ida-Purper-Schule, Realschule plus und Fachoberschule Birkenfeld, Integrierte Gesamtschule Herrstein-Rhaunen, Gymnasium Birkenfeld, Göttenbach-Gymnasium, Gymnasium an der Heinzenwies und Berufsbildende Schule/Harald-Fissler-Schule (alle in Idar-Oberstein und alle in Trägerschaft des Kreises)

Vier Förderschulen: Peter-Caesar-Schule Idar-Oberstein, Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen Birkenfeld, Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen Idar-Oberstein/Nahetal-Schule, Sprachheilschule Idar-Oberstein

Dennoch ist der SEP aufschlussreich: Zu jeder der 28 Schulen im Kreisgebiet gibt es ein eigenes Kapitel mit einer Selbstdarstellung und einer Prognose der Schülerzahl. Interessant dabei: Der Peak bei den Schülerzahlen (also der Höhepunkt) wird bei den Sechsjährigen (also den Schulanfängern) bei den meisten Schulen im kommenden Schuljahr erreicht, bei einigen etwas später, bei den Zehnjährigen (also beim Wechsel auf weiterführende Schulen) entsprechend vier Jahre später. Das heißt für die Kommunen: Nach etwa 2030 dürfte der Bedarf an weiteren Räumen und Gebäuden erst einmal gebrochen sein. Derzeit wird in Birkenfeld an der Realschule plus und an der Nahetal-Schule im Schulzentrum Bein in Idar-Oberstein viel Geld in die Hand genommen, um dem gestiegenen Raumbedarf gerecht zu werden. Auch die Peter Caesar-Schule platzt aus allen Nähten: Die Schülerzahlen sind von 84 im Schuljahr 2020/21 auf aktuell 135 gestiegen. Nun soll sie Räume der Ida-Purper-Schule in der Vollmersbachtalstraße mitnutzen.

An drei Grundschulen droht mittelfristig die Einzügigkeit

Beim Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen machen die Grundschulen in Heimbach und Hoppstädten-Weiersbach Sorgen, wo spätestens 2033/34 die Einzügigkeit droht, im Doppelort an der Nahe sogar schon etwas früher. Auch in Oberreidenbach werden mittelfristig nur noch Schüler für eine Klasse erwartet. Die Schülerzahlen in den Grundschulen in Idar-Oberstein sind hingegen „erkennbar stabil“, wie im SEP nachzulesen ist. Stabile Prognosen gibt es auch für die weiterführenden Schulen und die drei Gymnasien, denen stabile oder gar leicht steigende Schülerzahlen bis weit in die 2030er-Jahre prognostiziert werden. Bei den Gymnasien sei festzuhalten, dass „diese ausreichend groß sind, um inhaltliche Vielfalt zu bieten“. Die Kooperative Realschule plus und Fachoberschule Birkenfeld könnte in den 2030ern sogar fünfzügig werden, wenn sich die Zahlen so weiterentwickeln.

Bei den Förderschulen sind Prognosen noch schwieriger, sie weisen aber zum Teil schon jetzt mehr Schüler auf, als es die Räumlichkeiten hergeben.

Ein weiterer Punkt, der den Schulen im Nationalparklandkreis zugute komme, sei die Sportentwicklung. Durch den geplanten Ausbau der Sportanlage am Schulzentrum Bein könne am Göttenbach-Gymnasium ein Sportleistungskurs angeboten werden. Die Sporthalle an der Realschule plus Idar-Oberstein (Ida-Purper-Schule) soll ab dem Schuljahr 2028/2029 ertüchtigt werden. Durch die Übernahme des Stadions in Birkenfeld durch den Landkreis gebe es nun bessere Bedingungen für den Sportleistungskurs am Gymnasium Birkenfeld. „Generell können alle Schulen, die ,Am Berg’ angesiedelt sind, das Stadion für ihren Unterricht nutzen“, heißt es im SEP.

Nationalparklandkreis ist bei den Schulen insgesamt gut aufgestellt

Insgesamt sei der Nationalparklandkreis bei den Schulen gut aufgestellt, resümierte Marilena Göthner am Ende ihrer Ausführungen. Man biete ein gutes Angebot an unterschiedlichen Schulabschlüssen. Nachdem in jüngster Vergangenheit an vielen Stellschrauben gedreht wurde, wie die Errichtung des beruflichen Gymnasiums mit Schwerpunkt Biologietechnik, neue Bildungsangebote mit dem Schwerpunkt Sozialwesen sowie die Einführung eines Berufsvorbereitungsjahrs an der BBS Idar-Oberstein, könne man nun etwas ruhiger in die Zukunft schauen.

„Die Arbeit hat sich gelohnt. Wir haben jetzt Daten aus einer Hand“, lobte der Landrat. Der Kreistag stimmte der Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung für den Nationalparklandkreis Birkenfeld in der vorgelegten Fassung einstimmig zu. Das hatte der Schulträgerausschuss in seiner April-Sitzung bereits getan.

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