Aus für Carl Schmidt & Co
Bei „Babbedeckels Carl“ in Idar ist bald Schluss
Sven Kritz gibt auf: Bis zum Jahresende wird Carl Schmidt & Co schließen.
HOSSER. Hosser

Bei „ „Babbedeckels Carl“ gehen schon bald die Lichter aus. Damit verliert Idar einen der wenigen Anziehungspunkte, die noch in der Fußgängerzone vorhanden sind.

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Die Nachricht auf Facebook sorgte bei vielen für einen Schockmoment: Sven Kritz, Inhaber von Carl Schmidt und Co in Idar, verkündete, dass er spätestens bis zum Jahresende schließe. Mit dem Aus vom „Babbedeckels Carl“ endete eine Tradition, die weit zurückreicht.

Die Firma Carl Schmidt & Co wurde 1883 im Stadtteil Idar gegründet. Bereits in kürzester Zeit erwarb sich die Firma einen hervorragenden Ruf in den Sparten Schreibwaren, Buchhandel und Buchbinderei. 1921 wechselte der Inhaber zu Herrn Carl Schmidt II. und die Qualität des Geschäfts wurde weiterhin verbessert. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Carl Schmidt III. die Leitung des Betriebes. „Babbedeckels Carl“ wurde wieder zentrale Anlaufstelle für die Idar-Obersteiner, wenn es um Schreibwaren, Buchhandel oder Papeterie ging. 1953 schließlich fand der Umzug in die heutigen Räume statt, und ein weiterer Umbau 1973 verlieh Carl Schmidt & Co ein zeitgemäßes Ambiente. 1991 übernahm Erika Schmidt-Hönig zusammen mit ihrem Mann Volker Hönig den Betrieb. Durch weitere Aktivitäten wurde der Betrieb um die Sparte Büromöbel weiter ausgebaut.

Sven Kritz, der zuvor im Laden angestellt war, übernahm „Babbedeckels Carl“ im Januar 2021. „Leider war der Beginn schwierig, da das Geschäft aufgrund der Corona-Pandemie nicht vollständig öffnen konnte. Das Click- und Collect-System konnte die laufenden Kosten nicht decken, was zu finanziellen Engpässen im weiteren Verlauf führte. Damit wurden wichtige Rücklagen für die Zukunft aufgezehrt“, berichtet der 48-jährige Familienvater.

Sven Kritz (links, stehend) versuchte, mit Veranstaltungen das Geschäft zu beleben.Letztlich wurden seine Erwartungen nicht erfüllt. Der aktuelle Inhaber gibt auf.
Hosser

Einer der großen Punkte, die nun eine Rolle spielten, sei der herausfordernde Verlauf des letztjährigen Schulbuchgeschäfts. Hier seien Paletten teils falsch abgestellt und stark verspätet geliefert worden: „Da die Schulbuchbestellungen nur dann gewinnbringend sind, wenn jede Bestellung vollständig und pünktlich geliefert wird, kam es dadurch zu großen Umsatzeinbrüchen, da Kunden – verständlicherweise – von der Bestellung zurücktraten, wenn die Bücher erst zwei Wochen nach Schulbeginn eintrafen.“

Ein Foto aus vergangenen Tagen: Erika Schmidt-Hönig bei einem der Feste zum Erscheinen eines neuen "Harry Potter"-Romans. Der Hype war riesig.
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Ein weiter Aspekt, den Kritz, der immer wieder mahnte, dass man Idar nicht vernachlässigen dürfe, anbringt. „Die stetigen Preiserhöhungen machen das Buch zu einem Luxusgut. Nur ein Beispiel: Die jüngst erschienene Angela-Merkel-Biografie kostet 42 Euro… Dies hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass der Umsatz in der Buchbranche gehalten werden konnte, es aber weniger Absatzmengen gab, da der Preis erhöht wurde. Wenn der Preis eines Taschenbuchs von 9,99 Euro auf bis zu 12,99 Euro angehoben wird, ist das für manche ein Entscheidungskriterium gegen den Kauf.“

In der Summe zu niedrig...

Die Fußgängerzone Idar habe sich leider so verändert, dass sie keine großen Anreize seitens der Geschäftsstruktur biete: „Die Geschäfte liegen teilweise zu weit auseinander, als dass sie voneinander profitieren könnten. Ein Kunde macht sich selten gezielt auf den Weg in die Fußgängerzone, um mal ganz spontan shoppen zu gehen. Die Lage des Geschäfts war dank der umliegenden Gastronomie zwar immer noch sehr gut, aber in Summe trotzdem zu schlecht.“

Seitens der Stadt wäre, so formuliert es Kritz, eine größere Unterstützung aller Geschäfte der Fußgängerzone wünschenswert gewesen. Der Ansatz, zum Beispiel After-Work-Partys, sei definitiv gut, das bringe wieder Leben auf den Schleiferplatz: Schade sei jedoch, dass zum Beispiel bei anderen Veranstaltungen die Geschäfte nicht in die Veranstaltung integriert, sondern durch unvorteilhafte Positionierung teilweise ausgeschlossen worden seien.

Natürlich schließe er persönliche, falsche kaufmännische Entscheidungen nicht aus, gibt sich Kritz, der den treuen Kunden dankt, selbstkritisch.

Dies alles führe nun zur Situation, dass ein weiteres Aufrechterhalten des Geschäftsbetriebs nicht möglich sei. Innerhalb dieses Jahres soll der Lagerbestand inklusive der Einrichtung und der Dekorationsartikel abverkauft werden und der Rückbau erfolgen. Kritz kündigt an, sich eine „Stelle zu suchen, egal, in welcher Branche, um die laufenden Kredite des Geschäfts zu bedienen“.

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