Die Serie startete am vergangenen Freitag unter dem Thema „Begegnungen in Häppchen“ mit einem einleitenden Auftritt in der Form eines freien Improvisationsspiels zwischen Kathy Becker in der Rolle der hysterisch-ängstlichen Darstellerin und ihrer Bühnenpartnerin Loraine Iff als cool-abgezockte Mimin, deren Interesse mehr in der Suche nach leckeren Canapés lag. Nach diesem humorvollen Intro startete Kathy Becker mit der Lesung einer in England spielenden Kurzgeschichte mit dem Thema und zeigte, daß je größer die sozio-kulturellen Unterschiede zweier Sich-Begegnender sind desto höher auch die Chancen sind, die in der Erweiterung der jeweiligen Horizonte liegen.
Von Beginn an nutzten die beiden Darstellerinnen die Möglichkeiten des Veranstaltungsortes. Die räumliche Situation lässt keine Distanz zu und so wurden die fast 30 Zuschauer direkt und ständig in das Programm eingebunden. Das tat Loraine Iff im dritten Teil, indem sie als Solistin in der Rolle einer völlig Fremden in Fantasiesprache dem Publikum persönlich begegnete, eine rudimentäre Kommunikation in Gang brachte und später mittels Spiegelschrift die individuellen Grenzen der Zuschauer erfragte. In ihrer Vergangenheit als weiblicher Part des Duos Theaterkiste (Clown Otsch) hat sie das dafür nötige intensive Mienenspiel total verinnerlicht.
Der letzte Teil wurde dann wieder völlig frei improvisiert, indem Wikipedia-Schlagworte zu Begegnungen schauspielerisch umgesetzt wurden. So erlebten die Zuschauer eine flüchtige Begegnung, eine erste Begegnung zwischen späteren Partnern, aber auch eine Begegnung mit Schlumpex, einem Katzenhundzombie, der mit vollem Körpereinsatz von Loraine Iff dargestellt und von Kathy Becker schließlich erfolgreich an die Leine gelegt wurde.
Inmitten der „aussagenden“ Plastiken von Anita Reichardt und der farbenfrohen Gemälde von Carmen Kroese hat Kamälion mit dem Kunstraum eine außerordentliche Location gefunden, die eine ganz andere, sehr direkte Art des Theaters ermöglicht und dem Publikum ein intensives Gesamterleben der drei darstellenden Künste bietet, wie es seinesgleichen suchen dürfte. Die anfangs von Loraine Iff gesuchten Canapés waren übrigens überreichlich vorhanden und werden liebevoll handgemacht auch die weiteren Termine abrunden. Dietmar Schuch